Montag, 10. September 2018
Mordsache "Dünner Mann"
Regie: W. S. van Dyke
Ein Fall für Nick und Nora...
Bei allen Thin Man-Filmen sollte man dem Krimi-Plot keine allzu grosse Beachtung schenken, selbst wenn Hammett dahinter steht. Vor der Kooperation mit Loy war Powell mit der Philo Vance-Serie erfolgreich, möglicherweise hat man deswegen zunächst diese Mystery-Reihe als passendes Vehikel aufgelegt. Etwas später hat man die beiden dann auch in Romanzen wie "Libeled Lady" oder "Double Wedding" zusammengespannt. Ausschlaggebend für den Erfolg ihrer Filme war immer die Schilderung dieser Paarbeziehung. Die war damals sehr originell und neu. Er übertrieb immer ein bisschen, während sie untertrieb. Ein tolles Zusammenspiel und perfektes Timing und vor allem ein glücklich verheiratetes Paar, das auch nach der Hochzeit noch seinen Spass hatte. Die Mischung aus Crime und Screwball wurde dadurch zum populären Kinomotiv.
Der charmant ironische Nick Charles (William Powell) war einmal ein berühmter Privatdetektiv, doch dann kam die aristokratisch unterkühlte Nora (Myrna Loy) und die Liebe. Er heiratete die Millionenerbin und zog sich aus dem Schnüfflergeschäft zurück. Nun begnügt er sich das Vermögen seiner Frau so zu verwalten, dass sie nicht zuviel davon ausgibt. Das Ehepaar ist kinderlos, hat aber durch den Terrier Mr. Asta (Skippy, ein beliebter Vierbeiner, der in diversen Hollywoodfilmen mitspielte - u.a. in "Leoparden küsst man nicht" und "Die schreckliche Wahrheit" und sich vermutlich um 1939 aus dem Filmgeschäft zurückzog) viel zu tun. Ausserdem trinken sie gerne trockene Martini in Überdosis. Doch eine Freundin der Familie reißt ihn aus seinem selbst auferlegten Ruhestand. Dorothy Wynant (Maureen O´Sullivan) macht sich große Sorgen um ihren Vater, den Wissenschaftler Clyde Wynant (Edward Ellis). Der hat sich auf eine Reise begeben, hat jedoch keinem das Ziel der Reise genannt. Er wollte aber zur Hochzeit von Dorothy an Weihnachten wieder zuhause sein. Doch er ist verschwunden. Sein Anwalt Herbert MacCauley (Porter Hall), seine Exfrau Mimi Jorgensen (Minna Gombell), deren jetziger Gatte Chris Jorgensen (Cesar Romero), Wynants von der Mutter behüteter Sohn Gilbert (William Henry) und Wynants Geliebte Julie Wolf (Natalie Moorehead) sind ratlos. Vor der Abreise kam es zum Streit wegen Wertpapieren, die Wynant Dorothy zur Hochzeit schenken wollte und die 50.000 Dollar wert sind. Auf Drängen der neugierigen Nora, die es gar nicht abwarten kann, die aufregende Welt des Verbrechens kennenzulernen, geht Nick der Suche nach dem verschwundenen dünnen Mann nach. Schon bald findet er eine Leiche...
Regie des Kinoerfolgs führte W. S. van Dyke (Tarzan, der Affenmensch, San Francsico). Er galt als sehr sparsamer Regisseur, der jede Szene möglichst nur einmal drehte. Er war es auch, der das Gespann Powell und Loy bei den Produzenten erfolgreich durchboxte, nachdem er mit den beiden bereits bei "Manhattan Melodrama" zusammengearbeitet hatte. Der Rest ist Filmgeschichte - das Duo avancierte zu einem der erfolgreichsten Leinwandpaare der Filmgeschichte. Aus heutiger Sicht muss aber feststellen, dass die Combination Krimi und Comedy nicht immer perfekt funktioniert. Meines Erachtens bleibt die Spannung etwas draussen, auch wenn Kameramann James Wong Howe besonders in der einen Szene, in der Wynant noch einmal auf nächtlicher Straße zu sehen ist, ein unheilvolles Bild schafft. Die besten Szenen hat der Film mit seinen humorigen Anteilen. Etwa dann, wenn Nick Charles in der alten Fabrik einen Einbrecher stellt und seinen verängstigten Begleiter Mr. Asta, der bereits in eine Ecke geflüchtet ist, als blutrünstiger Beißer in Szene setzt. Am Ende ein bisschen Agatha Christie Feeling. Die Familie Wynant und weitere Verdächtige der Geschichte werden von Nick und Nora zu einem Dinner eingeladen - dort will der Detektiv den Mörder entlarven. Beim genaueren Hinsehen ist Nick Charles nicht ganz so grundverschieden von Dashiell Hammetts bekannteste Romanfigur Sam Spade aus dem Buch "Der Malteser Falke".
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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