Dienstag, 25. Juni 2024

Beau Travail - Der Fremdenlegionär


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Claire Denis

Die Obsessionen des Feldwebels...

Die alle 10 Jahre stattfindene Umfrage von "Sight und sound" um die besten Filme aller Zeiten zu ermitteln, war 2022 stark geprägt von dem Wunsch auch weibliche Regisseure und ihre Arbeiten stärker zu berücksichtigen. So konnten diesmal Filme wie "Das Piano" von Jane Campion, "Cleo" von Agnes Varda" und "Beau Travail" von Claire Denis ausgewöhnlich gute Ergebnisse einfahren. Spitzenreiter wurde sogar "Jeanne Dillman" von Chantal Akerman, die sogar "Vertigo" von Alfred Hitchcock und "Citizen Kane" von Orson Welles auf die Plätze 2 und 3 verwies. "Beau Travail" kam bei der Umfrage auch in die Top 10 und landete auf Platz 7. Die Filme von Claire Denis heben sich deutlich vom klassischen Erzählkino ab. Ihre Art des Filmschnitts, bei der Pausen und Rhythmus wichtig sind, werden mit der Improvisation der Jazzmusik verglichen. Sie erzählt Geschichten oft nicht linear, sondern durch gleichwertig nebeneinander gestellte scheinbare Episoden bzw. Nebenhandlungen. Gesten, Blicke, Körperlichkeit und Musik haben einen hohen Stellenwert. Auf psychologischen Realismus wird verzichtet, die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit können verschwimmen und genau so ist auch ihr Meisterwerk "Beau Travail" aufgebaut, der Einblicke in das Leben der Fremdenlegion gibt.
Adjutant-Chef Galoup (Denis Lavant) von der französischen Fremdenlegion blickt von seinem Zuhause in Marseille aus auf sein Leben zurück. Er erinnert sich an seine Zeit in Dschibuti, wo er eine Abteilung unter dem Kommando von Kommandant Bruno Forestier (Michel Subor) anführte. Galoup bewunderte und beneidete viele von Forestiers Eigenschaften, darunter die offensichtliche Zuneigung der Männer, und trägt ein Armband mit Forestiers Namen. Galoup hat eine Freundin aus Dschibuti, und sie gehen oft tanzen. Eines Tages schließt sich ein neuer Rekrut namens Gilles Sentain (Gregoire Colin) Galoups Abteilung an. Galoup hegt eine unmittelbare und scheinbar irrationale Feindseligkeit gegenüber Sentain und schwört, ihn zu vernichten. Er fühlt sich von dem neuen Soldaten auf seltsame Art bedroht. Als Sentain einem anderen Soldaten, der zur Strafe gezwungen wird, in der Hitze des Tages ein großes Loch zu graben, eine Feldflasche mit Wasser reicht, schimpft Galoup mit Sentain und schlägt ihm das Wasser aus der Hand. Sentain schlägt Galoup, der sich rächt, indem er Sentain zur Strafe in die Wüste führt und ihm befiehlt, allein zum Stützpunkt zurückzulaufen. Galoup hatte jedoch zuvor Sentains Kompass manipuliert, wodurch dieser sich verirrte und in den trockenen Salzebenen vor Dehydrierung zusammenbrach. Sentain wird schließlich von Einheimischen gefunden und gerettet, kehrt jedoch nie zur Basis zurück und gilt als desertiert. Sein Kompass wird später von den Legionären bei einem lokalen Verkauf von salzverkrusteten Neuheiten gefunden und soll beweisen, dass Sentain tot ist. Unter der Annahme, dass Galoup Sentain entweder getötet oder versucht hat, ihn zu töten, wird Galoup von Forestier zu einem Kriegsgericht nach Frankreich zurückgeschickt, was seine Karriere in der Fremdenlegion beendet. Er macht sein Bett in tadelloser militärischer Manier, legt sich dann mit einer Pistole in der Hand darauf und liest laut den auf seine Brust tätowierten Satz:„Diene der guten Sache und stirb“. Der Film endet mit einer Sequenz von Galoup in einem Nachtclub in Dschibuti, wo er einen lebhaften akrobatischen Solotanz zu „The Rhythm of the Night“ aufführt....










Der Film und seine Geschichte sind inspiriert von der Kurzgeschichte "Billy Budd" von Herman Melville. Die eingeschworene Männergesellschaft wird von der Regisseurin äusserst interessant dargestellt. Dabei wirken die militärischen Übungen sowie alle anderen Ausdauer- und Kraftübungen mit nacktem Oberkörper wie die Aufführung eines Tanzes. Dafür wurde Choreograph Bernardo Montet engagiert, ganz nebenbei wird auch das Thema der verdrängten Homosexualität sichtbar, die Eifersucht und die Feindschaft des des Feldwebels kann nur dahingehend interpretiert werden. Claire Denis filmt die Männer in einer nie da gewesenen Sinnlichkeit und einer Mischung aus Naivität und Stolz. Die hohe Wertschätzung dieses Films ist sicherlich gerechtfertigt.









Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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