Regie: Chantal Akerman
Brüchige Routine...
Bei der jüngster "Sight and Sound" Umfrage über die
besten Filme aller Zeiten kam es zu einer echten Überraschung, denn der
1975 von Chantal Akerman wurde auf Platz 1 gewählt und verwies die
ultmativen Klassiker wie "Vertigo", "Citizen Kane", "2001" oder "Die
Reise nach Toyko" auf die Plätze. Sicherlich wurde bei dieser aktuellen
Umfrage sehr stark Wert darauf gelegt, dass auch weibliche Regisseure
besonders beachtet werden sollen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass
in den Top 100 auch Filme wie "Beau Travail" von Claire Denis, "Das
Piano" von Jane Campion, "Cleo" von Agnes Varda, "Portrait of a Lady in
Fire" von Celine Sciamma sehr gut abschnitten.
Die belgische Filmemacherin Chantal Akerman drehte ihr Meisterwerk "Jeanne
Dielman, 23 quai du Commerce, 1080 Bruxelles" im Jahr 1975, das auf dem
Filmfestival in Faro einen Preis als bester Film gewann und auch die
Hauptdarstellerin Delphine Seyrig (Der diskrete Charme der Bourgeousie,
Blut an den Lippen) durfte damals den Publikumspreis entgeben nehmen.
Dieser
strenge Ablauf wird beinahe schon in Echtzeit gezeigt - drei Tage lang
kocht und putzt und sie zeigt selten eine Gefühlsregung. Doch durch
diese präzise Sicht entdeckt der Zuschauer Risse in der Routine, denn
die perfekt kontrollierte Frau, die völlig fremdbestimmt und isoliert
lebt, wirkt zunehmend angespannter. Winzige Zuckungen der Gesichtsmuskel
weisen darauf hin, auch das Misslingen des Essens am Beispiel von
verkochten Kartoffeln gewinnen Bedeutung. Man gewinnt zunehmend das
Gefühl, dass diese Alltagsgeschichte in einer echten Katastrophe enden
wird. Und so ist es auch. Am Ende des dritten Tages, nachdem sie erneut
einen iihrer Stammkunden bedient hat, ersticht sie diesen ungerührt mit
einer Schere. Dann sitzt sie ruhig in ihrem verdunkelten Esszimmer und
wartet vermutlich auf die Heimkehr ihres Sohnes...
Bei der enorm langen Laufzeit fragt man sich vielleicht, ob tatsächlich soviel Laufzeit erforderlich war, um das ganze Ausmaß dieses menschlichen Schicksals aufzuzeigen. Denn dies macht den Film natürlich anstrengend, für eine kommerzielle Auswertung kommt er auch heute nicht in Frage. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es bis heute keine deutschsprachige DVD Ausgabe gibt. Langweilig ist der Film nicht, wenn man sich auf die Thematik einlässt und die ästhetische Strenge als interessantes Stilmittel ansieht. Eine konventionelle Dramaturgie hätte dem Film vermutlich die Originalität und Einzigartigkeit genommen. Sicherlich ist der Spitzenplatz in der Liste der besten Filme etwas hochgegriffen, aber sehenswert ist "Jeanne Dielman" jede Minute. Das minimalistische Meisterwerk gilt als das Schlüsselwerk des feministischen Filmschaffens.
Bei der enorm langen Laufzeit fragt man sich vielleicht, ob tatsächlich soviel Laufzeit erforderlich war, um das ganze Ausmaß dieses menschlichen Schicksals aufzuzeigen. Denn dies macht den Film natürlich anstrengend, für eine kommerzielle Auswertung kommt er auch heute nicht in Frage. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es bis heute keine deutschsprachige DVD Ausgabe gibt. Langweilig ist der Film nicht, wenn man sich auf die Thematik einlässt und die ästhetische Strenge als interessantes Stilmittel ansieht. Eine konventionelle Dramaturgie hätte dem Film vermutlich die Originalität und Einzigartigkeit genommen. Sicherlich ist der Spitzenplatz in der Liste der besten Filme etwas hochgegriffen, aber sehenswert ist "Jeanne Dielman" jede Minute. Das minimalistische Meisterwerk gilt als das Schlüsselwerk des feministischen Filmschaffens.
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