Regie: Ingmar Bergman
Ein faszinierendes Kammerspiel hat Bergman hier entworfen. Die Story: Zwei Frauen, die eine schweigt, die andere plappert, verschmelzen während eines Aufenthalts in einem Ferienhaus zuerst zu einer Person oder Identität, in dieser Erkenntnis fällt die Maske, die am Ende wahrscheinlich wieder von beiden angezogen wird, aber nicht ohne den Augenblick der nackten Wahrheit, Liebe und Hass zu durchleben, der die Zukunft beeinflussen wird.
Die beiden Schauspielerinnen liefern sensible Höchstleistungen ab, mitunter auch ein Verdienst der Weltklasse Kameraarbeit von Sven Nykvist, dass die Geschichte zwischen Schein und Sein auch so suggestiv funktioniert.
Die Sequenz, in der die missglückten Muttergefühle von Elisabeth
gedanklich im Raum stehen und ans Tageslicht kommen, Alma spricht, aber
die Kamera zeigt nur Elisabeth, fast so als würde die Stumme ihre
Lebensbeichte ablegen - nur in der Verschmelzung mit Alma ist diese
Offenbarung möglich. Dieser Dialog wird direkt wiederholt, nur diesmal
mit einer anderen Kameraeinstellung, die weniger traumhaft, sondern
rationaler wirkt, spricht Alma wieder die gleichen Worte an Elisabeth,
nur diesmal so als hätte sie deren tiefes Geheimnis aufgedeckt. Und die
Kamera zeigt auf Alma...
Ich habe selten so eine faszinierend gute
Filmszene gesehen. Formal streng und asketisch, inhaltlich reich an
metaphysischen und psychologischen Spekulationen, variiert der Film die
oft in seinem Gesamtwerk wiederkehrenden Grundmotive Bergmans – vor
allem die Abwesenheit Gottes und die Einsamkeit des auf sich selbst
gestellten Menschen. Bibi Andersson wurde für ihre grandiose Leistung
mit dem "Guldbagge" ausgezeichnet. Als Herr Vogler ist Gunnar
Björnstrand zu sehen.
Bewertung: 10 von 10 Punkten
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