Regie: Alfred Hitchcock
Krawattenmörder...
Die Rückkehr von Alfred Hitchcock nach England wird im Vorspann von "Frenzy" auf eindrückliche Weise zelebriert, der Zuschauer erlebt den Einzug in die Metropole aus der Vogelperspektive, die Stadt an der Themse wird bei wunderbarem und überhaupt nicht nebligem Wetter aus der Luft gezeigt. Nach der Towerbridge folgen wir in Richtung Parlamentsgebäude, dort steht eine Menschenmenge und hört einem Politiker zu, der sich für eine saubere Themse ausspricht und das Gewässer wieder klar und rein machen will. Doch die Zuschauer werden plötzlich unaufmerksam, denn am Themseufer wird etwas angespült - es ist der Leichman einer nackten Frau, an ihrem Hals eine Krawatte, mit der sie wohl erwürgt wurde.
Ein Raunen geht durch die Menge "Der Krawattenmörder hat wieder zugeschlagen". In den Pubs in London unterhält man sich über diese Schreckenstaten und über den noch nicht gefassten neuen "Jack the Ripper", aber es gibt auch Stimmen, die finden, dass London immer einen solchen unheimlichen Serienkiller braucht, er lockt den Tourismus in die Stadt.
In einem solchen Pub arbeitet der ehemalige Air-Force-Pilot und Offizier Richard Blaney (Jon Finch) als Barmann. Er hat schon bessere Tage gesehen und wirkt leicht abgrebrannt und mittellos.
Als sein Boss Forsythe (Bernard Cribbins) bemerkt, dass er sich am Whisky bereichert, feuert er ihn kurzerhand - sehr zum Leidwesen von Blaneys Kollegin Babs (Anna Massey), die ein Verhältnis mit dem smarten Ex-Pilot hat.
Blaney streift mittellos durch Londons Märkte und trifft seinen Kumpel, den Gemüse - und Obsthändler Robert Rusk (Barry Foster), der ihm seine Hilfe anbietet.
Doch Blaney lehnt ab und entscheidet sich ganz spontan seine Ex-Frau Brenda (Barbara Leigh Hunt) zu besuchen, die es durch eine seriöse Partnervermittlung zu gutem Wohlstand gebracht hat.
Deren Sekretärin Monica Barling (Jean Marsh) bekommt mit, dass nach der kurzen Wiedersehensfreude ein Streit zwischen den Beiden entbrennt, sie wird nach Blaneys Wutausbruch von Brenda heimgeschickt. Brenda lädt ihren Exmann zum Abendessen ein, dieser übernachtet dann bei der Heilsarmee.
Am anderen Tag versucht er seine Frau noch einmal zu besuchen, doch diese öffnet nicht. Kein Wunder - der Krawattenmörder hat während der Mittagspause zugeschlagen. Nur dumm, dass Miss Barling ihn aus dem Haus kommen sieht, somit wird Blaney von Inspektor Oxford (Alex McCowen) schnell als der Krawattenmörder ausgemacht und man fahndet mit Hochdruck nach ihm...
Hitchs Blick auf London ist atmosphärisch großartig gelungen, auch die unverbrauchten Gesichter der Schauspieler Jon Finch und Barry Foster, der etwas an den jungen Michael Caine erinnert, sind exzellent gecastet.
Auch die Frauenfiguren sind echt und wirken authentisch - Barbara Leigh Hunt als Frau, die es aus eigenem Antrieb zu etwas gebracht hat oder Anna Massey als etwas naive und sexuell sehr aktive Kellnerin.
Hitchs fieser Humor lockert die spannende Serienkillersuche auf, indem er zeigt, dass Chief Inspector Oxford von seiner Frau (Vivien Merchant - klasse) neuerdings mit Gournetessen aus der französischen Küche verwöhnt wird. Doch die Fischköpfe in der Suppe oder das Hühnchen mit sehr wenig Fleisch sind nicht sein Ding. Deshalb isst er sein nahrhaftes typsich englisches Frühstück Ei mit Würstchen oder Porridge auf dem Revier.
Seine Frau ist es aber, die in Sachen Ermittlung den richtigen Riecher hat, denn der Inspektor befindet sich natürlich auf der falschen Fährte - dies weiss der Zuschauer ziemlich schnell. Aber trotz der Kentniss um die wahre Identität des Krawattenmörders bleibt der sehr britische Film hochspannend und wartet mit einigen unvergesslichen Szenen auf - zum Beispiel die Suche im Kartoffelsack.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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