Regie: Afred Vohrer
Leichen versenken...
1961 kam mit "Die toten Augen von London" einer der erfolgreichsten Edgar
Wallace Filme der Nachkriegszeit in die deutschen Kinos. 3,4 Millionen Zuschauer
zahlten dafür Eintritt und mit diesem Einspielergebnis liegt er nach "Das
Gasthaus an der Themse" und "Das Geheimnis der gelben Narzissen" auf Platz 3 im
Ranking der Kassenschlager dieser Kultspielfilmreihe. Auch künstlerisch wurde
diese Geisterbahnfahrt des deutschen Expressionismus von Alfred Vohrer ein
großer Wurf, der Film ist nicht nur einer der besten Wallace Filme, sondern auch
einer der großen HIghlights des deutschen Films. Vohrer setzt dabei natürlich
auf die neblige Atmosphäre und setzt auf das klassische Mittel der Beleuchtung,
die Schattenspiele, die dadurch entstehen, erinnern immer wieder an die alten
Meisterwerke des Gruselfilms. Da wabert der Nebel über das nächtliche
Kopfsteinpflaster und auch das Wasser der Themse sieht trüb und bedrohlich aus.
Aus dem Schatten heraus sieht man eine bedrohliche Gestalt, den blinden Jack
(Ady Berber), der im Dunkel auf sein Opfer lauert. Ein Passant, ein älterer Herr
mit Brille, der sich im Nebel nicht mehr so ganz zurechtfindet und
ausserdem wirkt die Gegend, in die er sich verirrt hat, menschenleer. Er tastet
sich mit dem Gehstock vor, dann fällt er in die Hände des lauernden Verbrechers,
der den Alten in das schwarze Gewässer wirft, nachdem dieser ohnmächtig wurde.
Eigentlich kein Fall für Inspektor Larry Holt (Joachim Fuchsberger), denn laut
Gerichtsmediziner ist das ein Unfall. Dennoch erinnert sich der Mann von
Scotland Yard an die früher agierende Bande "die toten Augen von London" - eine
Verbrecherbande blinder Hausierer. Sehr bald verdichtet sich sein
Anfangsverdacht, denn immer mehr ältere, recht wohlhabende Herren werden tot aus
der Themse geborgen. Alle diese Opfer hatten eine Lebensversicherung bei einer
kleinen Versicherungsgesellschaft, die Stephen Judd (Wolfgang Lukschy) gehört.
Der macht zwar einen seriösen Hintergrund und dürfte bald pleite sein, da die
Versicherungssummen nicht mehr aufgebracht werden können, hat aber auch Kontakt
mit dem zwielichtigen Kleinkriminellen Flimmer Fred (Harry Wüstenhagen) und auch
sein Mitarbeiter Edgar Strauss (Klaus Kinski) ist kein Unbekannter für Inspektor
Hope. Die weiteren Ermittlungen führen Holt und dessen Assistent Sergeant Sunny
Harvay (Eddi Arent) in ein Heim für Blinde, das von blinden Reverend Dearborn
(Dieter Borsche) geleitet wird, denn man fand bei einem der Toten einen Zettel
auf dem etwas in Blindenschrift geschrieben wurde. Hier kommt dann mit Nora
(Karin Baal) die Expertin für Brailleschrift dazu, somit darf auch hin- und
wieder geflrtet werden in der ansonsten spannungsreich gestalteten
Mördersuche...
Die Kameraarbeit von Karl Löb ist hier auf alle Fälle Weltklasse und mit Dieter Borsches Darstellung des unheimlichen Priesters ist eine der markantesten Figuren im Edgar Wallace Kosmos zu sehen. Interessanterweise wurde in Hamburg gedreht, das typische London Flair funktioniert aber so gut wie nie. Natürlich inszeniert Alfred Vohrer wieder einmal sehr düster und bei den Mordszenen gelingt ihm hier nicht nur ein Highlights. Neben der unheimlichen Anfangssequenz bleibt auf alle Fälle die Szene in Erinnerung, bei der der Täter die arme Ida Ehre (sie spielt die Tante von Karin Baal) abfackeln will.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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