Dienstag, 6. Februar 2018

Meine Cousine Rachel







































Regie: Henry Koster

Schrecklicher Mordverdacht...

Der US-Regisseur Henry Kosten stammt ursprünglich aus Deutschland und musste nach Hilters Machtübernahme nach einer Schlägerei mit einem SS-Offizier Nazideutschland verlassen. Er ging nach Wien und wurde dort von den Universal Studios umworben. Man bot ihm einen Vertrag in den USA für 3 Filme an und so begann seine Karriere mit einigen erfolgreichen Deanna Durbin Filmen. Seine bekannesten Filme sind "Jede Frau braucht einen Engel", "Mein Freund Harvey" und "Das Gewand".
1952 realisierte er mit "Meine Cousine Rachel" mit Olivia de Havilland, die vor einigen Tagen ihren 100. Geburtstag feiern konnte, einen der schönsten Gothic-Thriller der 40er und 50er Dekade. Der Film ist zwar nicht ganz so bekannt wie "Rebecca", "Das Haus der Lady Alquist" oder "Weißer Oleander" - aber er kann sehr gut mit diesen Meisterwerken mithalten. Wie "Rebecca" basiert der Film auf einem Roman von Daphne duMaurier. Der damals 27 jährige Richard Burton gab in diesem Film sein Filmdebüt und brachte es gleich auf eine Oscar-Nominierung. In den Kategorien Kamera (Joseph LaShelle), Szenenbild (Lyle Wheeler, Walter Scott und John deCuir) und Kostüme (Dorothy Jeakins und Charles Le Maire) gabs weitere Nominierungen. Das Drehbuch wurde von Nunnally Johnson geschrieben, der im Laufe seiner Karriere die Drehbücher vieler Filmklassiker, darunter "Früchte des Zorns", "Wie angelt man sich einen Millionär", "Gefährliche Begegnung" oder "Das dreckige Dutzend", schrieb.
Gedreht wurde in Cornwell, wo die Geschichte auch spielt.
England, irgendwann im 19. Jahrhundert: Der kleine Philipp Ashley (Nicholas Koster) verliert schon sehr jung seine Eltern und wächst daher bei seinem Cousin Ambrose (John Sutton) auf, der ihn wie seinen eigenen Sohn liebt. In der ersten Szene sieht man den Jungen mit Ambrose einen Spaziergang machen. Dort sehen sie an einem Baum einen Mann, der frisch gehängt wurde. Das Bild schreckt den kleinen Jungen sehr ab. Die Jahre vergehen. Philipp ist inzwischen bald 25 Jahre alt und macht sich Sorgen um den kranken Ambrose, dem die Luft in Cornwall nicht bekommt und der deshalb aus gesundheitlichen Gründen eine Reise ins sonnige Italien macht. Obwohl Philip seinen Vetter begleiten will, lehnt dieser ab, weil sich jemand um das Haus und Anwesen kümmern muss. Viel Zeit verbringt Philipp mit der hübschen Louise Kendall (Audrey Dalton). Nach einigen spärlichen Briefen wird Philipp von der Nachricht überrascht, dass Ambrose - obwohl eingefleischter Junggeselle - in Florenz spontan geheiratet hat. Die Auserwählte ist die geheinmisvolle Rachel Sangaletti (Olivia de Havilland), eine entfernte Verwandte. Dann werden die Briefe sonderbarer. Zwei Briefe, mit zittriger Schrift geschrieben, geben sogar extremen Anlass zur Sorge. Dort bittet Ambrose, dass Philipp ihn dringend aus den Fängen seiner Gattin befreien solle. Er schreibt, dass er krank und sicher sei, dass seine Frau ihm nach dem Leben trachte. Nachbar Nick (Ronald Squire), der Vater von Louise, gibt zu bedenken, dass Ambroses Vater einst an einem Hirntumor erkrankte und auch dieser Brief den Eindruck mache, dass Ambrose nicht mehr bei Verstand sei. Philip glaubt ihm nicht und reist umgehend nach Florenz ab. Doch er kommt zu spät. Inzwischen ist Ambrose verstorben und seine Witwe bereits abgereist. Von Rechtsanwalt Guido Rainaldi (George Dolenz) erfährt er, dass Ambrose an einem Hirntumor verstorben ist. Die Todesursache wurde auch von zwei Ärzten bestätigt. Zudem eröffnet ihm der Anwalt, dass Ambrose seiner Frau testamentarisch nichts hinterlassen habe. Das Anwesen in England und sämtliche sonstigen Besitztümer sollen am 25. Geburtstag in Philips Besitz übergehen. Dennoch kreisen immer wieder seine Gedanken an diese geheimnisvolle Frau und die vielleicht den Tod von Ambrose verursacht hat. Dann bekommt er überraschend Besuch von seiner Cousine Rachel. Überwältigt von ihrer Anmut und Schönheit verfällt er dieser Frau...


Der Film bezieht seinen großen Reiz darin, dass auch der Zuschauer - ähnlich wie Philipp - im Unklaren bleibt, was für ein Spiel Rachel tatsächlich spielt. Ist sie völlig unschuldig oder aber hat sie mit dem Ableben ihres Gattes doch etwas zu tun. Der Film ist darüberhinaus wunderbar und edel bebildert und wie so oft gelingt der großen wandlungsfähigen Olivia de Havilland eine großartige Darstellung. Vielleicht nach "Die Erbin" von William Wyler ihre beste Darstellung überhaupt. Denn hier in dieser Rolle als Rachel kann sie beide Facetten, die sie völlig beherrscht, in einer Person zeigen. So erinnert ihre Darstellung auch an ihre Doppelrolle in "Der schwarze Spiegel" von Robert Siodmak. In diesem Thriller spielt sie ein Zwillingspaar, eine edel und gut - die andere böse und niederträchtig. In "Rachel" finden sich irgendwie beide Anteile oder besser gesagt es könnten beide Charakterisierungen passen. Bis zuletzt und sogar noch nach Filmende bleibt eine Filmfigur in Erinnerung, die ihre Geheimnisse hat und die nicht so leicht greifbar ist.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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