Mittwoch, 25. April 2018

An einem Tag wie jeder andere







































Regie: William Wyler

Die Eindringlinge...


"An einem Tag wie jeder andere" ist ein 1955 entstandener "Home Invasion" Thriller und hat gegenüber seinen Artverwandten jüngeren Datums ganz klar den Vorteil, dass er seine Spannung durch die starken Charaktere bezieht, die in der spannenden Kriminalgeschichte vorkommen. Vor allem das Aufeinanderprallen von Gangsterboss Glenn Griffin (Humphrey Bogart) mit dem Familienvater Dan Hillard (Frederic March) wird durch zwei hervorragende Darstellerleistungen geprägt. Es ist tatsächlich ein Tag wie jeder andere...auch bei den Hillards. Vater Dan geht zur Arbeit, Tochter Cindy (Mary Murphy) in die Highschool. Der kleine Ralphie (Richard Eyer) geht zur Schule und Mutter Eleanor (Martha Scott) macht sich an die täglich wiederkehrenden Hausarbeiten. In den Nachrichten kommt die Meldung, dass 3 Schwerverbrecher aus dem Gefängnis ausgebrochen sind. Was Mrs. Hillard nicht weiß ist, dass genau diese 3 Schurken bereits im ihrem Fluchtauto ganz in der Nähe sind und die Häuser dieses Viertels daraufhin begutachten, wo man unterkommen kann. Ralphies Fahrrad im Garten ist ausschlaggebend dafür, dass Glenn Griffin (Humphrey Bogart) an der Haustür klingelt und eh sich die Frau versieht ist sie bereits in der Gewalt des Trios, zu dem auch Glenns Ichschwacher jüngerer Bruder Hal (Dewey Martin) und der jähzornige Psychopath Kobish (Robert Middleton) gehören. Als Vater und Tochter nach Hause kommen, werden diese genauso gezwungen die Ausnahmesituation zu dulden und auf "Normalbetrieb" zu machen. Lediglich der kleine Ralphie kann nicht verstehen, warum der Papi die Gangster nicht aus dem Haus jagt. Glenn will mit Hilfe seiner Freundin, die ihn abholen soll, vor der Polizei erfolgreich fliehen. Doch es zeichnet sich bald ab, dass die Familie - auch wenn sie sich an die Vorgaben der Gangster hält - in höchster Gefahr schwebt. Die Möglichkeit, dass unerwünschte Zeugen aus dem Weg geräumt werden sollen, ist groß. Ebenso die Option, dass die Gangster bei ihrer Flucht aus dem Haus Hillard eine oder mehrere Geiseln mitnehmen...


 
Der Film von Willam Wyler bietet sehr viele Nebenhandlungen an, die die gewaltsame Wohungsbelagerung extrem interessant machen. Zum einen ist die Beziehung der drei Gangster, vor allem aber die zwischen älterem und jüngerem Bruder psychologisch interessant dargestellt. Auch der Vater als Gegengewicht zum Gangster wird von den beiden Darstellern klug herausgearbeitet. Dabei steht Hillard für den rechtschaffenen, erfolgreichen Amerikaner, der es durch eigene Leistung zu etwas gebracht hat und nun eine glückliche Famiie in einem glücklichen Zuhause vorweisen kann. Dies alles blieb dem Gangster versagt, der die Oberklasse zutiefst hasst. Darüberhinaus kommt es auch noch zum Konflkt zwischen dem besonnen agierenden Vater Hillard, der die ganze Familie retten will und dem hitzköpfigen, emotionalen Ralphie. Der Vater versucht das Kind zu überzeugen, dass man als erwachsener Mann Verantwortung trägt und vorsichtig abzuwägen hat, was man tut. Gesamthaft hat  der Vater auch den Konflit zu lösen, da es einen Zwiespalt gibt zwischen Verantwortung seiner Familie gegenüber und derjenigen als Staatsbürger.


 

Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Die Mühle und das Kreuz







































Regie: Lech Majewski

Der Maler und sein Bild...

Pieter Bruegel der Ältere (gest. 1569 in Brüssel) war ein Maler der Niederländischen Renaissance. Er ist bekannt für seine Darstellungen des bäuerlichen Lebens im Herzogtum Brabant, Flandern des 16. Jahrhunderts.
Eines seiner bekannten Gemälde heisst "Die Kreuztragung Christi" und wurde von ihm im Jahr 1564 gemalt. Es zeigt im Mittelgrund den Kreuzweg Christi und vorne rechts als eine Art "Bild im Bild" die zeitlich danach liegende Beweinung Christi. Das Ölgemälde zeigt eine bunte, große Menschenmenge, die von der Stadt aus zu einer Hinrichtungsstätte zieht.
Die Kreuzigung Christi ist zwar in der Mitte des Bildes platziert, wurde aber von Bruegel so unauffällig dargestellt, dass sie nicht die höchste Aufmerksamkeit bekommt, die ihr zusteht. Viel markanter sind die rot bekleideten Berittenen, die weitere zum Tode verurteilte Menschen zur Hinrichtungsstätte führen.
Über dieses Gemälde drehte nun der polnische Regisseur Lech Majewski einen sehr interessanten Film.  "Die Mühle und das Kreuz"  beschreitet jedoch sehr mutige, innovative Wege, denn es gibt keine zusammenhängende Geschichte über den Maler. Vielmehr ist diese polnisch-schwedische Coproduktion  ein Essay, der die Entstehung des Gemäldes aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet.
Von den etwa 500 Personen in Bruegels Gemälde werden in "Die Mühle und das Kreuz" ein Dutzend ins Auge gefasst und genau diesen Menschen folgen wir jeweils ein paar Minuten, vielleicht auch nur einen Augenblick ihres Lebens. Das übergeordnete Motiv der Leiden Christi wird mit der religiösen Verfolgung in den Spanischen Niederlanden verbunden.




 
 
Damit erhält das Gemälde zeitgenössische, politische Züge. Die Mühle, die etwas abseits des menschlichen Treibens steht, ist ebenfalls religiös interpretierbar, denn sie bringt alles in Gang.
Diese einzelnen Momentaufnahmen fügen sich gesamthaft zu einem betörend schönen Kunstfilm zusammen, großen Anteil am Gelingen darf man dem Kameramann Pawel Edelmann zuschreiben, der seine Aufnahmen so gestaltet, als wären sie vom kleinen Teil eines Ganzes selbst als dominerendes "Bild im Bild" sichtbar. Dabei gelingt der raffinierte Kunstgriff die Bilder stellenweise  immer auch wieder sehr künstlich, als Teil eines Gemäldes wirken zu lassen, jedoch immer wieder von der Illusion, dass diese Geschöpfe des Malers ganz real die Gegenwart als Momentaufnahme präsentieren. Eine Drahtseilakt zwischen Fiktion und Realität.
Als Quintessenz und im Schlußbild deutlich hervorgehoben die Vergänglichkeit des Menschen, gespiegelt im vergnüglichen Tanz der Bauern auf einer Wiese. Das Leben ein Wechselspiel zwischen Freude und Schmerz.
Der Film bietet die englischsprachige Version mit deutschen Untertiteln, was angesichts der Dialogarmut des Werkes völlig nebensächlich ist. Den Betrachter erwartet ein Bilderfilm in Reinform mit nur wenig gesprochenen Worten.
In seiner Wirkung ist der Film erstklassig, auch wenn er völlig von den normalen Konzepten des typischen Kinofilms abzuweichen scheint.
Jedoch wäre diese Betrachtungsweise eher verzerrt, denn ist nicht das Kino selbst wie geschaffen, die Bildsprache bestmöglich auszuschöpfen ?
Wahrscheinlcih sind die prächtigen Bilder dieses Kunstfilms für jedes noch so großes Fernsehbild zu klein.




 
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

Amadeus

Regie: Milos Forman

Genie und Mittelmaß....

Der tschechoslowakische Regisseur Milos Forman verstarb am 13. April 2018 im Alter im Alter von 86 Jahren in Danbury, Connecticut. Einem internationalen Publikum wurde er durch seinen Fillm "Die Liebe einer Blondine" bekannt, der auch eine Oscarnominierung als bester fremdsprachiger Film erhielt. Nach dem Prager Frühling lebte Forman in den Vereinigten Staaten und bekam 1975 die US-Staatsbürgerschaft. "Einer flog übers Kuckucksnest" schrieb 70er Jahre Filmgeschichte und wurde mit 5 Oscars ausgezeichnet. Es folgten "Hair" und "Ragtime" - im Jahre 1985 gabs erneuten Oscarregen für "Amadeus", der es auf 8 Auszeichnungen brachte. Produzent Saul Zaenz durfte die Trophäe für den besten Film entgegen nehmen. Forman selbst bekam Oscar Nummer Zwei und der Saliieri Darsteller F. Murray Abraham spielte seinen Part so hervorragend, dass er seinen unmittelbaren Konkurrenten Tom Hulce als Mozart in der Kategorie "Bester Schauspieler" ausstach. Ausserdem wurde das beste Drehbuch (Peter Shaffer), das beste Szenenbild (von Brandenstein, Czerny), bestes Kostümdesign, bestes Make-up und bester Ton ausgezeichnet.
Ein gutes Make-up war auch dringend notwendig, denn der Film fängt im Winter 1823 an, also 32 Jahren nach Mozarts frühem Tod - dort unternimmt der alte Antonio Salieri (F. Murray Abraham) einen Selbstmordversuch und wird daher in eine Irrenanstalt eingeliefert. Der Mann gibt an den berühmten Mozart damals getötet zu haben - dies alles offenbart er dem Beichtvater Vogler (Richard Vogler) und schon ist der Zuschauer mitten in der schwelgerisch angelegten Rückblende, die zuerst sehr kurz Mozart und danach Salieri als Jungs zeigt, bevor sich die beiden Musiker in Wien kennenlernen. Dabei fällt dem angesehenen Hofkapellmeister Antonio Salieri sofort die große Begabung und das einzigartige Talent von Wolfgang Amadeus Mozart auf, der ebenfalls in die Dienste des Kaisers Joseph II (Jeffrey Jones) tritt. Das erste Treffen ist für Salieri dennoch sehr überraschend, denn der Mensch Mozart passt so gar nicht in das Bild des begnadeten Musikers. Die Manieren des jungen Mannes sind eher unreif und obszön. Dennoch bewundert der Italiener seinen jüngeren Kollegen und wünscht sich heimlich genauso begabt zu sein. Auf Geheiß des Kaisers soll Mozart eine Oper schreiben. Doch "Die Entführung aus dem Serail" erntet bei der Premiere vom Kaiser nur mittelmässige Kritiken, was das Ego des Komponisten doch hart trifft. Immerhin wird Salieri aber auch klar, dass Mozart ein richtiger Schürzenjäger zu sein scheint, denn er hat nicht nur ein Verhältnis mit Caterina Cavalieri (Christine Ebersole) dem Star der Aufführung gehabt, sondern verlobt sich auch noch mit einer Constanze Weber (Elizabeth Berridge). Diese Liason passt Mozarts übergroßem Vater Leopold (Roy Dotrice) nicht besonders, aber er akzeptiert dann auch die Hochzeit. In der Folgezeit ist es immer offensichtlicher, dass Mozart labile Züge hat, er trinkt auch zuviel, führt ein ausschweifendes, exzessives Leben, was natürlich auch gesundheitliche Folgen hat. Und Salieri wird immer verbitterter, weil dem Konkurrenten mühelos alles zufliegt, was für Salieri stets ein unerreichbares Ideal bleibt. Die Folge sind Neid und Verbitterung. Als Mozarts Vater stirbt, löst dies bei Mozart eine tiefe Erschütterung aus. Darüberhinaus klopft es auch noch am Abend an der Tür und ein geheimnisvoller maskierter Auftraggeber will, dass Moazrt ein "Requiem" für ihn schreibt. An dieser Auftragsarbeit zerbricht der Künstler...






"Amadeus" basiert auf Peter Shaffers gleichnamigen Bühnenstück, dass 1979 erstmalig aufgeführt wurde. Der Autor schrieb auch das Drehbuch. Herausragend ist die opulente Ausstattung dieses Kinoerfolgs, der im Jahr 1998 in der AFI Top 100 Liste der besten US-Filme einen hervorragenden 53. Platz belegte. Der überlange Historienfilm mit vielen Musikstücken von Mozart ist zu keiner Sekunde langweilig und ist sicherlich einer der populärsten Kinofilme der 80er Jahre. Der besondere Plot der Geschichte besteht natürlich darin, dass der Film dem Zuschauer suggeriert Salieri sei der Mann mit Maske, der die Totenmesse verlangt. Beide Darsteller F. Murray Abraham und Tom Hulce glänzen in ihren Rollen.







Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Ein mörderischer Sommer

Regie: Jean Becker

Die Sonne, die täuscht...

Der 1933 geborene Filmregisseur Jean Becker ist der Sohn des berühmten Jacques Becker, der im selben Metier großartige Klassiker wie "Goldhelm", "Das Loch" oder "Wenn es Nacht wird in Paris" schuf. Sein Sohn begann die Karriere beim Film natürlich beim Vater, der ihn als Regieassistent einsetzte. Die ersten eigenen Filme drehte er in den frühen 60er Jahren und er war so enttäuscht, dass sich sein Film "Geliebter Schuft" aus dem Jahr 1966 als Flop erwies. Es folgte daher eine lange Pause - erst 1983 meldete er sich zurück und mit dem Thriller "Ein mörderischer Sommer" gelang ihm ein phänomenales Comeback. Als Lohn gab es neun Cesar-Nominierungen, von denen vier in Siege umgewandelt werden konnten. So konnte Isabelle Adjani ihren Cesarsieg vom vorigen Jahr (mit Zulawskis "Possession") wiederholen - ihre Rolle als psychisch gestörte Eliane Wieck in Beckers Film ist tatsächlich bis heute eine ihrer besten Leistungen überhaupt. Auch Nebendarstellerin Suzanne Flon gewann, genauso wie Jacques Wita für den besten Schnitt und Sebastien Japrisot für das beste Drehbuch. Die fünf weiteren Nominierungen gabs für Hauptdarsteller Alain Souchon, für Nebendarsteller Francois Cluzet, für Georges Delerue für die Filmmusik und natürlich für Becker selbst, der auf den Preis als bester Regisseur und für den besten Film hoffen durfte.
Interessanterweise steigert sich die Geschichte mehr und mehr und man könnte beim Showdown tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass alles etwas zu dick aufgetragen wurde - aber dennoch tut dies dem Thrillervergnügen keinen Abbruch. Auch nicht der Einfall, dass die Geschichte dieses mörderischen Sommers immer wieder aus der Sicht einiger Akteure, die als Ich-Erzähler auftreten, erzählt wird. In vielen anderen Filmen wirkt dies als störend im Fluß, doch hier passt es zum starken eigenen Charakter des Films. In vielen Rückblenden wird eine Rachestory aufgedeckt. Es ist die Geschichte von Eliane, die versucht ihre deutsche Mutter zu rächen. Diese wurde im Jahr 1955 Opfer eine Vergewaltigung durch drei Männer. 9 Monate später wird Eliane geboren, denn Paula Wieck, gespielt von Maria Machado, entscheidet sich das Kind zu bekommen. Ihr Mann Gabriel Devigne (Michel Galabru) kann dies nicht akzeptieren und so wächst die kleine Eliane (als Kind wird sie von Maiwenn LeBesco gespielt) unter dem Mädchennamen der Mutter auf.
Becker hat sehr viel Wert auf typisch französisches Flair gelegt - auch die Musik macht da keine Ausnahme. Der Titelsong "Trois petites notes de musique" wird von dem berühmten Yves Montant interpretiert.
Und auch die Location (Sommer, Hitze, durchgehend schönes Wetter) ist im Grunde ein Gegensatz zu den düsteren Entwicklungen, in die sich die Familie Montechiari unfreiwillig verstrickt.
Frau Montechiari (Jenny Cleve) ist Witwe und Mutter dreier Söhne. Der älteste Fiorimondo (Alain Souchon) wird von allen in seiner provencalischen Heimatstadt "Pin Pon" genannt und sehr geachtet. Er ist Automechaniker und sehr engagiert bei der freiwilligen Feuerwehr. Der zweitälteste heißt Mickey (Francois Cluzet) ist begeisterter Radsportler und der jüngste Boubou (Manuel Gelin), der ehrgeizigste unter den Brüdern, weil er studieren will. Die schwerhörige Tante (Suzanne Flon), von allen Cognata genannt, lebt ebenfalls im Haus. Der Vater, ein gebürtiger Italiener, ist schon lange tot.
In diesem besagten Sommer verdreht die attraktive Eliane (Isabelle Adjani), die mit ihren Eltern (Michel Galabru/Maria Machado) in den Ort gezogen ist, ausgerechnet Pin Pon den Kopf. Im Ort wird über die junge Dame heftig spekuliert, sie soll viele sexuelle Abenteuer haben - doch Eliane und PinPon kommen sich tatsächlich näher und werden ein Paar. Die junge Frau verlässt daraufhin ihr Elternhaus (der Vater ist auf den Rollstuhl angewiesen) und zieht zu ihrem Freund. Sehr zum Leidwesen von Frau Montechiari, die nichts von der neuen Freundin ihres Sohnes hält. Mit der Tante versteht sich Eliane allerdings sehr gut und auch PinPons Brüder schließen Eliane ins Herz. Doch die trägt ein Geheimnis mit sich, dass sich durch verschiedene Konstellationen und Ereignisse irgendwann zu der größten anzunehmenden Katastrophe entwickeln wird...




Becker schildert dies alles wie ein präzise ablaufendes Uhrwerk, bei dem am Ende der tragischen Geschichte der Wahnsinn steht. Infolge einer Besessenheit und vielen Missverständnissen steuert alles folgerichtig auf den Abgrund zu. Eine sehr düstere Geschichte unter klirrender Sonne. Ein elektrisches Klavier mit der Aufschrift "M" ist dabei ein wichtiges Requisit, schließlich führt das Instrument zu einem Verbrechen, dass über 20 Jahre zurückliegt und wohl nie gesühnt wurde.
Becker füllt seinen Thriller auch mit sehr viel Lebensart aus der französischen Provinz. "Ein mörderischer Sommer" war im Jahr 1983 mit insgesamt 5,1 Millionen verkaufter Kinokarten im Heimatland der zweitgrößte Filmhit des Jahres.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.