Mittwoch, 18. April 2018

Der Kontrakt des Zeichners







































Regie: Peter Greenaway

Entlarvung der Wirklichkeit durch die Kunst ?

Mit dem 1982 entstandenen ästhetischen Rätselspiel "Der Kontrakt des Zeichners" konnte sich der britische Filmemacher Peter Greenaway, dessen avantgardistische Filme bislang nur einer kleinen Fangemeinde bekannt war, erstmals einem breiten Publikum präsentieren und die nahmen das Werk mit einer ungewöhnlichen barocken Bildsprache auch begeistert auf. Dem Regisseur gelang es spielend das Zeitkolorit des 17. Jahrhunderts perfekt zu vermitteln - kein Wunder, denn die Verstärker, die er dazu benutzten waren alle erstklassisch. Angefangen von der munteren und bewusst schrägen Musik (u.a. Kastratengesang), die Michael Nyman auf der Grundlage von sechs Liedern des zeitgenössischen Komponisten Henry Purcell schrieb. Dabei setzte Greenaway bewusst auf grotesk übertriebene Kostüme und Dekors, auch die Dialoge sind manieriert, schwülstig und hochgestochen, genau wie der Sprachstil der Zeit. Greenaway war begeistert von dieser Epoche auch wegen ihrer Vorliebe für enorme Künstlichkeit und wegen der äusserst starren Regeln. Eingebettet sind diese Elemente in ein intellektuelles Vexierspiel
Die Hauptfigur ist der eitle Maler Mr. Neville (Anthony Higgins), der im Jahre 1694 auf dem idyllischen Landschitz Compton Anstey in der südenglischen Grafschaft Wiltshir verweilt. Das Anwesen gehört Mr. Herbert (Dave Hill) und seiner Frau Virginia (Janet Suzman). Auch die Tochter der Herberts, Sarah Talmann (Anne-Louise Lambert) und deren deutscher Ehemann Louis (Hugh Fraser) leben dort. Neben dem Verwalter Thomas Noyes (Neil Cunningham) verrichten dort viele Dienstboten ihre Arbeit.
In der ersten Szene lernt der Zuschauer den arroganten Neville aus dem Gesprächen mit den Hausbewohnern kennen. Vor allem Mrs. Herbert und Tochter Sarah versuchen mit reichlich Argumentation den Landschaftsmaler für einen Auftrag zu gewinnen. Während der 14tägigen Abwesenheit des Hausherrn wollen die beiden Damen Mr. Neville dafür gewinnen, dass er zwölf Zeichnungen anfertigen soll, die verschiedene Aussenansichten des Anwesens abbilden. Es soll ein überraschendes Geschenk an Mr. Herbert sein, der die Zeichnungen nach seiner Reise erhalten soll. Damit will Mrs. Herbert ein Stück weit auch die Ehe retten, denn ihr Gatte hat kein großes Interesse mehr an ihr. Zunächst gibt Mr. Neville allen Angebote eine deutliche Abfuhr, doch als Mrs. Herbert neben einen üppigen Honorar auch noch bereit ist dem Maler sexuell gefügig zu sein, wird der dreiste Vertrag aufgesetzt und Mr. Neville macht sich mit seiner Staffelei und seinem Assistenten Philipp (Alastair G. Cumming) ans Werk. Herbert hat mit seinem Pferd schon die Reise begonnen.
Als Perfektionist und Egozentriker muss alles nach seinen Vorgaben geschehen. Die ersten 6 Zeichnungen sollen angefertigt werden, alle zwei Stunden des Tages widmet er sich einer dieser Skizzen und er bestimmt, dass er beim Malen nicht gestört wird - die Ansicht des Hauses muss in dieser Zeit unter allen Umständen freigehalten werden und darf zwei Stunden nicht verändert werden. Das sorgt für Verärgerung, denn Neville schreckt auch nicht davor zurück die Hausherren selbst des Platzes zu verweisen, wenn diese plötzlich dort  auftauchen und die Ansicht und das Blickfeld durch ihre plötzliche Anwesenheit verändern.
Ganz in seinem Eifer bemerkt er gar nicht, dass in den Zeichnungen einige sonderbare Requisiten auftauchen. Was macht die aufgestellte Leiter unter dem Fenster eines Zimmers im Obergeschoss ? Oder auf einem anderen Bild ist ein Reitstiefel, auf einem weiteren die Kleidung des abwesenden Hausherrn zu erkennen. Sogar Herberts Pferd taucht in einem von Nevilles angefertigen Zeichnungen auf. Sonderbar...schließlich wird die Befürchtung zur Gewissheit, denn Mr. Herbert wird tot in einem Wassergraben gefunden.
Eigentlich hat auch jeder der Bewohner ein echtes Motiv, aber plötzlich sieht sich auch Mr. Neville in Gefahr, denn auch er könnte in Mordverdacht geraten...





"Der Kontrakt des Zeichners" ist mein Lieblingfilm von Greenaway, vermutlich auch deshalb, weil mich gut gemachte Historienfilme schon immer begeistert haben und dieser erste internationale Erfolg des Briten ist ein echtes Meisterwerk. Ein Film, der totales Vergnügen bereitet und sich bis heute als zeitlos gut erwiesen hat.
Peter Greenaway war vor allem in den 80ern populär und schuf 1989 mit "Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" seinen erfolgreichsten Film. Er veränderte in seinen Werken die Filmsprache und verweigerte sich rational nachvollziehbaren Geschichten. Vor allem setzte er durch diese Verweigerung auf dei Kraft der Bilder. Ausdruckselemente anderer Kunstformen (Bildende Kunst, Architektur; Kalligraphie) gab er immer ein großes Podium






Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen