Mittwoch, 25. April 2018

Die Mühle und das Kreuz







































Regie: Lech Majewski

Der Maler und sein Bild...

Pieter Bruegel der Ältere (gest. 1569 in Brüssel) war ein Maler der Niederländischen Renaissance. Er ist bekannt für seine Darstellungen des bäuerlichen Lebens im Herzogtum Brabant, Flandern des 16. Jahrhunderts.
Eines seiner bekannten Gemälde heisst "Die Kreuztragung Christi" und wurde von ihm im Jahr 1564 gemalt. Es zeigt im Mittelgrund den Kreuzweg Christi und vorne rechts als eine Art "Bild im Bild" die zeitlich danach liegende Beweinung Christi. Das Ölgemälde zeigt eine bunte, große Menschenmenge, die von der Stadt aus zu einer Hinrichtungsstätte zieht.
Die Kreuzigung Christi ist zwar in der Mitte des Bildes platziert, wurde aber von Bruegel so unauffällig dargestellt, dass sie nicht die höchste Aufmerksamkeit bekommt, die ihr zusteht. Viel markanter sind die rot bekleideten Berittenen, die weitere zum Tode verurteilte Menschen zur Hinrichtungsstätte führen.
Über dieses Gemälde drehte nun der polnische Regisseur Lech Majewski einen sehr interessanten Film.  "Die Mühle und das Kreuz"  beschreitet jedoch sehr mutige, innovative Wege, denn es gibt keine zusammenhängende Geschichte über den Maler. Vielmehr ist diese polnisch-schwedische Coproduktion  ein Essay, der die Entstehung des Gemäldes aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet.
Von den etwa 500 Personen in Bruegels Gemälde werden in "Die Mühle und das Kreuz" ein Dutzend ins Auge gefasst und genau diesen Menschen folgen wir jeweils ein paar Minuten, vielleicht auch nur einen Augenblick ihres Lebens. Das übergeordnete Motiv der Leiden Christi wird mit der religiösen Verfolgung in den Spanischen Niederlanden verbunden.




 
 
Damit erhält das Gemälde zeitgenössische, politische Züge. Die Mühle, die etwas abseits des menschlichen Treibens steht, ist ebenfalls religiös interpretierbar, denn sie bringt alles in Gang.
Diese einzelnen Momentaufnahmen fügen sich gesamthaft zu einem betörend schönen Kunstfilm zusammen, großen Anteil am Gelingen darf man dem Kameramann Pawel Edelmann zuschreiben, der seine Aufnahmen so gestaltet, als wären sie vom kleinen Teil eines Ganzes selbst als dominerendes "Bild im Bild" sichtbar. Dabei gelingt der raffinierte Kunstgriff die Bilder stellenweise  immer auch wieder sehr künstlich, als Teil eines Gemäldes wirken zu lassen, jedoch immer wieder von der Illusion, dass diese Geschöpfe des Malers ganz real die Gegenwart als Momentaufnahme präsentieren. Eine Drahtseilakt zwischen Fiktion und Realität.
Als Quintessenz und im Schlußbild deutlich hervorgehoben die Vergänglichkeit des Menschen, gespiegelt im vergnüglichen Tanz der Bauern auf einer Wiese. Das Leben ein Wechselspiel zwischen Freude und Schmerz.
Der Film bietet die englischsprachige Version mit deutschen Untertiteln, was angesichts der Dialogarmut des Werkes völlig nebensächlich ist. Den Betrachter erwartet ein Bilderfilm in Reinform mit nur wenig gesprochenen Worten.
In seiner Wirkung ist der Film erstklassig, auch wenn er völlig von den normalen Konzepten des typischen Kinofilms abzuweichen scheint.
Jedoch wäre diese Betrachtungsweise eher verzerrt, denn ist nicht das Kino selbst wie geschaffen, die Bildsprache bestmöglich auszuschöpfen ?
Wahrscheinlcih sind die prächtigen Bilder dieses Kunstfilms für jedes noch so großes Fernsehbild zu klein.




 
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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