Regie: Claude Miller
Das Duell zweier Füchse...
Eim Silvesterabend gegen 21 Uhr: Wie überall wird das neue Jahr erwartet und gefeiert. So auch in einer französischen Kleinstadt an der Atlantikküste, ganz in der Nähe von Cherbourg.
Hier wurde kurzerhand der angesehene Notar Maître Jerome Martinaud (Michel Serrault) noch einmal als Zeuge ins Revier gebeten.
Dort wartet bereits der versierte Kriminalbeamte Inspektor Antoine Gallien (Lino Ventura) und sein noch unerfahrener Kollege Marcel Belmont (Guy Marchant).
Nach ein paar ausgetauschten Höflichkeiten seitens der Polizisten wird schnell sichtbar, dass Maitre Martinaud nicht nur ein wichtiger Zeuge ist, sondern bei den Bullen bereits als der Hauptverdächtigte bei den zu ermittelnden Mordfällen angesehen wird.
Mit dem Hund des Nachbarn sei er Gassi gegangen, als er die Leiche eines achtjährigen Mädchens entdeckt hatte.
Einige Wochen zuvor geschah in Cherbourg schon einmal ein Mord und tatsächlich ergaben die Ermittlungen, dass sich Martinaud genau an diesem Tag auch in der Stadt aufgehalten haben muss. Denn es existiert ein Strafzettel wegen Falschparkens in der Nähe des Leuchtturms.
Natürlich gilt Maitre Martinaud als völlig unbescholtener Bürger, der sich noch nie etwas zuschulden kommen liess und er ist mit der schönen Chantal (Romy Schneider) verheiratet. Für die Polizisten steht daher viel auf dem Spiel den Mann in der Silvesternacht festzuhalten...
Es beginnt ein kammerspielartiges Katz- und Mausspiel mit den zwei blendend aufgelegten Hauptdarstellern Ventura und Serrault.
Zum einen ist der Inspektor ein höflicher Taktierer, dessen einziges Ziel es ist, den Verdächtigen zu überführen. Hilfreich ist ihm sein wacher Verstand und seine Ruhe, die er ausstrahlt. Diese macht ihn aber bedrohlich für den zynisch auftretenden Martinaud, dessen bürgerliche Fassade im Verlauf des Verhörs immer mehr zerbröselt. Die anfängliche Etikette weicht dann auch phasenweise einer aggressiven Vulgärsprache.
Dazu gesellt sich mit Guy Marchand eine dritte Figur hinzu, die den Schlagabtausch protokolliert. Sein Charakter ist von einer starken Impulsivität geprägt.
Erst sehr spät tritt Romy Schneider als eine Art Zeugin der Anklage ins Geschehen, die Dynamik dieser Nacht wird sich fatal verändern.
Die Geschichte wird tragisch enden...
Claude Miller drehte "Das Verhör" im Jahr 1981 und der Film wurde gerechterweise mit 4 Cesars ausgezeichnet (Drehbuch, Schnitt, Hauptdarsteller Serrault, Nebendarsteller Marchand), lediglich beim Film des Jahres musste er sich von Jean Jacques Annauds Steinzeitepos "Am Anfang war das Feuer" geschlagen geben.
Es gibt wenig Filme, die soviel Wirkung, Spannung und Atmosphäre erzeugen können, obwohl das Handlungsgeschehen fast ausschliesslich in einem kleinen Raum - dem Verhörzimmer - stattfinden.
Von gleicher Qualität und Intensität fällt mir da spontan nur "Der Totmacher" von Romuald Karmakar ein. Auch dort gibts dieses Verhörzimmer. Befragt wird dort der Massenmörder Haarmann durch den Psychiater Ernst Schulze.
Schade, dass mit "Das Auge" und "Die kleine Diebin" zwei weitere sehr gute 80er Jahre Filme von Claude Miller immer noch auf eine längst schon überfällige Veröffentlichung in deutscher Sprache warten.
"Das Verhör" besticht nicht nur durch die wirklich exzellenten Darstellerleistung sämtlicher Akteure, es stand mit Bruno Nyutten ein sehr fähiger Kameramann zur Verfügung, der es durch die effektive Ausleuchtung des Raumes schafft, eine zusätzliche Kälte und Tristesse zu erzeugen, die genau zum unbehaglichen Szenario passt.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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