Sonntag, 8. April 2018

Swimmingpool







































Regie: Francois Ozon

Begegnung mit Julie...

1998 drehte er mit der schrängen Familiencomedy "Sitcom" seinen ersten Spielfilm und es folgten drei sehr erlesene und interessante Arbeiten wie "Ein kriminelles Paar", "Tropfen auf heiße Steine" und "Unter dem Sand" bevor ihm mit "8 Frauen" der ganz große Durchbruch - nicht nur im Heimatland Frankreich - gelang. Diese Mischung aus "Die Regenschirme von Cherbourg" und Cukors "Die Frauen" wurde insgesamt für 11 Cesars nominiert und die acht Darstellerinnen Catherine Denueve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Beart, Fanny Ardant, Virginie Ledoyen, Danielle Darrieux, Ludivine Sagnier, Firmine Richard bekamen gemeinsam den Europäischen Filmpreis als beste Darstellerinnen. Der Nachfolgefilm "Swimming Pool" wurde ebenfalls ein riesiger Erfolg. Mit einem weltweiten Boxoffice von über 23 Millionen Dollar spielte er mehr als das Dreifache seiner Produktionskosten wieder ein. Erneut ist die attraktive Ludivine Sagnier zu sehen, die an der Seite von Charlotte Rampling spielt. Beide Schauspielerinnen spielten derart überzeugend ihre Rollen, dass eine Cesar-Nomienierung dabei heraussprang.  Dies war im Jahr 2004 und inzwischen hat der französische Regisseur in vielen weitere überzeugende Arbeiten bewiesen, dass er einer der wichtigsten zeitgenössischen französischen Filmemacher ist. Dennoch ist "Swimming Pool" immer noch mein persönlicher Ozon Favorit. Vor allem das absichtlich mehrdeutige Ende ist ihm ausserordentlich gelungen und meisterhaft hat er in der Geschichte Realität und Phantasie miteinander vermischt.
Erst sehr spät entwickelt "Swimming Pool" sich zu einer Art Schauergeschichte und offenbart auch seine subtilen Thrillerqualitäten. Sehr lange wird der Zuschauer mit zwei sehr unterschiedlichen Frauen konfrontiert und aus dieser schwierigen Begegnung entsteht eine erotische Atmosphäre, denn die junge Julie (Ludivine Sagnier) ist stark sexuell aktiv, während die Schriftstellerin Sarah Morton (Charlotte Rampling) zugeknöpft und introvertiert ist. Als englische Mystery-Autorin ist sie populär geworden und ihr Verleger John Bosload (Charles Dance) wartet schon auf das nächste Buch ihrer erfolgreichen Kriminalroman-Serie. Doch die Frau mittleren Alters hat eine Schreibblockade. Bosload bietet ihr deshalb an, dass sie das Buch in aller Ruhe und Entspannung und in einer idyllischen Umgebung schreiben sollte. Er bietet ihr sein Landhaus in der Nähe von Lacoste in Frankreich an. Dort angekommen wird sie von dem alten Gärtner Marcel (Marc Favolle) in Empfang genommen, der ihr das Anwesen im Grünen zeigt, Sarah genießt die dort vorherrschende Einsamkeit und die Sonne. Mit den Menschen im Ort nimmt sie keinen Kontakt auf, lediglich mit dem kellner Franck (Jean-Marie Lamour), der im örtlichen Cafe bedient, wechselt sie hin und wieder ein paar Worte. Doch bald ist mit der Ruhe vorbei, denn eines Nachts kommt Julie, die Tochter des Verlegers, nach einer längeren Reise zurück nach Hause. Von ihrer Existenz wusste Sarah noch nichts.  Die junge Frau ist lebenshungrig und hat beinahe jeden Tag eine One-Night Stand mit einem anderen Mann, ihre Lieblingsbeschäftigung ist das Baden im Swimming Pool. Die Verschiedenheit der beiden Frauen sorgt für Konfliktstoff. So nervt sich Sarah an den nächtlichen Abenteuern, die sehr laut vonstatten gehen, aber sie kann sich der voyeuristischen Faszination kaum entziehen. Der Lebensstil von Julie scheint ihr immer mehr zu gefallen. Heimlich schleicht sie sich in Julies Zimmer und liest deren Tagebuch, um den Inhalt für ihr neues Buch zu verwenden. Bald ist die zugeknöpfte Autorin auch erotisch aufgeladen. Als Julie mit dem Kellner eines Abends im Haus auftaucht, nimmt eine unerwartete Tragödie ihren Lauf....




Die beiden Frauen passen nicht zusammen, aber die Gegensätze hat Ozon überaus faszinierend nebeneinander gestellt. Der Swimming Pool hat dabei eine starke Funktion, er wechselt auch sein Gesicht. Mal ist eine Schicht von Blättern darauf zu sehen, dann ist er völlig abgedeckt. Wenn Julie darin badet oder sich sonnt, dann erscheint alles türkisfarben klar. Dem Zuschauer wird so vermittelt, dass er bis auf den Grund sehen könnte - doch das ist natürlich ein Trugschluß. Am Ende bleiben viele Fragezeichen. Ozon schafft es vorzüglich, das Vertrauen der Zuschauer in die eigene Wahrnehmung zu erschüttern. Kameramann Yorick Le Saux (Personal Shopper, Only Lovers left alive, Chanson d´amour) liefert ebenfalls eine hervorragende Arbeit. Wunderbare sonnige Bilder, dazu wird die attraktive Ludivine Sagnier unheimlich schön als junge Femme Fatale fotografiert.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkte. 

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