Regie: Benoit Poelvoorde, Remy Belavaux und Andre Bonzel
Der Serienkiller von Nebenan...
Mit der Mockumentary "Mann beißt Hund" (Originaltitel: C´est arrivé
prés de chez vous, franz. für "Das ist bei Ihnen in der Nähe passiert"
hat das Filmemacher-Trio Remy Belvaux, Benoit Poelvoorde und Andre
Bonzel einen der umstrittensten Filme in der Geschichte des belgischen
Kinos gedreht. Der Film agiert mit Tabuverletzungen und
Geschmacklosigkeiten, um die widerliche Fratze einer von Ethik und
Verantwortung losgelösten Medienwelt aufzudecken. Dabei sind sowohl die
Filmemacher als auch der Zuschauer irgendwann entlarvt im schlimmsten
Fall als "Komplize", zumindest aber als unverbesserlicher Voyeur.
Die Mediensatire hat einen schwarzhumorigen Einschlag und es finden
sich Parallelen zu anderen Filmen wie "Reservoir Dogs" (Quentin
Tarantino, 1992) oder"Henry: Portrait of a Serial Killer" (John
McNaughton, 1986).
Die Eindrücke sind vielfältig, so schrieb der New York Times
Kritiker Stephen Holden "Ein Film wie ein grausiger Witz, den manche
lustig, andere einfach nur widerwärtig finden". Andere halten "Mann
beißt Hund" im Grunde sogar für einen tief moralischen Film.
Die drei Macher des Films spielen auch die Figuren ihres Films,
wobei dem Serienmörder Ben (Benoit Poelvoorde) die Hauptrolle zukommt.
Über diesen Ben machen die die Filmemacher Andre (Andre Bonzel) und
Remy (Remy Belavaux) einen Dokumentarfilm. Das besondere an diesem
Projekt ist, dass sich Ben als gewissenloser Serienkiller outet und die
beiden Männer hinter der Kamera mit auf seine Streifzüge nimmt. In den
ersten Szenen wirkt der Psychopath sogar irgendwie noch freundlich, ihm
gefallen Poesie und Film. Bei seiner Arbeit ist er geht er aber äusserst
verächtlich und unmoralisch vor. Da kennt er keine Menschlichkeit mehr,
Empathie scheint ein Fremdwort und er suhlt sich in seiner
Blutrünstigkeit. Da sehen wir diesen ganz normal Wirkenden Mann, wie er
in einem Gang im Zug steht und aus dem Fenster schaut. Eine Frau kommt
den Gang entlang, der Mann drückt sich ans Fenster, sie geht vorbei.
Dann nimmt er sie hinterrücks mit einem Strick in die Mangel, er zerrt
das wehrlose Opfer ins Abteil und erwürgt sie dort. Solche Szenen werden
"aufgelockert" durch Besuche bei Bens Eltern oder bei einer
Prostituierten, die mit ihm befreundet ist. Je mehr die Crew ihren
eitlen Hauptdarsteller mit der Kamera begleitet, desto mehr werden sie
zu seinen Erfüllungsgehilfen. Er erklärt ihnen auf was man achten muss,
wenn man eine Leiche versenken will. Das Gewicht muss dreimal so schwer
sein, wie das Opfer. Nur bei Kindern und Zwergen muss man anders
rechnen. Dann besucht er eine alte alleinstehende Frau und verschafft
sich Eintritt in ihre Wohnung, denn er erzählt ihr, dass er vom TV sei.
Was ja durch die Kameramänner auch so aussieht. Er erschrickt die
herzkranke Frau so stark, dass sie tot auf der Couch zusammensackt. So
spart er sich den grausamen Mord, wie er den beiden Zuhörern zum Besten
gibt.
Überhaupt ist Ben ein singender, Gedichte aufsagender Poet, der
gerne auch über Politik, Kunst oder Architektur während seiner Eskapaden
spricht. Das Geschehen wird äusserst markant mit einer emotionalen
Unangemessenheit präsentiert, das Morden geschieht beinahe beiläufig und
alltäglich. Natürlich darf auch eine fiese Vergewaltigungszenen nicht
fehlen, die Ähnlichkeiten zu der eruptiven Gewalt von "ExDrummer" (Koen
Mortier, 2007 - ebenfalls Belgien) aufweist. Was dafür spricht, dass
dieser unangenehme Kultfilm Stilbildend war und ist.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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