Sonntag, 18. April 2021

700 Meilen westwärts


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Richard Brooks

Reiter und Pferd...

1906 findet eines der damals immer noch beliebten Pferde-Langstreckenrennen statt. Die Strecke verläuft über 700 Mielen quer durch das schneebedeckte Gebirge, quer durch reissende Flüsse.
Initiator ist ein reicher Zeitungsherausgeber, der ein eigenes Edelpferd im Rennen hat.
Mit von der Partie sind die beiden Freunde und Rauhreiter-Veteranen Sam Clayton (Gene Hackman) und Luke Matthews (James Coburn), die an der Seite mit Präsident Teddy Roosevelt in Mexico kämpften.
Die beiden Routiniers sind besonnen und beide gelten als Favoriten. Leider hat Clayton mit der Überführung seines Prachtpferdes etliche Verspätung, denn der Tierliebhaber musste noch ein Fohlen retten und dieses Tierkind einem guten Besitzer zuführen. Der kleine Junge fragt Clayton, was er für dieses schöne Tier bezahlen müsse, worauf der Westerner antwortet "Du darfst es nie schlecht behandeln".
Unter den Mitkonkurrenten, die sich in das Start-Städchen einfinden, sind die junge Miss Jones (Candice Bergen), eine Prostituierte, deren Mann im Knast eine Haftstrafe verbüsst und die 2000 Dollar sehr gut gebrauchen könnte
Ein junger Cowboy und Gunfighter Carbo (Jan Michael Vincent), der ungestüm und aggressiv auf sich aufmerksam machen möchte.
Ebenso dabei ein Mexikaner (Mario Arteaga) mit Zahnschmerzen, ein alternder Cowboy (Ben Johnson) und sogar ein englischer Gentleman (Ian Bannen) ,der allerdings im späten Wilden Westen lediglich eine Aussenseiterrolle inne hat.
Jeder der Teilnehmer hat andere Beweggründe für die Teilnahme, meistens ist es das Geld und manchmal noch mehr Geld als die 2000 Dollar Preisgeld. Manchmal spielt Machtbestreben und Geltungsbedürfnis eine Rolle - lediglich Clayton sieht dem Treiben sehr kritisch gegenüber und er ahndet jedes Vergehen, dass den armen Tieren zuleide getan wird.
Sei es ein auf den Boden geschlagenes Maultier durch das Großmaul Carbo oder die Unvernunft des Engländers sein Pferd durch waghalsige Abkürzungen in Verletzungsgefahr zu bringen.
Am Ende erreichen nur wenige Teilnehmer das Ziel...







 
 
Richard Brooks drehte "700 Meilen westwärts" im Jahr 1975 und wie bereits zwei Jahrzehnte zuvor mit "Die letzte Jagd" und ein Jahrzehnt zuvor mit "Die gefürchteten Vier" gelang ihm ein weiterer guter Kinoerfolg im damals schon immer mal totgesagten Westerngenre.
"700 Meilen westwärts" ist optisch hervorragend,  ein klasse fotografiertes (Harry Stradling jr) Abenteuer zu einer Zeit, als die Zivilisation das wilde, weite Land schon beinahe eingenommen hat.
Auf den zweiten Blick ist es aber ein sehr trauriger, melancholischer Film über geschundene Pferde und auch über geschundene Menschen.
Ergreifend die Szenen, in den die Pferde durch ihre Besitzer zu Tote kommen, ebenso wie die plötzliche Sterbeszene von Ben Johnson als einsamer Cowboy. Er liegt einfach tot am Lagerfeuer und der Zuschauer nimmt das traurige Gesicht von Hackman wahr, der nur noch "dabei kenne ich nicht mal seinen Namen" sagen kann.
"700 Meilen westwärts" entlässt trotz dieser melancholischen Grundhaltung mit einem positiven Hoffnungsschimmer. Ein Aggressor kann sich durch Verlust ändern und Claytons Botschaft von Schutz für die Kreatur, dem Schutz für Aussenseiter. Tugenden wie Hilfsbereitschaft und Fairness haben zumindest in einer Momentaufnahme eine Chance. Richard Brooks hat mit allen drei Western, die er gedreht hat, dem Genre sehr starke Impulse hinterlassen und jeder der drei Filme untersucht auf seine Weise den Mythos des Wilden Westens.








 Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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