Mittwoch, 17. Juli 2019

Capernaum


Regie: Nadine Labaki

Odyssee in Beirut...

"Capernaum" ist ein libanesischer Film der Regisseurin Nadine Labaki und erinnert durch das Thema, durch Kraft und Intensität an wunderbare Klassiker wie de Sicas "Fahrraddiebe" oder Rosellinis "Deutschland im Jahre Null".
Meisterwerke, die auf der Straße spielen und auch sozial benachteiligten Menschen eine Stimme geben. Und die Figuren des Films befinden sich durchs Schicksal in großer Not und sind noch nicht mal erwachsen. Immerhin hatte der kleine Bruno Ricci in "Fahrraddiebe" ein liebevolles Elternhaus, obwohl die Familie in großer Armut lebte. Der kleine Zain El_Hajj (die Rolle wird von dem syrischen Flüchtlingsschauspieler Zain Al Rafeea gespielt) lebt im Slums von Beirut und möchte nichts mehr von seinen Eltern wissen, seine Mutter beschimpft er als "Monster". Was ist passiert ? Der 12jährige Zain hatte ein besonders gutes Verhältnis zu seiner ein Jahr jüngeren Schwester Sahar (Haita Izzam). Die Familie lebt in Armut und die Eltern Souad (Kawsar Al Hadad) und Selim (Fadi Yousef) sind mit den vielen Kindern heillos überfordert. Daher ist es überlegenswert, dass Kind mit dem interessierten Assad (Nour El Housseini) zu verheiratet. Zain kann das Verhalten seiner Eltern nicht verstehen und haut von zu Hause ab. Er irrt durch die Stadt und lernt auf dem Rummelplatz die äthiopische Wanderarbeiterin Rahil (Yordanos Shiferaw) kennen, die dort als Putzfrau arbeitet und sich illegal im Libanon aufhält. Die Frau lebt in einer Blechhütte hat auch einen kleinen Jungen namens Yonas (Boluwatife Treasure Bankole). Dort kann er vorübergehend unterkommen und während Rahil arbeitet, macht er den Babysitter für den kleinen Knirps. Eines Tages kommt die Mutter nicht von der Arbeit. Sie wurde von libanesischen Behörden festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Irgendwann glaubt Zain, der mit dem kleinen Kind völlig überfordert ist, dass Rahil den Kleinen einfach im Stich ließ. Damit beginnt für die beiden eine Odyssee durch die Straßen Beiruts...




Diese Geschichte wird im Rückblick erzählt, denn der kleine Zain hat seine Eltern verklagt, weil sie ihn in die Welt gesetzt haben. Obwohl Kläger befindet sich der 12jährige Junge bereits im Knast, weil diese Odyssee irgendwo damit endete, dass er jemand niedergestochen hat. Vor Gericht verteidigt er seine bestürzende Tat. "Capernaum" heißt übersetzt "Chaos" und dieses Chaos kann der Zuschauer in 126 beklemmenden Minuten mitverfolgen. Die libanesische Regisseurin hat zweifelsohne ein Meisterwerk geschaffen. Beim Filmfestival von Cannes kam zu minutenlangen Standing Ovations und der Film wurde auch als bester fremdsprachiger Film bei den Oscars nominiert. Zum Sieg hat es zwar nicht gereicht, aber hier haben wir es mit einem der besten Filme dieses Jahrzehnts zu tun. Bei einem Budget von 4 Millionen wurde "Capernaum" an der Kasse sogar ein Überraschungserfolg und spielte weitweit 68 Millionen Dollar ein. Das authentische Spiel des kleinen Zain Al Rafeea macht sehr nachdenklich, wie die ganze Geschichte. Sie macht wieder einmal klar, was jeder weiß: Auf unserer Erde herrscht ein ganz großes Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich und wir sollten alles mögliche versuchen diese Misere zu verändern.




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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