Regie: Nadine Labaki
Odyssee in Beirut...
"Capernaum" ist ein libanesischer Film der Regisseurin Nadine
Labaki und erinnert durch das Thema, durch Kraft und Intensität an
wunderbare Klassiker wie de Sicas "Fahrraddiebe" oder Rosellinis
"Deutschland im Jahre Null".
Meisterwerke, die auf der Straße spielen und auch sozial
benachteiligten Menschen eine Stimme geben. Und die Figuren des Films
befinden sich durchs Schicksal in großer Not und sind noch nicht mal
erwachsen. Immerhin hatte der kleine Bruno Ricci in "Fahrraddiebe" ein
liebevolles Elternhaus, obwohl die Familie in großer Armut lebte. Der
kleine Zain El_Hajj (die Rolle wird von dem syrischen
Flüchtlingsschauspieler Zain Al Rafeea gespielt) lebt im Slums von
Beirut und möchte nichts mehr von seinen Eltern wissen, seine Mutter
beschimpft er als "Monster". Was ist passiert ? Der 12jährige Zain hatte
ein besonders gutes Verhältnis zu seiner ein Jahr jüngeren Schwester
Sahar (Haita Izzam). Die Familie lebt in Armut und die Eltern Souad
(Kawsar Al Hadad) und Selim (Fadi Yousef) sind mit den vielen Kindern
heillos überfordert. Daher ist es überlegenswert, dass Kind mit dem
interessierten Assad (Nour El Housseini) zu verheiratet. Zain kann das
Verhalten seiner Eltern nicht verstehen und haut von zu Hause ab. Er
irrt durch die Stadt und lernt auf dem Rummelplatz die äthiopische
Wanderarbeiterin Rahil (Yordanos Shiferaw) kennen, die dort als Putzfrau
arbeitet und sich illegal im Libanon aufhält. Die Frau lebt in einer
Blechhütte hat auch einen kleinen Jungen namens Yonas (Boluwatife
Treasure Bankole). Dort kann er vorübergehend unterkommen und während
Rahil arbeitet, macht er den Babysitter für den kleinen Knirps. Eines
Tages kommt die Mutter nicht von der Arbeit. Sie wurde von libanesischen
Behörden festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Irgendwann glaubt
Zain, der mit dem kleinen Kind völlig überfordert ist, dass Rahil den
Kleinen einfach im Stich ließ. Damit beginnt für die beiden eine Odyssee
durch die Straßen Beiruts...
Diese Geschichte wird im Rückblick erzählt, denn der kleine Zain
hat seine Eltern verklagt, weil sie ihn in die Welt gesetzt haben.
Obwohl Kläger befindet sich der 12jährige Junge bereits im Knast, weil
diese Odyssee irgendwo damit endete, dass er jemand niedergestochen hat.
Vor Gericht verteidigt er seine bestürzende Tat. "Capernaum" heißt
übersetzt "Chaos" und dieses Chaos kann der Zuschauer in 126
beklemmenden Minuten mitverfolgen. Die libanesische Regisseurin hat
zweifelsohne ein Meisterwerk geschaffen. Beim Filmfestival von Cannes
kam zu minutenlangen Standing Ovations und der Film wurde auch als
bester fremdsprachiger Film bei den Oscars nominiert. Zum Sieg hat es
zwar nicht gereicht, aber hier haben wir es mit einem der besten Filme
dieses Jahrzehnts zu tun. Bei einem Budget von 4 Millionen wurde
"Capernaum" an der Kasse sogar ein Überraschungserfolg und spielte
weitweit 68 Millionen Dollar ein. Das authentische Spiel des kleinen
Zain Al Rafeea macht sehr nachdenklich, wie die ganze Geschichte. Sie
macht wieder einmal klar, was jeder weiß: Auf unserer Erde herrscht ein
ganz großes Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich und wir sollten alles
mögliche versuchen diese Misere zu verändern.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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