Regie: Samuel Fuller
Bus Stop in Grantville...
Als Handlungsreisende für schmackhaften, teuren Sekt "Angel Foam champagne" getarnt, von dem sie nie eine Flasche verkauft, kommt die Prostituierte Kelly (Constanze Towers) in die Kleinstadt Grantville.
Sie befindet sich seit 2 Jahren ständig auf der Flucht vor den Gesetzeshütern und auch vor ihrem alten Zuhälter und klappert so immer wieder neue Kleinstädte ab, sucht sich Freier und macht ein so ein bisschen Geld.
Hier in Grantville lernt sie auch gleich den örtlichen Bullen Griff (Anthony Eisley) kennen, dem die attrative Frau gleich aufgefallen ist, als sie aus dem Reisebus ausstieg. Sie machte ihm deutliche Avancen. Sekt kauft er nicht, aber er gibt ihr für ihre Dienste 10 Dollar, legt im Hotelzimmer einen 20 Dollar Schein hin und wartet auf das Rückgeld, doch Kelly sagt ihm, dass sie nie "rausgibt".
Griff will sie ans örtliche Bordell vermitteln, dass ein paar Kilometer von der Stadtgrenze entfernt ist und von der skrupellosen Madame Candy (Virginia Grey) geführt wird.
Doch Kelly beschliesst spontan - nach einem ehrlichen Blick in den Spiegel - ein neues und vor allem bürgerliches Leben anzufangen und bewirbt sich im örtlichen Krankenhaus. Sie macht einen guten Eindruck bei der Oberschwester (Patsy Kelly) und wird als Krankenschwester in der orthopädischen Abteilung des Krankenhauses als Betreuerin der kleinen Patienten eingestellt. Mit viel Einfühlungsvermögen und Gutherzigkeit, gewinnt sie nicht nur die Kinder für sich, sondern auch den schwerreichen Spross der Stadtgründer, den attraktiven Millionär J.L. Grant (Michael Dante), zudem noch bester Freund von Kellys letztem Kunden Griff.
Eine Heirat scheint nicht ausgeschlossen, die Frau mit Vergangenheit scheint doch noch am Ziel all ihrer Träume angekommen zu sein.
Doch die Schatten der Vergangenheit, aber auch ein noch viel dunkleres Geheimnis durchkreunzen das Glück...
"Der nackte Kuss" ist ähnlich einzigartig und fesselnd geworden. Dabei thematisiert er mit der Protagonistin Kelly ein Tabuthema für damalige Zeit. Sie wird mit sämtlichen Vorurteilen belegt - diese immer mal wieder aggressiv agierende Frau mit der schmutzigen Vergangenheit, die aber auch dem Hang zum Gutmenschen in sich trägt.
Doch in der Kleinstadt erwartet sie ein Alptraum gleicht, in der Korruption und Perversion hinter der heilen Fassade zum Vorschein kommt.
Ein Motiv, das man von David Lynch kennt.
Fuller treibt die Kontraste auf die Spitze, indem er harte, gewalttätige Szenen wechelt mit überzogener Kitschidylle: Der Kinderschänder lauert, während die Krankenschwestern rührend dem schiefen Gesang des Kinderchores lauschen.
Keine Figur des Films wirkt eindimensional, es handelt sich um zwiespältige Figuren, pendelnd zwischen Gut und Böse.
Mein Urteil: Ein Meisterwerk.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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