Regie: William Wyler
James McKay im Wilden Westen..
Kurz vor seinem größten Filmerfolg "Ben Hur" im Jahr 1959 drehte
Regisseur William Wyler zwei Filme, die sich mit der amerikanischen
Geschichte befassen. "Lockende Versuchung" aus dem Jahr 1956 war ein
Drama, das in Indiana während des Bürgerkrieges spielte und bei dem 1958
entstandenen "Weites Land" handelt es sich sogar um einen echten
Western. Allerdings ein Genrevertreter, der mit den gängigen Mustern und
Klischees aufräumt und einen pazifistischen Anspruch erhebt. Dieser Mut
zum Traditionsbruch macht bis heute den Reiz des Films aus. Man weiß
nie, wie Gregory Peck ragiert und hat keine Ahnung wie die nächste Szene
enden wird. Burl Ives wurde für seine Rolle als Rufus Hannassey sogar
mit dem Oscar ausgezeichnet. Eine weitere Nominierung ging an den
furiosen Soundtrack von Jerome Moross. Somit viel zu wenig Würdigung für
diesen Hollywood Klassiker, dessen Kameramann Franz F. Planer eine
perfektes Auge für die grandiosen Einstellungen hat, die das "weite
Land" immer wieder spürbar werden lassen. Es zeigt sich dann
eindrücklich wie klein der Mensch tatsächlich ist inmitten dieser
fantastischen Natur.
Auch die Darstellerleistungen sind allesamt exzellent und nicht nur
der ausgezeichnete Burl Ives, der in diesem Oscarjahr sogar noch eine
weitere, mindestens gleich gute Rolle in Richard Brooks "Die Katze auf
dem heißen Bleichdach" spielte. Gregory Peck als der Mann, den die Leute
im wilden Westen für einen feinen Pinkel und auch für einen Feigling
halten, agiert ebenso hervorragend. Ein Mann, der der Meinung ist, dass
er nur sich selbst etwas beweisen muss, aber keinesfalls den Anderen.
So findet die berühmte Prügelszene mit Charlton Heston sozusagen
auch unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Gregory Peck und Charlton
Heston tragen ihren Faustkampf im Halbdunkel in der offenen Prärie aus.
Planers Kamera bleibt dabei diskret auf Distanz.
James Mac Kay (Gregory Peck) kommt von der Ostküste der Vereinigten
Staaten und ist als Sohn eines Reeders auch begeisterter Seemann. Als
er dort die hübsche Patricia Terrill (Carroll Baker), die Tochter des
Ranchers Major Henry Terrill (Charles Bickford) kennenlernt, ist es
"Liebe auf den ersten Blick". Die beiden wollen unbedingt heiraten und
so hat sich der Städter und feine Pinkel McKay entschlossen mit seiner
zukünftigen Braut im Wilden Westen auf deren Vaters Ranch zu leben.
Gleich bei der Ankunft mit der Postkutsche machen sich die wilden
Hannassey Jungs (Chuck Connors, Chuck Hayward, Buff Brady und Jim Burke)
lustig über den schicken Hut des Fremden, der ja überhaupt nicht zum
Bild des Cowboys passt. So wird ihm und seiner Braut auch gleich
aufgelauert, als die beiden von der Stadt zur Ladder Ranch fahren. McKay
wird von den Rüpeln angegangen, doch der wehrt sich zum Entsetzen
seiner Braut gar nicht. Im Gegenteil: Er findet diese Angelegenheit kaum
der Rede wert. Auch will er partout nicht auf dem wilden Pferd "Old
Thunder" reiten. Ein Ritual, dass der Vormann Steve Leech (Charlton
Heston) jedem Neuling anbietet. Zur Belustigung aller soll er natürlich
im Staub landen. Und bei McKay macht es Leech doppelt so viel Spass,
denn schließlich hat der "Stutzer" ihm sein Mädchen vor der Nase
weggeschnappt. Auch dort verweigert sich der sonderbare Mann aus dem
Osten seinen männlichen Verpflichtungen. Der Braut ist aber diese
Mannesehre schon wichtig. Insgeheim fürchtet Patricia, die sich nie von
ihrem mächtigen Vater lösen könnte, dass ihr Zukünftiger ein Feigling
sein könnte. Ganz anders denkt da ihre Freundin, die Lehrerin Julie
Maragon (Jean Simmons). Sie ist die Besitzerin der Big Muddy Ranch. Ein
kleines Anwesen mit ganz wichtiger Wasserstelle, wo auch der von Major
Terrill gehasste Todfeind Rufus Hannassey (Burl Ives) sein Vieh tränken
konnte. Durch den unschönen Zwischenfall, dem McKay und Patricia
ausgesetzt waren, spitzt sich dieser uralte Konflikt der beiden
Kontrahenten wieder zu. Denn der Major hat entschieden die Rüpel von
seinen Männern verprügeln zu lassen. Währenddessen versucht sich McKay
heimlich an "Old Thunder" und hat vor für seine schmollende Braut ein
Hochzeitsgeschenk zu erwerben. Mit seinem Pferd und einem Kompass reitet
er los...
Dieser Ausflug führt dann zu weiteren Missverständnissen und am
Ende von "Weites Land" erreicht nicht nur die Feindschaft zweier Rivalen
den Höhepunkt und auch das Ende. Auch die Karten in der Liebe wurden
neu gemischt in diesem prachtvollen Film, der wie viele andere Klassiker
zu den Meisterwerken des Ausnahmeregisseurs William Wyler gezählt
werden muss. Mit einer Laufzeit von 165 Minuten lässt sich Wyler viel
Zeit die Figuren vorzustellen, die alle sehr interessant und
facettenreich dargestellt werden. "Weites Land" spielte in den USA 3,5
Millionen Dollar ein und erreichte damit Platz 10 der Kinojahrescharts.
Das Filmdrehbuch enstand nach dem dem gleichnamigen Roman von Donald
Hamilton.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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