Mittwoch, 17. Juli 2019

Weites Land


Regie: William Wyler

James McKay im Wilden Westen..

Kurz vor seinem größten Filmerfolg "Ben Hur" im Jahr 1959 drehte Regisseur William Wyler zwei Filme, die sich mit der amerikanischen Geschichte befassen. "Lockende Versuchung" aus dem Jahr 1956 war ein Drama, das in Indiana während des Bürgerkrieges spielte und bei dem 1958 entstandenen "Weites Land" handelt es sich sogar um einen echten Western. Allerdings ein Genrevertreter, der mit den gängigen Mustern und Klischees aufräumt und einen pazifistischen Anspruch erhebt. Dieser Mut zum Traditionsbruch macht bis heute den Reiz des Films aus. Man weiß nie, wie Gregory Peck ragiert und hat keine Ahnung wie die nächste Szene enden wird. Burl Ives wurde für seine Rolle als Rufus Hannassey sogar mit dem Oscar ausgezeichnet. Eine weitere Nominierung ging an den furiosen Soundtrack von Jerome Moross. Somit viel zu wenig Würdigung für diesen Hollywood Klassiker, dessen Kameramann Franz F. Planer eine perfektes Auge für die grandiosen Einstellungen hat, die das "weite Land" immer wieder spürbar werden lassen. Es zeigt sich dann eindrücklich wie klein der Mensch tatsächlich ist inmitten dieser fantastischen Natur.
Auch die Darstellerleistungen sind allesamt exzellent und nicht nur der ausgezeichnete Burl Ives, der in diesem Oscarjahr sogar noch eine weitere, mindestens gleich gute Rolle in Richard Brooks "Die Katze auf dem heißen Bleichdach" spielte. Gregory Peck als der Mann, den die Leute im wilden Westen für einen feinen Pinkel und auch für einen Feigling halten, agiert ebenso hervorragend. Ein Mann, der der Meinung ist, dass er nur sich selbst etwas beweisen muss, aber keinesfalls den Anderen.
So findet die berühmte Prügelszene mit Charlton Heston sozusagen auch unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Gregory Peck und Charlton Heston tragen ihren Faustkampf im Halbdunkel in der offenen Prärie aus. Planers Kamera bleibt dabei diskret auf Distanz.
James Mac Kay (Gregory Peck) kommt von der Ostküste der Vereinigten Staaten und ist als Sohn eines Reeders auch begeisterter Seemann. Als er dort die hübsche Patricia Terrill (Carroll Baker), die Tochter des Ranchers Major Henry Terrill (Charles Bickford) kennenlernt, ist es "Liebe auf den ersten Blick". Die beiden wollen unbedingt heiraten und so hat sich der Städter und feine Pinkel McKay entschlossen mit seiner zukünftigen Braut im Wilden Westen auf deren Vaters Ranch zu leben. Gleich bei der Ankunft mit der Postkutsche machen sich die wilden Hannassey Jungs (Chuck Connors, Chuck Hayward, Buff Brady und Jim Burke) lustig über den schicken Hut des Fremden, der ja überhaupt nicht zum Bild des Cowboys passt. So wird ihm und seiner Braut auch gleich aufgelauert, als die beiden von der Stadt zur Ladder Ranch fahren. McKay wird von den Rüpeln angegangen, doch der wehrt sich zum Entsetzen seiner Braut gar nicht. Im Gegenteil: Er findet diese Angelegenheit kaum der Rede wert. Auch will er partout nicht auf dem wilden Pferd "Old Thunder" reiten. Ein Ritual, dass der Vormann Steve Leech (Charlton Heston) jedem Neuling anbietet. Zur Belustigung aller soll er natürlich im Staub landen. Und bei McKay macht es Leech doppelt so viel Spass, denn schließlich hat der "Stutzer" ihm sein Mädchen vor der Nase weggeschnappt. Auch dort verweigert sich der sonderbare Mann aus dem Osten seinen männlichen Verpflichtungen. Der Braut ist aber diese Mannesehre schon wichtig. Insgeheim fürchtet Patricia, die sich nie von ihrem mächtigen Vater lösen könnte, dass ihr Zukünftiger ein Feigling sein könnte. Ganz anders denkt da ihre Freundin, die Lehrerin Julie Maragon (Jean Simmons). Sie ist die Besitzerin der Big Muddy Ranch. Ein kleines Anwesen mit ganz wichtiger Wasserstelle, wo auch der von Major Terrill gehasste Todfeind Rufus Hannassey (Burl Ives) sein Vieh tränken konnte. Durch den unschönen Zwischenfall, dem McKay und Patricia ausgesetzt waren, spitzt sich dieser uralte Konflikt der beiden Kontrahenten wieder zu. Denn der Major hat entschieden die Rüpel von seinen Männern verprügeln zu lassen. Währenddessen versucht sich McKay heimlich an "Old Thunder" und hat vor für seine schmollende Braut ein Hochzeitsgeschenk zu erwerben. Mit seinem Pferd und einem Kompass reitet er los...






Dieser Ausflug führt dann zu weiteren Missverständnissen und am Ende von "Weites Land" erreicht nicht nur die Feindschaft zweier Rivalen den Höhepunkt und auch das Ende. Auch die Karten in der Liebe wurden neu gemischt in diesem prachtvollen Film, der wie viele andere Klassiker zu den Meisterwerken des Ausnahmeregisseurs William Wyler gezählt werden muss. Mit einer Laufzeit von 165 Minuten lässt sich Wyler viel Zeit die Figuren vorzustellen, die alle sehr interessant und facettenreich dargestellt werden. "Weites Land" spielte in den USA 3,5 Millionen Dollar ein und erreichte damit Platz 10 der Kinojahrescharts. Das Filmdrehbuch enstand nach dem dem gleichnamigen Roman von Donald Hamilton.







Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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