Regie: Luis Ortega
Carlitos Way...
2019 scheint ein Kinojahr zu sein, dass sich für berühmte Serienkiller
oder Mehrfachmörder interessiert. Fast zeitgleich mit Zac Efrons Ted
Bundy Film hat sich der argentinische Filmregisseur Luis Ortega den
Untaten des Carlos Eduardo Robledo Puch angenommen. "Der schwarze Engel"
oder "Todesengel", wie er damals genannt wurde, verübte ab 1971 mehr
als ein Dutzend Morde und diverse Raubüberfälle. Er war zum Zeitpunkt
der Taten noch nicht mal zwanzig und ein Jahr später wurde er auch schon
festgenommen. Nach einem Fluchtversuch wurde er erneut gefasst und zu
lebenslanger Haft verurteilt. Der junge Lorenzo Ferro spielt diesen
Killer und liefert damit eine der besten Darstellungen dieses Jahres ab.
Er passt hervorragend in die Rolle des jungen Carlitos, diesem jungen
Teenager mit dem Engelsgesicht, der alle um den Finger wickeln kann.
Mit Marisol (Malena Villa), die noch eine Zwillingsschwester (ebenfalls
Malena Villa) hat, ist er junge Boy befreundet und trotz seines
harmlosen Aussehens war er schon im Jugendknast. Seine Eltern (Cecila
Roth und Luis Gnecc) machen sich deshalb etwas Sorgen um die Zukunft
ihres Sprösslings, der nun die High School besucht. Dort lernt er Ramon
Peralta (Chino Darin), einen Mitschüler kennen. Die Kontaktaufnahme
stellt er aggressiv her und macht sich damit sofort bei seinem Gegenüber
interessant. Ramon stellt Carlitos seinen Eltern (Mercedes Moran und
Daniel Fanego) vor. Ramons Vater dreht krumme Dinger, Einbrüche sind
sein Metier. Doch es soll alles sicher und souverän ablaufen, er will
nicht mehr ins Gefängnis. Er erkennt auch sofort das Potential vom
Freund seines Sohnes, der hat auch schon mit seinen diversen Diebstählen
herumgeprahlt. Zu dritt beschließt man in ein Waffengeschäft
einzubrechen. Dort werden Ramon und sein Vater Zeuge von Carlitos
Talent, es ist aber ersichtlich, dass der junge Mann immer volles Risiko
eingeht. Sogar mit einer Menge Lust und Genuss. Bei einem weiteren
Einbruch erschießt Carlito den Hausbewohner ohne Skrupel und er findet
auch Gefallen am schnellen Morden. Und zwischen Carlitos und Ramon
entwickelt sich eine homoerotische Zuneigung, die sie aber nicht
ausleben...
Carlos ist erst 17 und steigt in Häuser, weil er Nervenkitzel braucht
und mit dem dominant wirkenden Ramon scheint sich ein ungewöhnliches
Verbrecher-Duo gefunden zu haben. Unter der Produktion von Pedro
Almodovar inszenierte Ortega rein oberflächlich einen eher altmodischen
Krimi, der den Fokus total auf das attraktive Aussehen des Killers legt.
Der fühlt sich auch sexy und will das Leben in vollen Zügen auskosten.
Ein Unrechtsbewusstsein ist ihm fremd, was sehr eindrücklich in einer
der Tötungsszenen geschildert wird, er fragt den sterbenden alten Mann,
dem er gerade eine Kugel in die Brust gejagt hat, ob alles in Ordnung
wäre. Durch die üble Kaltschnäuzigkeit des Killers geht dieser
Serienkillerfilm manchmal in eine horrorartige Richtung. Man hat das
Gefühl, der Teufel steckt in diesem engelhaften Jungen. Die erotische
Aufladung der Story macht diesen argentinischen Krimi zu etwas sehr
besonderem.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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