Regie: Billy Wilder
Modernes Großstadtleben...
Der fünffache
Oscarsieger des Jahres 1961 war Billy Wilders schwarz-weißer New York
Film "Das Appartement" (Bester Film, bester Regisseur Billy Wilder,
bester Schnitt, bestes Drehbuch und bestes Szenenbild) und auch die
Kassen klingelten, sie machten die tragische Komödie zum
sechsterfolgreichsten Film des Jahres hinter "Spartacus", "Psycho",
"Exodus", "Alamo" und Disneys "Schweizer Familie Robinson".
Dabei macht Billy
Wilder den kleinen unscheinbaren Mann zum Helden, denn hier begibt sich
Hollywood in die Welt der kleinen anonymen Angestellten, die sich
tagtäglich in der Metropole aufmachen und ihrem Job als Buchhalter,
Sekretärin, Fahrstuhlführer oder Bürohengst nachgehen, meistens in
riesigen Großraumbüros von 9 bis 5 arbeiten.
C.C. Baxter (Jack
Lemmon) ist einer dieser Menschen. Er arbeitet fleißig als
Versicherungsangestellter, macht öfters auch Überstunden, in der
Hoffnung langsam aber sicher die Karriereleiter etwas hochzuklettern.
Der Mann ist gutmütig, sympathisch - aber unscheinbar. Kein Wunder, dass
er kein Privatleben hat. Aber immerhin verfügt er über sein etwas
gammeliges, bequemes Appartment mitten in Manhattan. Und diese Tatsache
widerum macht ihn für ein bestimmtes Klientel äusserst attraktiv. Seinen
Vorgesetzen Joe Dobisch (Ray Walston) oder Al Kirkeby (David Lewis)
leiht er stundenweise dieses sturmfreie Appartment aus, wenn diese
Männer ihre Nach-Büro Romanzen und Sexabenteuer pflegen, ohne dass die
Ehefrau zuhause Wind von den ausserehelichen Aktivitäten mitbekommt.
In dieser Hinsicht
scheint der gute Baxter ziemlich gewieft zu sein, denn je mehr er
gefällig ist, desto höher steigen die Chancen in der Firma.
Der Nachteil ist,
dass er öfters erkältet ist als andere. Kein Wunder, da er oft draußen
in der Kälte frieren muss und dass sein Nachbar, der Arzt Dr. Dreyfuß
(Jack Kruschen) ihn für ein unersättliches Sexmonster hält.
Eines Tages wird
er sogar zum obersten Boss Jeff Sheldrake (Fred MacMurray) gerufen.
Auch der ist interessiert an einem Schlüssel für das begehrte
Appartement. Was C.C. Baxter aber nicht weiß: Sein Chef will sich dort
mit der hübschen Fahrstuhlführerin Fran Kubelik (Shirley McLaine)
treffen. In diese Frau ist er selbst heimlich verliebt, ist nur zu
schüchtern, um sie anzusprechen. Fran ist die Geliebte des
rücksichtslosen Bosses, der verheiratet ist und von dem man sagt, dass
er seine Geliebten ständig wechselt. Auch mit seiner Sekretärin Miss
Olsen (Edie Adams) hatte er eine Liebschaft. Als es dann zu ernst wurde,
hat er die ihm inzwischen lästige Geliebte kalt abserviert. Auch mit
der naiven Fran spielt der Frauenheld. Erst auf der Weihnachtsfeier im
Betrieb wird Baxter klar, dass sein Chef mit Fran im Appartement ist und
sich dort wohl vergnügt. Doch dort angekommen findet er eine
bewusstlose Fran vor. Die junge Frau hat aus lauter Verzweiflung eine
Überdosis Schlaftabletten genommen...
Solche Szenen
zeigen auch die Tragik der Geschichte, die von Billy Wilder aber stets
lebensbejahend und locker erzählt wird. Der Filmarchitekt Alexander
Trauner entwarf ein kunstvoll angelegtes Großraumbüros, dass den
Eindruck einer kafkaesken Ameisenwelt ständig geschäftiger Angestellter
perfekt vermitteln kann, die klasse Schwarzweiß Fotografie von Joseph
LaShelle sorgt für das Übrige. Es ist der perfekte Rahmen für eine neue
Welt, in der sich Menschen nicht mehr so viel mit sich anfangen können
und sich immer mehr entfremden könnten.
Der Titelsong des
Films, geschrieben von Charles Williams mit dem Titel "Jealous Lover"
war erstmalig in den Film "The Romantic Age" aus dem Jahr 1949 zu hören.
Eine klasse Jazznummer mit ganz starkem New York Feeling. Der Song
wurde als "Theme from Appartment" von Ferrante & Teicher
veröffentlicht und wurde wie der Film zu einem Charthit. Der Song kam
bis auf Platz 10 der Billboard Hot 100-Charts.
Die Schauspieler
agieren klasse und der Zuschauer kann sowohl Shirley McLaine als auch
Jack Lemmon in Höchstform bewundern, für beide ein großes Highlight in
der Karriere. Jack Kruschen als erstaunter Nachbar wurde ebenfalls bei
den Oscar-Nominierungen berücksichtigt. Schade, dass Fred McMurray mit
seiner Rolle als J. D. Sheldrake nicht unter die besten fünf
Nebendarsteller gewählt wurde...auch er spielt hier in oscarreifen
Regionen.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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