Erinnerungen an die erste Liebe...
Es
lohnt sich sehr, sich mit dem Frühwerk des schwedischen Filmregisseurs Ingmar
Bergman auseinanderzusetzen, der beste Beweis liefert dafür sein 1951
entstandener Liebesfilm "Einen Sommer lang" (Orignal "Sommarlek), den Bergman
als einen seiner wichtigsten Werke bezeichnete, denn in diesem Film - so seine
Aussage - fand er zum ersten Mal zu seinem eigenen Stil "„Ich
wußte plötzlich, daß ich die Kamera an die richtige Stelle stellte, daß ich die
richtigen Ergebnisse bekam, daß die Dinge stimmten". Der Film beginnt inmitten
der Proben zu "Schwanensee". Die 29jährige Marie (Maj-Britt Nilsson) ist die
Primaballerina. Die Frau ist inzwischen zu einem Star geworden, doch sie ist für
ihre Mitmenschen eher der introvertierte und verschlossen Typ. Sie wirkt
emotional distanziert. Jemand hat der Frau unerwartet das Tagebuch ihrer ersten
Liebe geschickt, der Junge hieß Henrik (Birger Malmsten) und kam in den letzten
Tagen ihres gemeinsamen Sommers vor 13 Jahren unter tragischen Umständen ums
Leben. Sie lernte damals den verliebten Studenten, der immer mit seinem Hund
unterwegs war, bei einem Besuch ihrer Tante Elisabeth (Renee Björling) und Onkel
Erland (Georg Funkquist) kennen. Da die Generalprobe an diesem Tag wegen eines
technischen Problems auf den Abend verschoben wird, hat die junge Frau Zeit das
Boot auf die Insel zu nehmen, wo sich alles einen Sommer lang abspielte. Sie
erinnert sich dabei an die spielerische und unbeschwerte Zeit dieser ersten
Liebe, die die schönste zeit ihres Lebens war. In der Folgezeit erlag sie zuerst
der Trauer und sie lernte es sich abzuschotten und so dem eigentlichen leben aus
dem Weg zu gehen. Im Tanz findet sie Zuflucht und entzieht sich den anderen
Menschen. Vor allem auch der Liebe, denn die macht Angst, weil auch Verlust
möglich ist. Ein Hoffungsschimmer am Ende für ihren neuen Freund David (Alf
Kjellin), der die Barriere vielleicht durchbrechen kann...
Ich kannte den Film bisher nicht und bin von diesem eher unbekannten
Klassiker restlos begeistert, der Film ist jedenfalls qualitativ vom selben
Kaliber wie meine Lieblingfilme von Bergman "Die Jungfrauenquelle", "Das
siebente Siegel" oder "Wilde Erdbeeren". Diese kommen übrigens in "Einen Sommer
lang" auch wieder vor und stehen für Veliebtheit, Zweisamkeit und Verführung. So
leicht der Film manchmal daherkommt, hat er auch sehr melancholische und in der
Quintessenz auch traurige Momente des Abschieds und des Schmerzes. Bergman hält
dem allerdings das momentane Glück dagegen, ohne diese Erfüllung wäre der
Gegensatz dazu gar nicht möglich. Es ist eine Aufforderung sich ganz auf eine
Beziehung einzulassen, auch wenn nichts von Dauer ist. Und am Ende vielleicht
noch nicht mal die Erinnerung bleibt. Ein extrem schöner Film. Mimi Pollack, die
Henriks totkranke tante spielt ist eine Art Vorläufer zum Tod (Bengt Ekerot),
der in "Das siebente Siegel" mit Ritter Block (Max von Sydow) ein Schachspiel
beginnt.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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