Regie: Fred Zinnemann
Die Suche nach einem verschollenen Kind...
In den Jahren von 1935 bis 1965 wurde bei den Oscars immer mal wieder
der "Special Juvenile Academy Award" vergeben. Mit diesem Preis wurden
besonders gute Kinderdarsteller für ihre Leistung ausgezeichnet. Unter
den Preisträgern finden sich Namen wie Shirley Temple, Deanna Durbin,
Mickey Rooney, Judy Garland, Peggy Ann Garner, Claude Jarman Jr. oder
Hayley Mills. Auch der kleine Ivan Jandl aus der Tschechoslowakei durfte
diesen Preis entgegennehmen - er wurde für seine Rolle als Karel Malik
in Fred Zinnemanns "Die Gezeichneten" ausgezeichnet. Zinnemanns Film
gewann auch in der Kategorie "Beste Story" (Richard Schweizer und David
Wechsle) und erhielt Nominierung in den Kategorien Regie, Bester
Darsteller Montgomery Clift und bestes Drehbuch, dass ebenfalls von dem
Gespann Schweizer und Wechsler verfasst wurde.
Bereits mit seinem Vorgänger Film "Das siebte Kreuz" erwies sich
Regisseur Fred Zinnemann als Chronist seiner Zeit, denn beide Filme
befassen sich mit dem "Dritten Reich" und seinen Folgen für die
Menschen. Gemeinsam mit einem schweizer Filmteam drehte er seine Film
"Die Gezeichneten" (Originaltitel: The Search) im Jahr 1947 im
zerstörten Deutschland. Dies gibt dem Film neben seiner Dramatik eines
Einzelschicksals auch die nötige Authentizität und Glaubwürdigkeit.
In Europa nach dem Krieg herrscht großes Chaos. Die Menschen wurden
entwurzelt und viele Familien getrennt. Tausende von Kindern irren durch
die Trümmer der Städte, sie haben ihre Eltern verloren oder können sie
nicht mehr finden. Fred Zinnemann zeigt das Schicksal des kleines Karel
Malik (Ivan Jandl) aus der Tschechoslowakei. Die Familie wurde aus der
Harmonie gerissen und deportiert. Der Vater und Karels ältere Schwester
wurden von der Mutter Hanna Malik (Jamila Novotna) und dem kleinen
Jungen getrennt. In Ausschwitz werden auch Mutter und Sohn getrennt und
es beginnt für den Jungen eine Odyssee. Während der allierten Besetzung
Deutschland werden aber Anstrengungen unternommen, um das Land wieder
aufzubauen und Familien, die sich verloren haben, wieder
zusammenzuführen. Die Zahl der obdachlosen Kinder ist enorm, ganze Züge
sind voll dieser traurigen Geschöpfe, die bereits so viel Leid ertragen
mussten. Mrs. Murray (Aline MacMahon) ist die engagierte Leiterin der
Hilfs- und Rehabilitationsbehörde der Vereinten Nationen. Täglich kommen
neue Kinder an und dort werden sie versorgt und ihre Namen sowie
Herkunfsländer registriert. Auch Karel kommt dort an, ist aber so
traumatisiert, dass er nur die Worte "Ich weiß nicht" auf Deutsch
herausbringt. Der Junge trägt allerdings eine Tätowierungsnummer A24328 -
ein Indiz dafür, dass das Kind in Auschwitz war. Die Kinder haben alle
Angst und als sie in einem Krankenwagen transportiert werden und
plötzlich ein Abgasgeruch wahrnehmen, bekommen sie Panik und fliehen.
Auch Karel mit seinem neuen Freund Raoul (Claude Gambier). Als die
Helfen die Kinder wieder einfangen wollen, kommt es zum Unglück und der
kleine Raoul ertrinkt. Nun ist Karel wieder auf sich alleine gestellt,
doch der trifft auf den jungen GI Steve (Montgomery Clift). Der erkennt
die Not des Jungen und nimmt ihm mit zu sich. Währenddessen sucht Karels
Mutter, die Ausschwitz überlebt hat, nach ihrem verschollenen Kind...
Viele Szenen wurden inmitten der Ruinen deutscher Nachkriegsstädte
gedreht - in Ingolstadt, München, Nürnberg und Würzburg. Die
Drehbarbeiten fanden zwischen Juni und November 1947 statt.
Man ist sprachlos angesichts dieses Grauen, dass die Kinder erleben
mussten. Der schweizer Kameramann Emil Berna präsentiert mit seinen
düsteren Bildern eine Welt, die aus dem Fugen geraten war und wie man
mühevoll wieder versucht Normalitäten zu schaffen. Es war eine
Coproduktion der schweizer Praesens Film und der MGM. Montgomery Clifts
Leistung beeindruckte den damals jungen Clint Eastwood so sehr, dass er
sich entschied Schauspieler zu werden.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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