Dienstag, 3. März 2020

Die Ferien des Monsieur Hulot







































Regie: Jacques Tati

Ein ungeschickter Zeitgenosse...

Der zweite Film von Jacques Tati heißt "Les Vacances de Monsieur Hulot" (Deutscher Titel: Die Ferien des Monsieur Hulot) und entstand 1953 in Schwarz-Weiß. Ursprünglich wollte Tati in Farbe drehen, kam aber von dieser Idee wieder ab. Die Drehbarbeiten fanden fast ausschließlich in dem winzigen Westküstendorf Saint-Marc-sur-Mer in der Region Loire Atlantique statt. Es soll sogar heute noch dieses "Hotel de la Plage" geben, in dem unser Monsieur Hulot in den frühen 50ern eincheckte und seinen extrem amüsanten und liebenswerten Film drehte. Sehr oft wird Tati mit Charles Chaplin verglichen, auch in diesem Film lassen sich zahlreiche Beweise dafür finden. Der Film bekam damals großes Lob und es brachte dem französischen Filmemacher sogar eine Oscarnominierung für das beste Originaldrehbuch ein.
Wie so oft in Tatis Film ist der Dialog nebensächlich. Seine Filme funktionieren beinahe wie Stummfilme. Die Gäste, die sich in diesem bretonischen Badeort versammelt haben, kommen aus allen Herren Ländern. Es sind Amerikaner, Schweizer, Deutsche und Franzosen. Die Hauptfigur Hulot spricht nur ein Wort, indem er an der Rezeption seinen Namen nuschelt und dann immer deutlicher dieses "Hulot" wiederholt.
Bereits bei seiner Ankunft steht alles auf Konflikt, obwohl Hulot eingentlich ein ganz unscheinbarer, fast biederer Kleinbürger ist. Sein uraltes Auto, mit der an dem Badeort ankommt, verursacht Stau und starken Lärm und auch sein Eintritt in das gemütliche kleine Hotel am Strand hat es in sich. Hulot hat viel Gepäck dabei, lässt die Türe mehr als einmal offen - der Wind, der dann in die gute Stube bläst, sorgt an allen Tischen für Ärger und Verdruss. Die Sachen werden einfach weggeweht. Und der unbedarfte Hulot merkt erst gar nicht, was er bei seinem Entree bereits angerichtet hat. Hulot bemüht sich um eine hübsche blonde Frau (Nathalie Pascaud) und ist an sich ein geselliger Mensch. Doch er bleibt linkisch und entzündet durch seine Handlungen immer wieder Verwirrungen, Missverständnisse und sogar kleinere katastrophen. Doch so sehr er nervt - ein Mann wie Hulot hat auch seine Fans. Dazu zählt eine spleenige Engländerin (Valentine Camax), ein betagter Schweizer (Rene Lacour), der von seiner Frau beherrscht wird und der kleine Junge eines deutschen Ehepaars, der in Hulot nach seinen schrägsten Aufschlägen beim Tennis als ultimativen Helden wahrnimmt.



Die Gags sind immer liebenswert und es sind Situationen, die das Leben schreibt. Tati ist ein Meister der Beobachtung und des Alltags und zeigt Szenen, die uns bekannt vorkommen mit einem Schmunzeln oder einem Lächeln. So hören wir das Sprachgebabbel an einem Bahnhof und dazu die Reisenden, die sich durch das Genuschel immer wieder irritieren lassen und von Gleis zu Gleis irren, weil sie mal wieder was nicht verstanden haben. Die einzelnen Situationen werden weiter aufgebaut, weil der Regisseur die Gags mit einer intelligenten Verknüpfung versehen hat. So tappt Hulot von einem Fettnäpfchen ins Nächste. Der Filmkritiker SimonO´Hagan meinte "Die Hauptfigur ist eine unvergessliche Mischung aus Verblüffung über die moderne Welt, Liebenswürdigkeit und genau dem richtigen Maß an Exzentrik.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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