Regie: Jacques Tati
Ein ungeschickter Zeitgenosse...
Der zweite Film von Jacques Tati heißt "Les Vacances de Monsieur Hulot"
(Deutscher Titel: Die Ferien des Monsieur Hulot) und entstand 1953 in
Schwarz-Weiß. Ursprünglich wollte Tati in Farbe drehen, kam aber von
dieser Idee wieder ab. Die Drehbarbeiten fanden fast ausschließlich in
dem winzigen Westküstendorf Saint-Marc-sur-Mer in der Region Loire
Atlantique statt. Es soll sogar heute noch dieses "Hotel de la Plage"
geben, in dem unser Monsieur Hulot in den frühen 50ern eincheckte und
seinen extrem amüsanten und liebenswerten Film drehte. Sehr oft wird
Tati mit Charles Chaplin verglichen, auch in diesem Film lassen sich
zahlreiche Beweise dafür finden. Der Film bekam damals großes Lob und es
brachte dem französischen Filmemacher sogar eine Oscarnominierung für
das beste Originaldrehbuch ein.
Wie so oft in Tatis Film ist der Dialog nebensächlich. Seine Filme
funktionieren beinahe wie Stummfilme. Die Gäste, die sich in diesem
bretonischen Badeort versammelt haben, kommen aus allen Herren Ländern.
Es sind Amerikaner, Schweizer, Deutsche und Franzosen. Die Hauptfigur
Hulot spricht nur ein Wort, indem er an der Rezeption seinen Namen
nuschelt und dann immer deutlicher dieses "Hulot" wiederholt.
Bereits bei seiner Ankunft steht alles auf Konflikt, obwohl Hulot
eingentlich ein ganz unscheinbarer, fast biederer Kleinbürger ist. Sein
uraltes Auto, mit der an dem Badeort ankommt, verursacht Stau und
starken Lärm und auch sein Eintritt in das gemütliche kleine Hotel am
Strand hat es in sich. Hulot hat viel Gepäck dabei, lässt die Türe mehr
als einmal offen - der Wind, der dann in die gute Stube bläst, sorgt an
allen Tischen für Ärger und Verdruss. Die Sachen werden einfach
weggeweht. Und der unbedarfte Hulot merkt erst gar nicht, was er bei
seinem Entree bereits angerichtet hat. Hulot bemüht sich um eine hübsche
blonde Frau (Nathalie Pascaud) und ist an sich ein geselliger Mensch.
Doch er bleibt linkisch und entzündet durch seine Handlungen immer
wieder Verwirrungen, Missverständnisse und sogar kleinere katastrophen.
Doch so sehr er nervt - ein Mann wie Hulot hat auch seine Fans. Dazu
zählt eine spleenige Engländerin (Valentine Camax), ein betagter
Schweizer (Rene Lacour), der von seiner Frau beherrscht wird und der
kleine Junge eines deutschen Ehepaars, der in Hulot nach seinen
schrägsten Aufschlägen beim Tennis als ultimativen Helden wahrnimmt.
Die Gags sind immer liebenswert und es sind Situationen, die das Leben
schreibt. Tati ist ein Meister der Beobachtung und des Alltags und zeigt
Szenen, die uns bekannt vorkommen mit einem Schmunzeln oder einem
Lächeln. So hören wir das Sprachgebabbel an einem Bahnhof und dazu die
Reisenden, die sich durch das Genuschel immer wieder irritieren lassen
und von Gleis zu Gleis irren, weil sie mal wieder was nicht verstanden
haben. Die einzelnen Situationen werden weiter aufgebaut, weil der
Regisseur die Gags mit einer intelligenten Verknüpfung versehen hat. So
tappt Hulot von einem Fettnäpfchen ins Nächste. Der Filmkritiker
SimonO´Hagan meinte "Die Hauptfigur ist eine unvergessliche Mischung aus
Verblüffung über die moderne Welt, Liebenswürdigkeit und genau dem
richtigen Maß an Exzentrik.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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