Dienstag, 3. März 2020

Salo oder die 120 Tage von Sodom







































Regie: Pier Paolo Pasolini

Einfangen, foltern, töten...

"Salo - Die 120 Tage von Sodom" ist Pier Paolo Pasolinis letzter Film. So gesehen ist dieser sehr umstrittene Skandalfilm auch sein Vermächtnis. In einem Interview sagte er "Salo wird ein grausamer Film sein. So grausam, das ich (so nehme ich an) mich zwangsläufig bald davon distanzieren muss, so tun, als würde ich das alles nicht glauben, als sei ich ganz starr vor Überraschung..." Damit lässt sich heraushören, dass er mit den ausgebreiteten Scheußlichkeiten und der perversen Widerwärtigkiet nicht nur Ekel hervorrufen wollte, sondern auch eine Erkenntnis. Die faschistische Ideologie und jede absolute Macht wollte er mit diesem Treiben entlarven - der Zuschauer sollte erkennen, dass ein solches System den Menschen nur ausnutzt, erniedrigt und kränkt und am Ende zerstört. Doch der Kinogänger des Jahres 1975 verlor die Kontrolle über diese fiesen und schockierenden Bilder, im Grunde wurde von der Mehrheit nur die "sexuelle Perversion" gesehen. Im Heimatland Italien wurde der Film verboten. In Deutschland lief der Film damals im Kino und es gab dauernd Berichte darüber, dass sensible Zuschauer den Saal verlassen musste, weil sie sich aufgrund der gezeigten Szenen übergeben musste. So hatte er bald den Ruf. Er wurde verboten, dann wieder erlaubt. Ein Hin- und Her der Anzeigen, einstweiligen Verfügungen, beschlagnahmten Kopien - schließlich landete er 1987 endgültig auf dem Index.
Der Filmtitel besteht aus "Salo" und "Die 120 Tage von Sodom" - daher sind zwei Themen miteinander verknüpft.  Salo war von 1943 bis 1945 die Hauptstadt der Repubblica Sociale Italiana von Mussolini unter der militärischen Protektion Deutschlands. Die "120 Tage von Sodom" ist ein Buch des Marquis de Sade, der sadisistische Sexualpraktiken von vier einflussreichen Franzosen beschreibt, die in einem zugemauerten Schloß an einem geheimen Ort Südwestdeutschlands während eines viermonatigen Aufenthaltes dort ausgelebt werden.
Der Film ist in die drei Sekmente "Höllenkreise der Leidenschaft", "Höllenkreis der Scheiße" und "Höllenkreis des Blutes" unterteilt, was an Dantes Inferno verweist. Also Faschismus...zuerst Leidenschaft, dann Scheiße fressen und schließlich im Blutbad enden.
Im Jahr 1944 beginnt die Geschichte. Fürst Blangis (Paolo Bonacelli), ein Monsignore (Giorgio Cataldi), Präsident Durvet (Aldo Valetti) und ein Prälat (Umberto Paolo Quintavalle) haben eine abgelegene Villa für die Verwirklichung perverser Ausschweifungen auserkoren. Mit der Hilfe der Gestapo und weiteren miesen Schergen haben sie acht junge Männer und acht junge Mädchen aus gutem Hause festnehmen lassen und entführt. In einer dreitätigen Orgie sollen diese jungen Menschen missbraucht, gedemütigt, geschändet und am Ende ermordet werden. Für diese Ausschweifung wurden extra drei Erzählerinnen engagiert, diese Damen Vaccari (Helene Surgere), Castelli (Caterina Boratto) und Maggi (Elsa de Giorgi) sollen zusätzlich die Lust beim Quartett und auch bei den Gefangenen wecken. Eine Pianistin (Sonia Saviange) begleitet die widerlichen Ausschweifungen...






Zuerst wird vergewaltigt, dann auf die übelste Weise erniedrigt und gefoltert. Am Ende beobachten die vier einflussreichen Männer mit einem Fernglas von einem Zimmerfenster aus wie die auserkorenen Opfer von den engagierten jungen Soldaten auf grausamste Art und Weise ermordet werden. Als ich "Salo" zum ersten Mal sah, war ich tatsächlich so schockiert, dass ich da keinen Subtext mehr herauslesen konnte. Nun beim zweiten Mal kann man schon die Ambition des Regisseurs dahinter erkennen, denn so sehr schockierend die Bilder sind - ein pornographischer Film ist das auf keinen Fall. Eher das Gegenteil. Eher kann man darin die schockierende Vision des menschlichen zerstörungswillen sehen. Die Lust wird nicht durch Liebe erzeugt, sondern durch Gewalt, die man dem anderen antut. Wie in vielen seiner Filme hat Pasolini viele Rollen mit Laiendarstellern besetzt. Von diesen Laien dürfte der Junge Franco Merli wiedererkannt werden, denn der spielte bereits ein Jahr vorher  in Pasolinis "Erotische Geschichten aus 1001 Nacht" mit - ebenso die dunkelhäutige Iris Pelegrini, die im gleichen Film die Rolle der Sklavin Zumurrud spielte.







Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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