Isaacs Lieblingsstadt...
Sein 1979 inszenierten Film "Manhattan" hat Woody Allen in Schwarz-Weiß
und in 2,35:1 Breitbild gedreht. Und dennoch schaffte er damit einen Hit
an der Kinokasse. "Manhattan" spielte insgesamt ca. 40 Millionen Dollar
ein und landete damit auf dem 17. Rang der erfolgreichsten Filme des
Jahres. Nur mit seinem Oscarsieger "Annie Hall" war der Filmemacher noch
erfolgreicher. Es gab zwei Oscarnominierungen: Mariel Hemingway als die
17jährige Tracy unterlag allerdings in der Kategorie "Beste
Nebendarstellerin" Meryl Streep, die den Oscar für "Kramer gegen Kramer"
bekam, wobei dieser Sieg wahrscheinlich eine Wiedergutmachung dafür
war, dass sie im Vorjahr für ihre grandiose Leistung in "Die durch die
Hölle gehn" nicht gewinnen konnte. Ausserdem wurde das beste Drehbuch
(Woody Allen in Gemeinschaftsarbeit mit Marshall Brickman) nominiert. In
dem von Charles H. Joffe produzierten New York Film spielt Allen die
Hauptrolle als zweimal geschiedener Comedyautor Isaac Davis, der vor
kurzem eine Affäre mit der 17jährigen Tracy (Mariel Hemingway)
eingegangen ist. Natürlich genießt Isaac die Zeit mit seiner jungen,
äusserst attraktiven Freundin, aber er sieht die Liason dennoch als
falsch an. Er empfielt der jungen Frau, die mehr erwachsen scheint als
er selbst, sich doch mit gleichaltrigen Jungs "Skip, Tommy, Jerry etc"
zu treffen. Das Mädchen ist aber in Isaac richtig verliebt. Eine ganz
alltägliche Geschichte in der Stadt, die niemals schläft. Isaac liebt
New York, Isaac liebt Manhattan und kann sich überhaupt nicht vorstellen
irgendwo anders zu leben. Seine Exfrau Jill (Meryl Streep) hat ihn
wegen einer anderen Frau (Karen Ludwig) verlassen und plant ein Buch
über ihre Ehe zu schreiben und auch zu veröffentlichen. Isaacs bester
Freund Yale (Michael Murphy) ist seit 12 Jahren glücklich mit Emily (Ann
Byrne) verheiratet. Isaac trifft sich oft mit dem Ehepaar, natürlich
hat er auch Tracy dabei. Nach einem Barbesuch gesteht Yale, dass er eine
Affäre mit der neurotischen Mary Wilkie (Diane Keaton) begonnen hat.
Isaac kann dies zuerst überhaupt nicht glauben. Er stellt seine
heimliche Geliebte auch Isaac vor und der erste Eindruck ist für Isaac
eher schrecklich. Er findet Mary total pseudointellektuell und findet
deren intellektuellen Snobismus einfach nur abschreckend. Doch sie
treffen sich erneut ganz zufällig im Museum of Modern Art. Als die
Beziehung zwischen Yale und Mary auseinandergeht, kommt Isaac Mary näher
und gibt Tracy den Laufpass. Doch die neue Beziehung steht unter keinem
guten Stern, als Yale sich wieder telefonisch bei Mary meldet...
Woody Allen meinte, dass "Manhattan" eine Art Kombination aus "Annie
Hall" und dem nachfolgenden "Interiors" wäre. Der Film wurde in der
stärksten Schaffensphase des Regisseurs gedreht. Alle drei Filme zählen
neben dem später entstandenen "Hannah und ihre Schwestern" zu seinen
besten Arbeiten. Vielleicht ist "Manhattan" sein allerbester Film.
Jedenfalls ist der Film phasenweise magisch und dies liegt natürlich
auch an der Leistung des Kameramannes Gordon Willis, der leider in den
70er Jahren für eine lange Zeit von der Academy ungerechtfertigt
ignoriert wurde. Er lag in dieser Zeit im Clinch mit seinen
Berufskollegen, die über die Oscarvergabe in ihrer Kategorie
entschieden. Daher wurde Willis auch nicht für seine Megaleistung in den
"Der Pate" und "Der Pate 2" berücksichtigt. Auch für die Paranoia
Thriller von Alan J. Pakula wurde ihm eine Nominierung verwehrt. Erst
2009 machte die Academy das Unrecht wieder gut, indem Willis mit dem
Oscar fürs Lebenswerk ausgezeichnet wurde. "Manhattan" beginnt mit einer
grandiosen Montage von total atmosphärischen Bildern Manhattans und
auch anderen Teilen von New York. Das berühmteste Bild ist sicherlich
die Nachtaufnahme von der Bank, auf der Woody Allen, Diane Keaton und
Hund sitzen - mit dem Blick auf die Brücke. Diese Aufnahme wurde um 5
Uhr Morgens gemacht, kurz vor sonnenaufgang.
Untermalt hat der Regisseur seine Hommage an seine Heimatstadt mit der
betörenden Musik von George Gershwin, die natürlich herrlich passt und
schon andere New York Filme begleitet hat.
Ausserdem markiert "Manhattan" auch einen Wendepunkt im Filmschaffen von
Woody Allen. "Manhattan" betonte mehr als die vorherigen Filme den
melancholischen Unterton seiner Komik, die auch viel verhaltener ist.
Ausserdem wirkt der Film, der die Lebenskrise eines Intellektuellen
karikiert, auch sehr poetisch.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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