Regie: Akira Kurosawa
Die Entführung...
Nach zwei Riesenerfolgen mit den Samurai-Filmen "Yojimbo - Der
Leibwächter" und "Sanjuro" entschloß sich der japanische Regisseur Akira
Kurosawa einen weiteren Film Noir zu drehen. In unserer westlichen Welt
sind seine Arbeiten in diesem Genre wie "Engel der Verlorenen" 1948),
"Ein streunender Hund" (1949) oder "Die Bösen schlafen gut" (1960) weit
weniger bekannt als seine historischen Filme. Der vierte Film in dieser
Sparte wurde also "High and Low" (Zwischen Himmel und Hölle), basierend
auf dem Kriminalroman "Kings Ransom" von Ed McBain. Das düstere
Meisterwerk setzt sich mit dem Thema "Kidnapping" auseinander. Eine
Straftat, für die damals ein Täter in Japan kein hartes Urteil fürchten
musste und vor der Kurosawa auch Angst hatte. "High and Low" wurde in
Japan ein riesiger Kassenerfolg und sogar zum erfolgreichsten Film des
Jahres. Der Regisseur entwirft neben dem Kriminalfall selbst auch ein
vielschichtiges Psychogramm seiner Protagonisten.
Ausserdem wird nach einem etwa einstündigen Kammerspiel, das vornehmlich
im exklusiven Haus des wohlhabenden Schuhfabrikanten Kingo Gondo
(Toshiro Mifune) spielt, die Handlungsebene völlig explodieren und als
Zuschauer wird man in den Sog der Metropole Yokohama hineingerissen. Die
Polizei jagt den Kidnapper.
Dieser wohlhabende Manager Gondo lebt in einer exklusiven Villa hoch
oben auf einer Anhöhe. Weiter unten lebt die sozial benachteiligte
Schicht in billigen und schäbigen Behausungen. Von dort kommt auch der
Mann, der Gondos kleinen jungen Jun (Toshio Egi) entführen will. Davon
ahnt der Vater natürlich noch nichts, denn als Geschäftsmann hat er
derzeit ganz andere Sorgen. Er kämpft darum die Kontrolle über das
Unternehmen National Shoes zu behalten. Im Gegensatz zu seinen
Geschäftskollegen (Jun Takazi, Nobuo Nakamura, Junosuke Ito), die
qualitativ schlechte Schuhe auf den Markt bringen wollen, hält Gondo an
der bisherigen sehr guten Qualität seiner Produkte fest. Dies führt
dazu, dass er fürchten muss von den drei Kollegen aus dem Boot geworfen
zu werfen. Er hat aber einen Plan, bei dem ihm sein Assistent Kawanishi
(Tatsuya Mihashi) behilflich sein soll. Er beauftragt diesen nach Tokio
zu fliegen, um dort von seinem eigenen Vermögen Firmenanteile zu kaufen.
Dies würde seine Stellung sichern. Doch dann meldet sich der Entführer
am Telefon "Ihr Sohn ist in meiner Hand, zahlen sie 30 Millionen Yen,
sonst stirbt der Junge". Ein Schock für Vater und Mutter Reiko (Kyoto
Kagawa), der aber schnell vorbei ist. Denn der Junge betritt plötzlich
das Zimmer und sofort wird den Eltern bewusst, dass der Entführer Juns
Freund Shinichi Aoki (Masahiko Shimizu), den Sohn von Gondos Chauffeur
(Yutaka Sata) entführt hat. Dies ändert die Sachlage, die Polizei wird
eingschlatet und Gondo steht vor der Entscheidung das Geld auch für den
Jungen des Bediensteten zu opfern, obwohl er sich damit selbst
ruiniert...
In der zweiten Hälfte des Films sieht der Zuschauer der Kriminalpolizei
bei den Ermittlungen zu. Dies schließt die Geldübergabe in einem
fahrenden Zug mit ein und die hinterher stattfindende mühsame Arbeit den
Kidnapper zu schnappen. Dieser geht auf volles Risiko und wird im Laufe
der hochspannenden Geschichte auch zum Mörder. Doch der junge Inspektor
Tokura (Tatsuya Nakadai) und seine rechte hand Chef Detective Tagutchi
(Kenjiro Ishiyama) arbeiten auf Hochdruck. Auch deshalb, weil der reiche
Gondo inzwischen auch ihre Sympathie gewinnen konnte. Neben dem Briten
Carol Reed und dem Franzosen Jean-Pierre Melville hat kein anderer
Regisseur außerhalb der USA dem Genre des Film Noir ab den
Nachkriegsjahren derart seinen Stempel aufgedrückt wie Akira Kurosawa
mit seinen vier dazugehörigen Meisterwerken.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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