Regie: Arthur Penn
Ein legendäres Gangsterpaar....
Von seinen 10 Oscar-Nominierungen (Bester Film, Regisseur Arthur Penn, die Darsteller Warren Beatty, Faye Dunaway, Gene Hackman, Michael J. Pollard, Estelle Parsons, Bestes Originaldrehbuch, Bestes Kostümdesign, Kamera) konnte "Bonnie und Clyde" zwei Siege erringen. Estelle Parsons gewann die Auszeichnung als Beste Nebendarstellerin und Kameramann Burnett Guffey durfte nach seinem Sieg 1954 für "Verdammt in alle Ewigkeit" ein zweites Mal als bester Cinematgraph triumphieren. Tatsächlich ist diese moderne Robin Hood Geschichte aus der Depressionszeit Amerikas vor allem ein echter Bilderfilm und katapultiert den Zuschauer direkt in die frühen 30er Jahre, die Kostüme von Theadora van Runkle sind perfekt, ebenso das gesamte Szenenbild des Films über das Verbrecherpaar Bonnie Parker (Faye Dunaway) und Clyde Barrow (Warren Beatty). Dem Pärchen gelang es in den 30er Jahren innerhalb von kurzer Zeit zu lebenden Legenden zu werden, die das Erbe der Westernhelden Jesse und Frank James oder Butch Cassidy und Sundance Kid antraten.
Von der armen Landbevölkerung wurden sie nicht als Gangster gesehen, wie
man in einigen eindrücklichen Szenen des Films sehen kann.
Beispielsweise halten sie sich während ihrer vielen Fluchten einmal in
einem leerstehenden Farmhaus auf, dann fährt ein kleiner Lastwagen vor.
Es stellt sich heraus, dass die Passagiere des Gefährts nur noch einmal
ihr altes Zuhause anschauen wollten, dass ihnen die Bank wegnahm, weil
die Raten nicht mehr bezahlt werden konnten. Während Bonnie Parker und
Clyde Barrow durch die Gegend mit gestohlenen Augen fahren und Banken
ausrauben, wird der Zuschauer immer wieder Zeuge von der Völkerwanderung
damals, die Menschen verließen ihre Heimat und suchten das gelobte
Land...meistens in Kalifornien. Auf den Straßen fuhren viele solche
klapprigen Lastwagen, beladen mit der ganzen Familie und dem wichtigsten
an Hab und Gut. Die beiden Gangster stammen aus Texas und beim ersten
Treffen (Clyde will das Auto der Parkers klauen) funkt es zwischen
Bonnie und dem gutaussehenden und smarten Dieb. Spontan hauen sie ab und
übernachten in wechselden Unterkünften. Sie entschließen sich von
Raubüberfällen zu leben und bald erhöht sich die Anzahl der
Bandenmitglieder auf Drei. C.W Moss (Michael J. Pollard), der etwas von
Autos versteht, hat sich dem Paar angeschlossen. Bei einem der ersten
Banküberfälle erschießt Clyde einen Bankangestellten, der sie verfolgte.
Damit ist eine Umkehr aus dem kriminellen Leben so gut wie
ausgeschlossen. Dies muss auch Blanche (Estelle Parsons) schmerzhaft
feststellen, die mit Clydes älterem Bruder Buck (Gene Hackman)
verheiratet ist. Der will mit Clyde ein Ding drehen und als die Polizei
den Unterschlupf umstellt und scharf schießt, sterben auch Polizisten.
Mitgehangen - mitgefangen. Zu fünft werden sie immer mehr vom Gesetz
gejagt. Auch ein Texasranger (Denver Pyle) hat sich entschlossen die
Belohnung für die Bande zu kassieren...Tot oder lebendig...
In einer Nebenrolle gibts ein Wiedersehen mit Gene Wilder. Dem Hollywood
Regisseur Arthur Penn gelang mit "Bonnie und Clyde" einer der
wichtigsten und populärsten US-Filme der 60er Jahre. Dabei gelang es den
Drehbuchautoren Robert Benton, Robert Towne und David Newman die beiden
Gangster niemals zu verurteilen und auch nie zu heroisieren. Von den
armen Leuten werden sie als Helden angesehen, vom Gesetz her sind sie
Verbrecher. Der Zuschauer sieht die Menschen, die in diesem kriminellen
Korsett stecken und das Beste daraus machen, auch wenn am Ende der frühe
Tod steht. Warren Beatty, der den Film produzierte, missfiel aber Clyde
Barrows bisexuelle Ausrichtung, dies wurde in "Impotenz" umgeändert.
Dennoch schimmert die sexuelle Ausrichtung auf beide Geschlechter
irgendwie durch. Ort der Handlung sind die weiten Landschaften und
blühende Felder. Anfänglich kann man die Freiheitsliebe und der Drang
der Armut zu entfliehen als eine Art amerikanischer Traum der verbotenen
Art betrachten, denn der Traum war durchaus romantisch geprägt. Dann
aber merkt man immer mehr, wie sich dieser Traum als Illusion
herausstellt und wie sich die Schlinge immer enger zieht. Dennoch
bleiben die Verbrecher seltsamerweise immer ein bisschen in ihrer
Unschuld gefangen. "Bonnie und Clyde" ist der anerkannteste Film von
Arthur Penn, der auch weitere Klassiker wie "Little Big Man", "Licht im
Dunkel" oder "Duell am Missouri" gedreht hat. Sehr gut eingefangen wurde
die trügerische Idylle in diesen wunderbaren Landschaftsaufnahmen,
explosive Ausbrüche sind zwar bei diesem Lebenswandel logisch, kommen
aber extrem überraschend.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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