Regie: Robert Altman
Die Nacht, in der Philipp Marlowes Katze auscheckte...
Robert Altman macht in "Der Tod kennt keine Wiederkehr" aus dem
Jahr 1973 etwas sehr gewagtes: Er transportiert den hardboiled Detective
der 40er Jahre Philip Marlowe in die progressiven 70er Jahre und
dementsprechend ist auch auch die Gesamtstimmung dieses eher
unterbewerteten Neo Noirs. Denn Altman erfüllt sein Ziel perfekt und
belebt die Romanfigur von Raymond Chandler mit satirischen Unterton und
originellen Überraschungen.
Die 70er Jahre waren sicherlich Altmans kreativsten Jahre, dort
entstanden seine Meisterwerke wie "Mash" (1970), "McCabe & Mrs.
Miller" (1971), "Diebe wie wir" (1974), "California Split" (1974) oder
"Nashville" (1975).
Auch Altmans Philip Marlowe (Ellliott Gould) ist Kettenraucher und
schätzt hochprozentige Getränke. Sein Verhältnis zum anderen Geschlecht
ist etwas komplex oder ambivalent. Als Mann ist er durchaus an
Frauenbekanntschaften und sexuellen Abenteuern interessiert, zeigt
jedoch zumeist eine frauenfeindliche Einstellung - daher ist seine
Mitbewohnerin auch vierbeinig und Katze. Sie hört auf den Namen Kittie
und ist Fan einer bestimmten Futtersorte, die Marlowe eines Nachts nicht
in Reserve hat und da die Katze nicht locker lässt macht er noch einen
Mitternachtseinkauf im Supermarkt um die Ecke. Den vier halbnackten
Nachbarinnen bringt er noch Schokoladenpudding mit. Kitties Sorte ist
ausverkauft, was die kluge Katze natürlich merkt und ihm davon läuft.
Davon laufen wird in dieser Nacht auch noch Marlowes Freund Terry Lennox
(Jim Bouton), der mit seiner Frau wieder mal Ärger hat und Marlowe
bittet ihn noch in der Nacht über die Grenze nach Tijuana zu fahren. Am
anderen Tag steht die Polizei vor der Tür und sucht nach Lennox, denn
dessen Frau wurde brutal ermordet. Doch die Ereignisse überschlagen sich
noch mehr. Die reiche Eileen Wade (Nina von Pallandt), die ebenso wie
Lennox in der exklusiven Malibu Colony lebt, beauftragt den
Privatdetektiv ihren Mann, den alkoholabhängigen Schriftsteller und
Künstler Roger Wade (Sterling Hayden) zu suchen und nach Hause zu
bringen. Derweil erfährt Marlowe, dass sich sein Freund in Mexiko
suizidiert haben soll. Fall also erledigt oder doch nicht ? Jedenfalls
taucht bald auch der dubiose Arzt Dr. verringer (Henry Gibson) auf und
auch der brutale Gangster Marty Augustine (Mark Rydell) tritt ein ins
Geschehen, denn er wurde um 350.000 Dollar erleichtert....
Wie die Originale aus den 40er Jahren ist auch Altmans Film sehr
verzwickt und die Drehbuchautorin Leigh Brackett, die bereits am
Drehbuch zu Hawks "Tote schlafen fest" beteiligt war, hat einige
Änderungen von der Vorlage Raymond Chandlers vorgenommen. Für die
optimale 70er Jahre Optik sorgt Kameramann Vilmos Zsigmond. Das
Schlußbild ist Altman ebenso genial gelungen wie der ganze Film, der mit
einigen Besonderheiten aufwartet. Zum einen entpuppt sich Altmans
Marlowe als eitler Narzist, der am Ende sprichwörtlich die Katze aus dem
Sack lässt. Rache ist ein Gericht, dass er eiskalt in Mexiko serviert.
Und alles vielleicht wegen dem ausverkauften Katzenfutter.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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