Freitag, 17. August 2018

Unbreakable - Unzerbrechlich

Regie: M. Night Shyamalan

Knochen aus Glas, Knochen aus Stahl...

Ich mag "Unbreakable - Unzerbrechlich" noch lieber als Shyamalans Vorgänger "The Sixth Sense", mit dem der indischstämmige Filmemacher im Jahr 1999 einen Megaerfolg landen konnte. Ein überraschender Erfolg durch das überraschende Ende, dass auch durch die einhellig positive Mundpropaganda "ich kann dir nichts verraten, aber der Schluß ist genial" fette 672 Millionen Dollar Einspielergebnis erringen konnte. Im Grunde war wohl Shyamalan von dieser genialen zündenden Idee selbst so begeistert, dass er seinen Nachfolger ganz ähnlich konzipiert hat. Mit Bruce Willis gewann er noch einmal den gleichen Hauptdarsteller und auch "Unbreakable" verfügt über einen echten "Wow" Plot am Ende. Nur ist der Film wesentlich vielschichtiger und greift verschiedene Themen wie "Identitätssuche", "Vater-Sohn Konflikt", oder "Abwehr/Regression" und verwebt dies alles in den Deckmantel eines düsteren Films über die Liebe zu den "Comics". Und statt auf die Gesetze dieser Comicverfilmungen zurückzugreifen, inszeniert M. Night Shyamalan seine Geschichte total entgegengesetzt. Er behält auch als Stil seine in "The Sixth Sense" lethargische und beinahe schon schwer depressive Grundstimmung bei. Es gelingt ihm mit all diesen Zutaten einen sehr aussergewöhnlichen, ganz eigenständigen Mysterythriller zu entwerfen, der völlig ohne Vorbilder auskommt. Man muss sich allerdings auf einen eher destruktiven Film gefasst machen. Dabei wird die Geschichte vom Zusammentreffen zweier Hauptfiguren erzählt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einem handelt der Film von diesem sonderbaren Mr. Glas (Samuel L. Jackson), der eigentlich Elijah Price heißt und seit seiner Geburt an einer schweren Knochenkrankheit, der Osteogenesis imperfecta, leidet. Durch diesen Defekt, der die Knochen zerbrechlich wie Glas gemacht hat, war ein ganz normales Leben nie möglich. Aber Prices Mom brachte es immerhin fertig, dass der kleine Junge nicht an seinem Schicksal zugrunde ging und zu leben versuchte. Geködert hat sie ihn mit dem Geschenk von Comics, die dann bis ins Erwachsenenalter seine Leidenschaft wurden. Er wird nicht nur zum Sammler der Comics, sondern besitzt auch eine gut gehende Kunstgalerie, wo er Originalzeichnungen von Comics verkauft. Price ist von dem Ziel besessen sein Gegentel zu finden. Denn wenn es Menschen mit Knochen, die wie Glas zerbrechen gibt, muss es auch Menschen geben, deren Knochen besonders widerstandsfähig sein müssten und die dadurch eine unbesiegbare Starke in sich tragen müssten, von denen sie möglicherweise nicht mal die leiseste Ahnung haben. Und einer dieser Menschen könnte vielleicht der introvertierte, etwas depressive David Dunn (Bruce Willis) sein, der als Einziger von 131 Insassen ein Zugunglück ohne Verletzung überlebt. Der stille David arbeitet seit Jahren beim Sicherheitsdienst eines Footballstadions, ist verheiratet mit Audrey (Robin Wright Penn). Das Paar hat einen Sohn namens Joseph (Spencer Treat Clark). Dieser Junge befindet sich in der Pubertät und auch auf ihn wirkt der Vater körperlich extrem stark, aber emotional eher unnahbar und tatsächlich versteckt David sein schwach ausgeprägtes Ich-Bild. Mit der Bekanntschaft von Eliah Price kommt die Pathologie, aber auch die Stärke beider Männer zum Vorschein...



dies alles wurde von Shyamalan sehr faszinierend verfilmt. Die Geschichte ist durchweg von großer Düsterness geprägt und löst sich erst am Ende durch die Offenbarung der bösen Anteile auf und zeigt so etwas wie eine Erlösung des vorher gezeigten Dilemmas auf. Eine Art Befreiungsschlag für das Schicksal von David, dessen Identitätssuche das eigentliche Hauptthema des Films ist. Einerseits sieht er sich damit konfronitert ein verkannter Superheld zu sein, der eigentlich nur in Comics vorkommen kann, andererseits erkennt er auch seine größte Lebenslüge, die ihn zu einem unglücklichen Menschen gemacht hat. Als er auf Empfehlung von Elijah tatsächlich seine Fähigkeiten als Superman auslebt, findet er einen Hauch vom inneren Frieden, den er so notwendig braucht - wie auch seine Familie, die unter seiner Depression und seiner Gefühlskälte leiden. Dem Sohn verweigerte er sich auch als Identifikationsfigur, durch die Entdeckung seiner unnatürlichen Kraft wird er für diesen fast so wie eine gottähnliche Figur, die unsterblich ist. Daraus folgt eine der dramatischen Szenen des Films, in der Joseph den Vater mit einer Pistole bedroht und auch schießen will, da er überzeugt ist, dass die totbringende Kugel dem "unbekannten" Vater nichts anhaben kann. Mir gefällt diese Verbindung von cooler Comicwelt mit dieser morbiden Begegnung von zwei Menschen, die beide - genau wie Eliah erwähnte - die Prototypen jedes Comics sein. Der Held und sein Gegenspieler. Die Geschichte dieser beiden Figuren wird von Shymalan beinahe schon wie eine griechische Tragödie inszeniert, der Weg zur Erkenntnis gestaltet sich als extrem morbide und am Ende erfüllt sich das Gesetz genau so wie das Gesetz des Comics es vorsieht.
Die Genreeinteilung von "Unbreakable" ist nicht einfach. Es ist keine Comicverfilmung ala Batman oder Superman, aber dafür ein Film, der sich auch als Liebeserklärung an das "Comic" heft herausstellt. Für einen Actionfilm ist er fast zu langsam erzählt und selbst die wenigen Actionszenen sind genretypisch - eher sogar eine Art Gegenentwurf. Am ehesten lässt sich die gewagte Mischung aus Comicfilm, Melodram, Thriller und Horror als ein atmosphärisch unheimlicher und bedrohlicher Mysterythriller einstufen.



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

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