Regie: Alf Sjöberg
Caligula...
Anfang der 40er Jahre bekam Ingmar Bergman eine Anstellung als
Drehbuchautor bei der Svensk Filmindustri, die Gefallen an den
Theaterstücken des jungen Autors fanden. Das erste Bergman Drehbuch,
dass verfilmt wurde hatte den Titel "Die Hörige" und wurde inszeniert
von Alf Sjöberg. Man sagt, dass Bergman selbst auch die letzten Szenen
des Films drehte, da Sjöberg bereits mit anderen Projekten beschäftigt
war. Sicher ist jedenfalls, dass "Die Hörige" autobiographische Züge des
Autors enthält. Ingmar Bergman wurde als mittleres von drei Kinders
eines lutherischen Pastors geboren, der ein strenges religiöses Regiment
führte. Ungehorsam wurde mit dem Rohrstock gezüchtigt oder mit dem
Einsperren in eine Garderobe bestraft. Diese konfliktreichen Ereignisse
verabeitete er immer wieder in seinen Filmen, so auch in "Die Hörige",
indem er einen mehr als authoritären Lehrer mit sadistischen Zügen
beschreibt.
Aufgrund der Enstehungszeit - der Film wurde 1944 gedreht - und des
Aussehens dieses Lateinlehrers, der von seinen gepeinigten Schülern den
Spitznamen "Caligula" bekommen hat, sahen einige Kritiker einen
politischen Bezug zu den Mächtigen im Nazideutschland gegeben.
"Caligula" erinnerte optisch etwas an den SS Chef Heinrich Himmler.
Dieser "Caligula" (Stig Järrel) regiert sein Klassenzimmer an einer
Stockholmer Schule mit eiserner Härte und er ist bei seinen Schülern aus
der Oberprima als despotischer Sadist verschrieen. Manche Schüler haben
echte Angst, wenn Caligula in seinem Klassenzimmer machtvoll und brutal
den Herrscher gibt. Mit dem fleißigen Jan-Erik Widgren (Alf Kjellin)
geht er besonders hart um. Beim Abhören wird der Junge von Caligula
fälschlicherweise beschuldigt einen Spickzettel benutzt zu haben. Das
führt zu einem Verweis, von dem auch die Eltern (Olav Riego/Marta Arbin)
erfahren. Wobei der Lateinlehrer selbst bei seinen Kollegen nicht
besonders beliebt ist. Dies weiß auch der Prinzipal (Olof Winnerstrand).
Der beliebte Klassenlehrer (Gösta Cederlund) versucht den Kollegen in
seiner Strenge etwas zu bremsen. Doch der Menschenfeind weigert sich und
redet sich damit heraus, dass er vor kurzem längere Zeit schwer krank
war. Die Schüler (u.a. Stig Olin, Jan Molander) stehen in dieser Zeit
sowieso unter schwersten Druck, denn die Klausuren für das Abitur
beginnen. Eines Nachts kehrt Jan-Erik nach Hause zurück und trifft auf
eine junge Frau (Mai Zetterling), die auf der Straße weint. Er erkennt
das Mädchen - es ist Berta, die hübsche Verkäuferin im Tabakladen in der
Nähe der Schule. Er begleitet sie nach Hause und obwohl der Junge ahnt,
dass Berta schon Männerbekanntschaften hatte, kommt es zu
Zärtlichkeiten und der Junge verliebt sich in das Mädchen. Sie lebt
alleine in ihrer kleinen Wohnung mit einem Kätzchen namens Pele und
trinkt immer wieder viel Alkohol. Ausserdem fürchtet sich das Mädchen
vor einem älteren Mann, der ihr nachstellt und sie bedrängt. Sie möchte
Jan-Erik aber keinesfalls sagen, wer dieser unbekannte Mann mit
sadistischen Zügen ist...
Handelt es sich dabei vielleicht sogar um den unbeliebten Caligula ? Diese Frage beschäftigt den Zuschauer eine ganze Weile, doch das Drehbuch gibt den Mann mit den Machtgelüsten nicht gleich preis. So bleibt eine große Spannung in der Geschichte gewahrt. "Die Hörige" gibt natürlich Auskunft in das sehr strenge Schulsystem - eines dass man sich heute kaum mehr vorstellen kann. Und es gibt aber Figuren in dieser Geschichte, die die Unterdrückung der Schwachen (in der Geschichte sind das die Schüler) durch einen Despoten durchaus bekämpfen wollen. So schaltet sich der Klassenlehrer ein um eine Umkehr bei seinem Kollegen zu bewirken. Er weist ihn darauf hin, dass keine Feindschaft zwischen Lehrer und Schüler herrschen darf. "Die Hörige" ist ein mutiger Film über Machtmissbrauch und ist optisch im Einfluss des deutschen Expressionismus gestaltet, was zu großartigen Bildern führt. Er stellt auch die Pathologie eines Menschen dar, der Angst erzeugt, weil er selbst von seiner eigenen Angst beherrscht wird. Die Schauspieler Alf Kjellin, Mai Zetterling und Stig Jarrel sind sehr überzeugend.
Handelt es sich dabei vielleicht sogar um den unbeliebten Caligula ? Diese Frage beschäftigt den Zuschauer eine ganze Weile, doch das Drehbuch gibt den Mann mit den Machtgelüsten nicht gleich preis. So bleibt eine große Spannung in der Geschichte gewahrt. "Die Hörige" gibt natürlich Auskunft in das sehr strenge Schulsystem - eines dass man sich heute kaum mehr vorstellen kann. Und es gibt aber Figuren in dieser Geschichte, die die Unterdrückung der Schwachen (in der Geschichte sind das die Schüler) durch einen Despoten durchaus bekämpfen wollen. So schaltet sich der Klassenlehrer ein um eine Umkehr bei seinem Kollegen zu bewirken. Er weist ihn darauf hin, dass keine Feindschaft zwischen Lehrer und Schüler herrschen darf. "Die Hörige" ist ein mutiger Film über Machtmissbrauch und ist optisch im Einfluss des deutschen Expressionismus gestaltet, was zu großartigen Bildern führt. Er stellt auch die Pathologie eines Menschen dar, der Angst erzeugt, weil er selbst von seiner eigenen Angst beherrscht wird. Die Schauspieler Alf Kjellin, Mai Zetterling und Stig Jarrel sind sehr überzeugend.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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