Sonntag, 26. Januar 2020

Wer Gewalt sät...







































Regie. Sam Peckinpah

Eskalation

Mit einem Einspielergebnis von 8 Millionen Dollar war Sam Peckinpahs "Wer Gewalt sät..." ein größerer Erfolg als der Vorgänger "Abgerechnet wird zum Schluß". Der Film entstand 1971 und damit zeitgleich mit anderen Klassikern wie "Dirty Harry", "French Connection" und "Clockwork Orange" - alle vier Filme standen in der Kritik, dass im Kino immer mehr Gewalt gezeigt und damit auch Kasse gemacht wird.
Peckinpahs Gewalteruption in einer kleinen englischen Gemeinde ist natürlich auf der Handlungsebene sehr progressiv und verstörend angelegt, denn am Ende hat man das Gefühl, dass der unbescholtene Mathematiker eher um sein Gebiet gekämpft hat als um seine junge attraktive Frau, die kurz zuvor von zwei einheimischen Kerlen vergewaltigt wurde.
Auch die Vergewaltigungsszene hat es in sich, denn der Regisseur hat der jungen Schauspielerin Susan George alles an Emtionen abverlangt, die man bei solch einem brutalen Übergriff eines Mannes erleiden und erleben wird.
Dennoch zähle ich "Wer Gewalt sät..." zu den unbestrittenen Meisterwerken des unbequemen Filmemachers, der grandiose Klassiker wie "Sacramento", "Wild Bunch", "Getaway" oder "Steiner - das eiserne Kreuz" schuf.
Nachdem der junge amerikanische Mathematiker David Sumner (Dustin Hoffman) ein Stipendium für die Erforschung von Sternstrukturen erhalten hat, zieht er mit seiner britischen Frau Amy (Susan George) in ein abgelegenes Haus nahe Wakely, einem kleinen Kaff in der Landschaft von Cornwall. Susan ist dort geboren und es ist das leerstehende Haus ihrer Eltern. Dazu bedarf es auch noch einiger Renovierarbeiten. Und was liegt näher als ein paar Typen aus dem Dorf dafür zu engagieren. Norman Scutt (Ken Huthchison), Charlie Venner (Del Henney) Chris Cawsey (Jim Norton) und Phil Riddaway (Donald Webster) kennen Susan noch von früher und alle vier hatten großes Interesse an der attraktiven jungen Frau. Sie können gar nicht glauben, dass sich Susan diesen sonderbaren Ami angelacht und dazu noch geheiratet hat. Auch in der Dorfkneipe wird der eher stille und besonnene David argwöhnisch betrachtet. Dort hält sich auch Venners Onkel Tom Hedden (Peter Vaughn) mit seinen beiden jugendlichen Kindern Bobby (Len Jones) und Janice (Sally Thomsett) auf. Auf Letztere hat der stets betrunkene Hedden ein besonderes Auge, denn als pubertärer Teeanger wird sie von den Männern bereits angegafft. Unter anderem auch von dem etwas geistig Behinderten Henry Niles (David Warner). Bald stellt sich heraus, dass das Landleben gar nicht so idyllisch ist, wie sich David dies vorgestellt hat. Die Kerle stellen subtil seiner Frau nach und eines Tages findet David Susans Katze im Schlafzimmerschrank - aufgehängt. Susan fordert David auf die Männer zur Rede zu stellen, doch der tut sich damit schwer. Statdessen folgt er deren Einladung zu einer Jagdpartie. Während David dort seinen ihm zugewiesenen Posten einnimmt, bekommt Susan Besuch...





Und damit kommt "Wer Gewalt sät..." auch nicht wieder runter in Sachen Gewalt und die vielseitigen Reaktionen darauf, die alle noch mehr Gewalt freisetzen. Irgendwann geht es tatsächlich um Leben und Tod, um das biblische Motiv "Auge um Auge, Zahn um Zahn" und selbst der gutbürgerliche Akademiker wird zum Tier. Der Schluß kann verschieden gedeutet werden. Was aber klar wird, dass auch der intelligenteste Geist sich an irgendeinem Punkt nicht mehr steuern kann, sondern nur noch der Überlebenstrieb greift. Peckinpah hat eindringliche Szenen geschaffen. Eine der besten ist die Gedankenwelt von Susan, während sich das Ehepaar auf einer Feier beim Reverend befindet. Auch die Dynamik des Lynchmobs vor dem Eigenheim ist gut gezeichnet. Kameramann war John Coquillon, dessen Arbeit in "Witchfinder General" von Michael Reeves schon vorzüglich war. Jerry Fieldings Musik wurde sogar oscarnominiert und der Regisseur selbst galt nun offiziell als "Autheur" - ein Begriff, der eher den europäischen Filmemachern und den Independents zugeordnet wurde. Im US-Filmsystem ist die Kontrolle über die Aufgabenbereiche Produktion, Regie, Drehbuch und Schnitt selten einer einzigen Person überlassen worden. In "Wer Gewalt sät..." hatte Peckinpah diesen Sonderstatus.





Bewertung: 10 von 10 Punkten

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