Regie: David Cronenberg
Wenn die Lust am Fetisch zum Horror wird....
Die Beziehung von James Ballard (James Spader) und seiner Frau Catherine
(Deborah Kara Unger) ist festgefahren und bietet wenig vitale
Höhepunkte. Sie haben beide ihre Affären. Auf dem Balkongeländer ihres
Appartments in einem luxuriösen Hochhaus stimulieren sie sich
gegenseitig mit den Erzählungen ihrer Seitensprünge, die eher kalt
ablaufen, genauso wie der gemeinsame Sexualakt der spontan folgt.
Wehmütig schauen sie während der "Action" herunter auf den riesigen
Schatten, den die Sonne auf den Highway mit 10 Spuren wirft.
James ist Filmregisseur und hat kurze Zeit danach auf diesem Highway
einen schweren Autounfall. Im anderen Fahrzeug überlebt Dr. Helen
Remington (Holly Hunter), ihr Mann stirbt während des Crashs auf
spektakuläre, schockierende Weise.
Durch die Wucht des Aufpralls sind auch die Knochen von James
Oberschenkel derart zertrümmert, dass im Krankenhaus eine implantierte
Schiene an die Oberschenkelknochen angeschraubt werden muß. Dort trifft
er Helen wieder, die Hass gegen ihn empfindet...und er hat die erste
Begegnung mit einem gewissen Vaughn (Elias Koteas), im weissen Kittel,
den er zunächst für einen Arzt oder Physiotherapeuten hält und der
großes Interesse an den zertrümmerten Knochen hat.
Nach der Entlassung zieht es ihn zu seinem deformierten Auto. An diesen
grossen Schrottplatz trifft er überraschend Helen wieder, die ebenfalls
ihr komplett zerstörtes Auto sucht. Beide haben dann spontanen Sex im
Autowrack. Abends nimmt sie ihn mit zu einem sonderbaren Spektakel ihres
Freundes Vaughan, der unter Mithilfe des Stuntfahrers Colin Seagrave
(Peter MacNeill) James Deans legendären Autounfall nachstellt and dabei
wissentlich fast umkommt. Nächstes Projekt dieser verrückten Clique mit
dem Fetisch Auto soll der schockierende Unfall von Jane Mansfield
werden.
Vaughan ist Boss und Macher.
Sobald diese Leute im Auto sitzen oder Videos mit Unfällen sehen,
befummeln sie sich, jeder macht es mit jedem, spielend werden
Geschlechterschranken überwunden. Es geht um die Ausweitung der erogenen
Zone vom bloßen menschlichen Körper auf die Symbiose Mensch/Maschine
oder Metall.
Diese Leidenschaft nimmt immer groteskere, aber auch hingebungsvollere
Züge an. Narben, Verstümmelungen oder Prothesen werden als geil
empfunden,Vauhgn philosophiert über den Umbau des menschlichen Körpers
durch moderne Technologie.
Die Clique geht zu Unfallszenerien auf den Straßen, die eingeklemmten
Opfer werden mit sexueller Erregung registriert. Bald ordnet sich der
Mensch der Maschine Auto unter. Das Cruisen mit dem Wagen auf den
Autobahnen wird immer gefährlicher zelebriert. Vaughan ist sogar
felsenfest davon überzeugt, dass er behauptet ein Crash hätte nicht eine
destruktive, sondern eine erregende Wirkung. Dieses Statement ist
gleichzeitig Signal für die neue Rolle als Crash Test Dummie, der
befriedigt werden will...
"Crash" erinnert in seiner kühlen Machart und kalten Optik stellenweise an den Klassiker von Antonioni "Blow up", auch Assoziationen zu Truffauts "Fahrenheit 451" kommen auf. Vermutlich deshalb, weil "Crash" nicht festlegt, ob die Geschichte in der Gegenwart oder in der Zukunft spielt.
Er steht auch Cronenbergs eigenen Werken wie "Rabid", "Shivers" oder "Naked Lunch" sehr nahe, denn auch in "Crash" herrscht Cronenbergs Lieblingsthema "Körperwelten" vor.
Durch die Verlagerung aus dem Horrorgenre ins Thema Erotik und Sex bis hin zur Todessehnsucht wirkt der Film extrem provokant und stellenweise sogar abstossend. Vielleicht kommt dieser Eindruck durch die Visualisierung in perfekte, kalte Metall-Optik zustande.
Sicherlich eine Art Meisterwerk, aber ich persönlich finde den Film irgendwie immer noch unangenehm...irgendwie eine Art Horrormovie.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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