Regie: Robert Bresson
Die traurige Geschichte eines Esels...
Einer der wichtigsten Filme des französischen Regisseurs Robert Bresson ist der 1966 gedrehte "Zum Beispiel Balthazar". Bei den Filmfestspielen in Venedig wurde Bressons einzigartiger Film mit einem Preis bedacht. Er erhielt darüberhinaus den Prix Melies. Es gibt für mich nur wenige so derart berührende Filme wie "Zum Beispiel Balthazar" und diese Lebensgeschichte eines Esels ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme.
Dieses wunderbare Geschöpf, dass in dieser Geschichte die Hauptrolle spielt, steht stellvertretend für uns alle, für jede denkbare Existenz auf dieser Erde. Und trotz der Träume, Hoffnungen und besten Pläne wird diese Welt aber letztendlich mit uns tun, was sie tut, so zumindest hat es Kritikerpapst Roger Ebert in seinem Urteil über den Film beschrieben. Scheinbar ist es vorbestimmt - nur weil wir denken und argumentieren können, glauben wir, einen Ausweg oder eine Lösung zu finden. Wir glauben auch Fragen auf unsere Antworten zu bekommen. Aber die menschliche Intelligenz gibt uns lediglich die Fähigkeit unser Schicksal zu begreifen, ohne die Macht zu besitzen es kontrollieren zu können. Es ist eine sehr traurige Geschichte, die Bresson uns erzählt. Aber ein kleiner Hoffnungsschimmer ist mit dabei, er lässt uns nicht mit leeren Händen zurück - sein Vorschlag heißt "Liebe deinen Nächsten (und damit ist auch das Tier mit eingeschlossen) wie Dich selbst. Sei empathisch. Wenn es gelingt sich auf diesen Vorschlag einzugehen Mitgefühl zu erlangen, können wir vielleicht den Trost finden sie mit anderen Gleichgesinnten zu teilen.
Die Geschichte ereignet sich in den frühen 60er Jahren und spielt auf dem französischen Land in der Nähe der Pryrenäen. Dort wird ein Eselbaby von dem kleinen Jacques und seinen Schwestern, die auf einem Bauernhof leben, adoptiert. Sie taufen das Eselkind auf den Namen Balthazar und das Tier hat eine schöne Zeit, es wird sehr oft gestreichelt. Der kleine Jacques verliebt sich in dieser Zeit in die etwa gleichaltrige Marie, deren Vater (Philippe Asselin) Lehrer an der kleinen Schule nebenan ist. Als eine von Jacques Schwestern stirbt, gibt die Familie den Hof auf und Maries Eltern (die Mutter wird von Nathalie Joyaut gespielt) übernimmt den Hof. Balthazar wird an einheimische Landarbeiter verschenkt, die ihn nicht gut behandeln. Die Jahre vergehen bis der Esel in einen Unfall verwickelt wird, davonläuft und zu der inzwischen erwachsenen Marie (Anne Wiazemsky) zurück findet. Die Familien von Marie und von Jacques sind inzwischen zerstritten und stehe sich in einem Gerichtsverfahren als Kontrahenten gegenüber. So wird Balthazar an die örtliche Bäckerei verkauft, wo er für Lieferdienste gebraucht werden kann.
Der junge Gerard (Francois Lafarge) ist dort als Lieferjunge angestellt und er ist auch gleiczzeitig der Anführer einer Jugendbande, die allerlei Unsinn und Böses im Sinn hat. Auch Schmuggel und Diebstähle sind an der Tagesordnung. Gerard behandelt Balthazar grausam, vermutlich aus Eifersucht, weil Marie den Esel sehr liebt. Der junge Mann lässt aber bei Marie nicht locker und tatsächlich gehen die beiden eine sexuelle Beziehung ein. Als in der Nähe ein Mord geschieht, werden auch Gerard und seine Kumpane bei der Polizei vorgeladen. Ebenso verdächtig gilt der Alkoholiker Arnold (Jean Claude Guilbert), der kurze Zeit später zum Besitzer des inzwischen sehr kranken und schwachen Tiers wird, sonst hätte ihn der Bäcker eingeschläfert. Doch Balthazar erholt sich, doch die Besitzer wechseln. Nach Arnold kommt der Esel zum Zirkus, um später wieder bei Arnold landen. Nach dessen Tod wird er von einem Müller in Besitz genommen. Auch dort wird das arme Tier drangsaliert und gequält. Am Ende erhalten die Eltern von Marie vom Müller Balthazar als Geschenk. Jetzt könnte alles gut werden. Der erwachsene Jacques (Walter Green) kann sich mit Maries Familie aussöhnen und macht ihr einen Heiratsantrag. Sie will mit Gerard Schluß machen, doch er und seine Kumpels vergewaltigen die junge Frau. Auch der Esel wird für eine gefährliche Mission einfach in der Nacht vom Hof "ausgeliehen". Er soll helfen die Schmuggelware über die Grenze schaffen. Dann fallen Schüsse. Die Bad Boys verschwinden und lassen Balthazar auf einem Hügel zurück. Ein Bild zeigt eine Wunde des Tiers, er wurde angeschossen. Am frühen Morgen kommen Schafe auf die Weide und sie umringen den verletzten Esel. Der legt sich hin und stirbt...
Bresson hat das Ende wieder wie eine Passionsgeschichte inszeniert und trifft dabei mitten ins Herz. Jean Luc Gdoard war begeistert und schrieb damals "Jeder, der diesen Film sieht, wird absolut erstaunt sein. Denn dieser Film ist wirklich die Welt in anderthalb Stunden. Es gibt Filme mit einer Menge Spannung, es gibt richtig gute Unterhaltungsfilme. "Au hazard Balthazar" gehört zu einer ganz anderen Liga. Der Film über die Herzlosigkeit der Menschen wurde in einem sehr asketischen Stil inszeniert, was aber die Tiefe und Intensität der Geschichte noch zusätzlich steigert. Nicht umsonst rangiert "Au hazard Balthazar" bei den wichtigen Umfragen über die besten Filme aller Zeiten immer auf einem der vorderen Ränge. Eine Wertschätzung, die ich absolut teile.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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