Mittwoch, 21. Dezember 2022

Das Piano


Regie: Jane Campion

Ada und ihr Klavier...

Die Regiearbeit für einen Film war lange Zeit eine Dömäne der Männer. Nur vereinzelt konnten Frauen in dieser Domäne mit ihren männlichen Kollegen gleichziehen...in der Weimarer Republik war es Lotte Reiniger mit ihrem Animationsfilm "Prinz Achmed". Durchschlagenden Erfolg und einen großen internationalen Ruf hatte Leni Riefenstahl in den 30ern mit ihren legendären Olympia-Filmen.  Ende der 40er Jahre wechselte die US-Schauspielerin Ida Lupino erfolgreich ins Regiefach. 1958 begann die lange Karriere der belgischen Filmemacherin Agnes Varda. Lina Wertmüller in Italien und Margarethe von Trotta in Deutschland kamen als wichtige Regisseurinnen in den 60ern dazu. Wertmüller gelang es auch als erste Frau im Jahr 1975 für ihre Regieleistung in "7 Schönheiten" für den Oscar in dieser Kategorien nominiert zu werden. Es folgten herausragende Arbeiten von Chantal Akerman (Jeane Dielman, 1975), Liliane Cavani (Der Nachtportier, 1974), Kathryn Bigelow (Near Dark, 1987), Agnieszka Holland (Hitlerjunge Salomon, 1990), Marleen Gorris (Antonias Welt, 1995) oder Claire Denis (Der Fremdenlegionär, 1999).
Es sollte auch einige Jahre vergehen, bis es die zweite Oscarnominierung einer Frau in der kategorie "Beste Regie" gab. Im Jahr 1994 gelang dies der Neuseeländerin Jane Campion für ihren Film "Das Piano". Inzwischen gibt es einige Regiesseurinnen, die ebenfalls zu einer Nominierung kamen: Greta Gerwig, Emeral Fenell, Sofia Coppola - drei Frauen gelang sogar der Sieg: Kathryn Bigelow, Chloe Zaho und Jane Campion für "Power of the Dog".
Bei der Verleihung am 21. März 1994 siegte zwar Steven Spielberg mit "Schindlers Liste" auf ganzer Linie. Der Film konnte 7 Oscars gewinnen. Aber drei Academy Awards gingen an Campions "Piano". Holly Hunter wurde in der Rolle der stummen Ada ausgezeichnet. Die beste Nebenrolle ging an die 11jährige Anna Paquin, die die Tochter von Ada spielte und Jane Campion selbst bekam immerhin den Preis für das beste Drehbuch.
Holly Hunter spielt phänomenal und es gibt nur wenige Preisträgerinnen, die genauso begeisterten, wie die 1958 in Georgia geborene Schauspielerin.
Die Geschichte spielt Mitte des 19. Jahrhunderts in einem abgelgenen Teil von Neuseeland. Damals war es noch üblich, dass Väter ihre Töchter zwangsverheiratet haben. Ada (Holly Hunter) ist stumm. Sie hat nicht mehr gesprochen, seit sie 6 Jahre alt war. Warum weiß keiner. Sie selbst sieht sich nicht als stumm, denn sie hat die Gabe ihre Gedanken und Gefühle mittels des Klaverspielens zu äussern und wer ihrem Spiel intensiv zuhört, kann vielleicht mit ihr kommunizieren. Ada hat eine kleine Tochter. Flora (Anna Paquin) ist 9 Jahre alt und unterhält sich mit ihrer Mutter in Gebärdensprache. Sie übersetzt auch für ihre Mutter. Durch die Heirat mit dem Kolonialisten Alisdair Stewart (Sam Neill) verlässt Ada mit ihrem Kind die schottische Heimat und siedelt um in die britische Kolonie Neuseeland.
Ada, Flora und ihre Habseligkeiten, darunter ein handgefertigtes Klavier, werden von einer Schiffsbesatzung an einem neuseeländischen Strand abgesetzt. Am nächsten Tag trifft Alisdair mit einer Māori-Besatzung und seinem Nachbarn George Baines (Harvey Keitel) ein, einem pensionierten Seemann, der viele der Māori-Bräuche übernommen hat, darunter auch die Tätowierung seines Gesichts. Alisdair erklärt Ada zunächst, dass es nicht genug Träger für das Klavier gibt, und weigert sich dann, es zu holen, da sie alle Opfer bringen müssten. Ada wiederum ist ihm gegenüber kalt und will unbedingt ihr Klavier wiederhaben. Da sie Alisdair nicht überreden können, besuchen Ada und Flora George mit einem Zettel, auf dem sie ihn bitten, zum Klavier gebracht zu werden, und obwohl er nicht lesen kann, willigt er ein. Am Strand fängt Ada an zu spielen und George ist sofort fasziniert von ihrem Spiel. Bald schlägt George seinem Machbarn Alistair vor, ein Stück Land gegen dieses Piano am Strand einzutauschen. Ausserdem möchte er von Alistairs Frau unterrichtet werden. Die weigert sich zunächst, geht dann widerwillig zum Haus von George und fängt an zu spielen. Auch mit Ada versucht George eine Übereinkunft zu finden. Er verspricht ihr, dass sie pro Stunde eine Klaviertaste zurückbekommt, wenn er Ada beobachten, vielleicht auch berühren darf und weitere Dinge, die ihm gefallen könnte. Daraus entsteht mehr als....







7 Millionen Dollar hat "Das Piano" gekostet und er spielte 140 Millionen Dollar ein. Ein echter Triumph für einen großartigen Bilderbogen aus einer vergangenen Zeit. Der britische Kameramann Stuart Dryburgh wurde für seine herausragende Leistung ebenfalls für den Oscar vorgeschlagen. Die Geschichte selbst bleibt bis zum Schluß subtil und fragil. Doch die darin beschriebene Dreiecksbeziehung ist komplex und dunkel. Da Ada nicht sprechen kann, kommt dem Klavierspiel eine besondere Bedeutung zu - sie wird sozusagen zum Ersatz für die nicht vorhandene Stimme und tatsächlich wird der Klang auch Ausdruck tiefster Empfindungen.







Bewertung: 10 von 10 Punkten. 
 

 

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