Dienstag, 13. Dezember 2022

Julia


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Fred Zinnemann

Freundin im Untergrund...

Fred Zinnemann drehte 1977 das Holocaust Drama "Julia". Die Geschichte basiert auf einige Kapitel in Lilian Hellmans Buch "Pentimento" und erzählt von der lebenslangen Freundschaft zwischen Lilian und Julia, die in den 30er Jahren gegen die Faschisten kämpfte. Jane Fonda wurde für ihre Darstellung mit einer Oscarnominierungen bedacht, was sehr verdient war. Sie gibt in der Rolle der Lilian Hellmann neben dem oscargekrönten "Klute" und "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß" die beste Vorstellung in ihrer langen Karriere. Co-Star Vanessa Redgrave spielt die Julia und sie gewann tatsächlich einen der drei Oscars die der Film erhielt. Auch Jason Robards in der Rolle von Lilians Freund Dashiell Hammett wurde mit der Auszeichnung geehrt. Und Drehbuchautor Alvin Sargent durfte sich ebenfalls freuen. Neben den drei Preisen gabs weitere Nominierungen als bester Film, Fred Zinnemann als Regisseur, Douglas Slocombe für die beste Kamera, beste Kostüme, Maximilian Scheel ebenfalls für die beste Nebenrolle und bester Schnitt. Leider ist dieser sehr ruhige, aber extrem spannende Film mit der Zeit in Vergessenheit geraten. Es ist auch schade, dass er bis heute nicht auf einer deutschsprachigen DVD erschienen ist. Aber immerhin kann man den Film in deutscher Sprache bei Amazon streamen. Und es lohnt sich diese sehr interessante Zeitreise mit intimem Charakter kennenzulernen.
Die junge Lilian Hellman (Susan Jones) und ihre beste Freunde Julia (Lisa Pelikan) Tochter einer sehr wohlhabenden Familien, die von ihren Großeltern (Cathleen Nesbitt ist in der Rolle der Großmutter zu sehen) in den USA aufgezogen wird, erleben eine gemeinsame Kindheit und eine äußerst enge Beziehung in der späten Jugend. Dann trennen sich die Wege der beiden Frauen. Julia studiert Medizin in Oxford und geht dann nach Wien um bei Größen wie Sigmund Freud noch mehr dazuzulernen. Lilian versucht sich als Schriftstellerin und beginnt eine Beziehung zu ihrem Mentor Dashiell Hammett (Jason Robards), der bereits als Autor berühmt ist, jedoch nicht mehr schreibt. In dieser Zeit hat Lilian oft auch eine Schreibblockade in dem einsamen Strandhaus, in dem die beiden leben. Inzwischen ist der Faschismus in Europa auf dem Vormarsch. Julias Schule in Wien wird von Nazischlägern überrannt und auch Julia wird dabei schwer verletzt. Lilian erfährt durch Briefe davon und reist nach Wien, um bei ihrer Freundin zu sein. Nach einigen Tagen verschwindet sie plötzlich aus dem Krankenhaus, man sagt Lilian sie wäre in einer "Therapie". Bald darauf will das Krankenhaus auch gar nichts mehr von einer Patientin namens "Julia" wissen - als wäre sie niemals dort gewesen. Sie bleibt einige Zeit in Europa, aber von Julia fehlt jede Spur. Jahre später ist der Nationalsozialismus bereits an der Macht und Lilian wurde eine gefeierte Dramatikerin. Sie wird zu einer Schriftstellerkonferenz in die UdSSR eingeladen und macht Halt in Paris. Dort nimmt ein gewisser Johann (Maximilian Scheel) mit ihr Kontakt auf, der sie im Namen der verschwundenen Freundin darum bittet Geld für den Untergrund nach Berlin zu schmuggeln. Sie müsste somit mit dem Zug von Paris über Berlin nach Russland reisen. Ein gefährliches Risiko, falls das Geld am deutschen Zoll entdeckt werden würde und sie dürfe die Bitte auch abschlagen, wenn es ihr zu gefährlich erscheint. Lilian wird somit zur Helferin der Untergrundbewegung....



 
Zinnemann inszenierte die europäischen Sequenzen sehr düster und bedrückend. Menschen, die aufgrund dieser Zeit beinahe schon paranoid auf ihre Umwelt und die Mitmenschen blicken. Man merkt, dass die Faschisten an der Macht sind und Andersdenkende unter Beobachtung stehen. Kameramann Douglas Slocombe hat diese Zeit in hervorragende Bildkompositionen gepackt und ab der langen Sequenz der Zugfahrt ist die Spannung auf höchstem Level, trotz der subtilen und langsamen Machart des Films. Eine faszinierende Geschichte, an der Kritikerpapst Roger Ebert bemängelte, dass man nicht das Gefühl bekommt wie eng das Band dieser beiden Frauen ist. Kann man vielleicht so sehen. Aber der Film zeigt auch, dass sich Lilian und Julia aufgrund der verschiedenen Lebenwege und Lebensziele irgendwie voneinander entfernt hatten - trotzdem wurde die Freundschaft noch so tief empfunden, dass dieser Auftrag für die Menschlichkeit, den Lilian hier vollbringt überhaupt nicht abwegig erscheint. Für mich einer der besten Filme von Fred Zimmemann, der so grandiose Klassiker wie "High Noon", "verdammt in alle Ewigkeit" oder "Ein Mann zu jeder Jahreszeit" realisierte und fünf Oscars - darunter zwei Regieoscars -  während seiner Laufbahn erhielt.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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