Regie: Fred Zinnemann
Freundin im Untergrund...
Fred Zinnemann drehte 1977 das Holocaust Drama "Julia". Die
Geschichte basiert auf einige Kapitel in Lilian Hellmans Buch
"Pentimento" und erzählt von der lebenslangen Freundschaft zwischen
Lilian und Julia, die in den 30er Jahren gegen die Faschisten kämpfte.
Jane Fonda wurde für ihre Darstellung mit einer Oscarnominierungen
bedacht, was sehr verdient war. Sie gibt in der Rolle der Lilian
Hellmann neben dem oscargekrönten "Klute" und "Nur Pferden gibt man den
Gnadenschuß" die beste Vorstellung in ihrer langen Karriere. Co-Star
Vanessa Redgrave spielt die Julia und sie gewann tatsächlich einen der
drei Oscars die der Film erhielt. Auch Jason Robards in der Rolle von
Lilians Freund Dashiell Hammett wurde mit der Auszeichnung geehrt. Und
Drehbuchautor Alvin Sargent durfte sich ebenfalls freuen. Neben den drei
Preisen gabs weitere Nominierungen als bester Film, Fred Zinnemann als
Regisseur, Douglas Slocombe für die beste Kamera, beste Kostüme,
Maximilian Scheel ebenfalls für die beste Nebenrolle und bester Schnitt.
Leider ist dieser sehr ruhige, aber extrem spannende Film mit der Zeit
in Vergessenheit geraten. Es ist auch schade, dass er bis heute nicht
auf einer deutschsprachigen DVD erschienen ist. Aber immerhin kann man
den Film in deutscher Sprache bei Amazon streamen. Und es lohnt sich
diese sehr interessante Zeitreise mit intimem Charakter kennenzulernen.
Die junge Lilian Hellman (Susan Jones) und ihre beste Freunde Julia
(Lisa Pelikan) Tochter einer sehr wohlhabenden Familien, die von ihren
Großeltern (Cathleen Nesbitt ist in der Rolle der Großmutter zu sehen)
in den USA aufgezogen wird, erleben eine gemeinsame Kindheit und eine
äußerst enge Beziehung in der späten Jugend. Dann trennen sich die Wege
der beiden Frauen. Julia studiert Medizin in Oxford und geht dann nach
Wien um bei Größen wie Sigmund Freud noch mehr dazuzulernen. Lilian
versucht sich als Schriftstellerin und beginnt eine Beziehung zu ihrem
Mentor Dashiell Hammett (Jason Robards), der bereits als Autor berühmt
ist, jedoch nicht mehr schreibt. In dieser Zeit hat Lilian oft auch eine
Schreibblockade in dem einsamen Strandhaus, in dem die beiden leben.
Inzwischen ist der Faschismus in Europa auf dem Vormarsch. Julias Schule
in Wien wird von Nazischlägern überrannt und auch Julia wird dabei
schwer verletzt. Lilian erfährt durch Briefe davon und reist nach Wien,
um bei ihrer Freundin zu sein. Nach einigen Tagen verschwindet sie
plötzlich aus dem Krankenhaus, man sagt Lilian sie wäre in einer
"Therapie". Bald darauf will das Krankenhaus auch gar nichts mehr von
einer Patientin namens "Julia" wissen - als wäre sie niemals dort
gewesen. Sie bleibt einige Zeit in Europa, aber von Julia fehlt jede
Spur. Jahre später ist der Nationalsozialismus bereits an der Macht und
Lilian wurde eine gefeierte Dramatikerin. Sie wird zu einer
Schriftstellerkonferenz in die UdSSR eingeladen und macht Halt in Paris.
Dort nimmt ein gewisser Johann (Maximilian Scheel) mit ihr Kontakt auf,
der sie im Namen der verschwundenen Freundin darum bittet Geld für den
Untergrund nach Berlin zu schmuggeln. Sie müsste somit mit dem Zug von
Paris über Berlin nach Russland reisen. Ein gefährliches Risiko, falls
das Geld am deutschen Zoll entdeckt werden würde und sie dürfe die Bitte
auch abschlagen, wenn es ihr zu gefährlich erscheint. Lilian wird somit
zur Helferin der Untergrundbewegung....
Zinnemann inszenierte die europäischen Sequenzen sehr düster und
bedrückend. Menschen, die aufgrund dieser Zeit beinahe schon paranoid
auf ihre Umwelt und die Mitmenschen blicken. Man merkt, dass die
Faschisten an der Macht sind und Andersdenkende unter Beobachtung
stehen. Kameramann Douglas Slocombe hat diese Zeit in hervorragende
Bildkompositionen gepackt und ab der langen Sequenz der Zugfahrt ist die
Spannung auf höchstem Level, trotz der subtilen und langsamen Machart
des Films. Eine faszinierende Geschichte, an der Kritikerpapst Roger
Ebert bemängelte, dass man nicht das Gefühl bekommt wie eng das Band
dieser beiden Frauen ist. Kann man vielleicht so sehen. Aber der Film
zeigt auch, dass sich Lilian und Julia aufgrund der verschiedenen
Lebenwege und Lebensziele irgendwie voneinander entfernt hatten -
trotzdem wurde die Freundschaft noch so tief empfunden, dass dieser
Auftrag für die Menschlichkeit, den Lilian hier vollbringt überhaupt
nicht abwegig erscheint. Für mich einer der besten Filme von Fred
Zimmemann, der so grandiose Klassiker wie "High Noon", "verdammt in alle
Ewigkeit" oder "Ein Mann zu jeder Jahreszeit" realisierte und fünf
Oscars - darunter zwei Regieoscars - während seiner Laufbahn erhielt.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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