Mittwoch, 21. Dezember 2022

Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Elio Petri

Unantastbar...

1971 wurde der italienische Filmregisseur Elio Petri für seinen Film "Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht ehabenenen Bürger" mit dem Oscar als bester internationaler Film ausgezeichnet. Es wurde auch für den Schauspieler Gian Maria Volonte die Rolle seines Lebens und neben "Zwei Särge auf Bestellung" ist dieser beunruhigende, teilweise kafaeske Film sicherlich Petris filmisches Meisterwerk. Volonte spielt die Hauptfigur "Il Dottore" einfach genial. Der Regisseur wollte die korrupten und autoritären Praktiken der Polizei und des herrschenden Establishments aufzeigen und entlarven. Dabei ist der Film als Satire angelegt und ist dennoch ein hochpolitischer Film, denn der Zuschauer bemerkt, dass diese groteske Geschichte genauso auch in der Realität geschehen könnte.
Il Dottore (Gian Maria Volonte) ist ein äusserst erfolgreicher Polizeiinspektor, der sich vor allem auch durch seine dominante, selbstgefällige und arrogante Art extremen Respekt bei seinen Kollegen und Untergebenen erworben hat. Diese Kollegen wirken in seiner Anwesenheit fast devot, ja sogar ängstlich und Il Dottore nützt dies als bekennender Machtmensch auch skrupellos aus.
Seine Aufklärungsstatistik bei den Mordfällen liegt bei über 90 % und seine politische Gesinnung dürfte ist eindeutig extrem rechts, er hasst alle linksgerichteten Ambitionen und nennt diese Menschen "Umstürzler", vergleicht sie auch mit den übelsten Verbrechern.  Der Dottore hat auch politische Ambitionen und er soll an diesem Tag vom Dezernatsleiter zum Chef des politischen Büros befördert werden. Bevor er dieses wichtige Ereignis mit seinen Männern feiert, macht er noch einen Besuch bei seiner masochistischen Freundin Augusta Terzi (Florinda Bolkan), die mit einem schwulen Mann (Massimo Foschi) verheiratet ist. Auch der mächtige Leiter der Polizeikommission kann bei dieser Frau immer wieder seine sadistischen Neigungen ausleben. An diesem besagten Morgen tötet er seine Geliebte während des sexuellen Rollenspiels mit einer Rasierklinge.
Anstatt nun alle Spuren zu verwischen, die auf ihn als Täter deuten, reagiert er völlig gegensätzlich und verlässt die Wohnung erst nachdem er einige Fährten so gelegt hat, dass sie auf ihn als Mörder deuten. Dann geht er seelenruhig aus der Wohnung und aus dem Haus. Er begegnet dem linksorientierten Studenten Antonio Pace (Sergio Tramoti) und fixiert ihn regelrecht, dass der junge Mann ihn auch ja später erkennen kann. Er ruft anonym bei seinen Kollegen an und meldet den Mord - dann gibt er seinem Nachfolger noch wertvolle Tipps und nennt den Ehemann als wahrscheinlichsten Verdächtigen. Die Spurensicherung findet am Tatort Finger- und Fußabdrücke des Täters und auch eine Faser einer blauen Seidenkrawatte, genauso eine wie der Dottore trägt. Doch wenn auch alles auf ihn hindeutet, der über jeden Verdacht erhabene Bürger wird wegen seiner beruflichen Immunität von den Ermittlern ignoriert...




Dieses absurde Szenario wird immer wieder mit einem sehr fröhlichen Ennio Morricone Soundtrack unterlegt und geht bis zu einem Geständnis - aber auch diese Offenbarung führt nicht zur Aufklärung. Man nötigt ihn sogar seine Unschuld zu bekennen. In den späten 60er Jahren wurden sehr viele interessante Politfilme gedreht - neben Petris satirischem und zynischem Erfolgsfilm drehte Constantin Costa-Gavras seinen Klassiker "Z" und Gillo Pontecorvo begeisterte sein Publikum mit der beklemmenden "Schlacht um Algier".





Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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