Regie: Brian de Palma
Flucht ins Paradies...
Brian de Palma hat 1996 mit seiner "Misson Impossible" seinen
größten Kassenerfolg erringen können, sein letzter großer Film entstand
aber bereits zwei Jahre vorher mit dem Mafiaepos "Carlitos Way". Ein
Genre, in dem er bereits vorher zweimal erfolgreiche Filme schuf - 1983
mit dem ultrabrutalen Remake von Howard Hawks "Scarface" und vier Jahre
später als "The Untouchables" dem Gangsterboss Al Capone den Kampf
ansagten. "Carlitos Way" mit dem brillanten Hauptdarsteller Al Pacino
komplettiert dieses qualitativ hervorragende Trio. De Palmas Filme
reihen sich im Genre gleich hinter den überwältigenden "Godfather"
Filmen von Francis Ford Coppola und Martin Scorseses "Good Fellas" und
"Casino" ein und begeistern auch heute noch das Publikum. Nach dem Roman
von Edwin Torres schrieb David Koepp das Drehbuch. Die Geschichte
selbst spielt im Jahr 1975 und dementsprechend ist auch der Soundtrack
des Mafiathrillers in bester Studio 54 Manier gehalten...es gibt ein
Wiederhören mit "Fly Robin Fly", "Lady Marmelade", "You should be
dancing", "Rock the Boat", "Got to be real" oder "Pillow Talk" - gut so,
denn so verstärkt sich das Gefühl einen 70er Jahre Thriller zu sehen.
Der
Film zeichnet das Leben des Ex-Knackis Carlito Brigante (Al Pacino),
der auf Betreiben seinen gewieften Anwalts David Kleinfeld (Sean Penn)
nur fünf Jahre seiner verhängten 30 jährigen Gefängnisstrafe verbüßen
muß. Wegen guter Führung wird er begnadigt, auch wenn Staatsanwalt
Norwalk (James Rehborn) nicht gerade erfreut von der richterlichen
Entscheidung ist. Allerdings ist Carlito im Knast alt und weiße
geworden, er hat tatsächlich die Ambtion die kriminelle Karriere zu
beenden und mit 75.000 Dolllar Startkapital Mitbesitzer einer
Mietwagengeschäfts zu werden. Doch die Umgebung und die Vergangenheit
sprechen immer wieder eine andere Sprache. Da wollte er mal auf seinen
jungen Cousin Guajiro (John Agustin Ortiz) ein bisschen aufpassen, schon
ist er in dessen dubiose Drogengeschäfte verwickelt. In einer der
besten Szenen des Films begleitet er den Cousin zu einer Geld gegen
Drogenübergabe, doch das Treffen mit Guajiros "Freunden" endet blutig
und es gelingt Carlitos als Einzigem das Blutbad zu überleben. Auch das
Wiedersehen mit seiner damaligen Geliebten Gail (Penelope Ann Miller)
ist zuerst ernüchternd, doch immerhin sind noch Gefühle auf beiden
Seiten da. Ein neuer Anfang bahnt sich mit der Zeit an, obwohl Gail sich
das Geld als Striptease-Tänzerin verdient. Carlito wird mit dem
Drogengeld des toten Cousins zum Teilhaber eines Nachtclubs. Dort will
er den Rest innert weniger Monate dazuverdienen und ein neues Leben
beginnen. Er ist aber immer wieder damit konfrontiert, dass ihn die
Vergangenheit stets einholt. Er begeht auf seinem Weg zu einer besseren
Zukunft schliesslich zwei Fehler. Zum einen lässt er den aufstrebenden
Möchtegerngangster Benny Blanco (John Leguizamo) am Leben, zum anderen
lässt er sich von seinem drogensüchtigen und größenwahnsinnigen Freund,
dem Anwalt, in eine üble Geschichte einspannen, die völlig aus dem Ruder
läuft. Am Ende steht die Flucht vor der Mafia.
Viele große
Szenen, wie beispielsweise die atemberaubende Sequenz der
Verfolgungsjagd in der U-Bahn bis zum New Yorker Hauptbahnhof, hat de
Palma sehr dicht inszeniert und in eine Einheit zusammengefügt, die man
als düsteres und auswegsloses Verliererepos bezeichnen könnte. Dabei
sind die Darstellerleistung von Sean Penn und Al Pacino hervorragend,
auch Penelope Ann Miller überzeugt als schwangere Freundin Gail, die die
Katastrophe kommen sieht und machtlos mitansehen muss, wie sich am
Bahnsteig in Richtung Freiheit das Schicksal zuschlägt. Für diese und
auch für Sean Penns Leistung gabs eine Golden Globe Nominierung.
Unvergessen auch die markante 70er Jahre Frisur von Sean Penn.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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