Regie: Robert Altman
Mord in Howards End oder was vom Zimmer mit Aussicht übrig blieb...
Sperrige Kost....wenn man andere Erwartungen an den Film hat. Denn Robert Altmans "Gosford Park" ist kein Film im Stil von Agatha Christie, in dem Hercule Poirot vor historischer Kulisse den Mörder jagt. Ganz im Gegenteil.
Wenn man sich aber mental eher auf einen gemütlichen Ivory-Film mit viel englischem Flair eisntellt, die "gute" alte Zeit der verschiedenen Stände- und Klassengesellschaft im spießigen England Anfangs des letzten Jahrhunderts vorstellt...dann ist man im Gosford Park gelandet und kann dem Treiben vergnügt folgen. Aussattung und Kamera des siebenfach oscarnominierten Werks (bester Film, beste Regie, beste Nebendarstellerinnen Helen Mirren und Maggie Smith, beste Kostüme und beste Ausstattung - für das beste Originaldrehbuch reichte es gar für den Sieg) sind erste Sahne.
Da findet ein Gesellschaftsempfang statt und wir beobachten das Treiben dieser dekadenten Oberschicht, sitzen aber auch mit den vielen Dienstboten zusammen.
Der Film besticht durch eine wahrlich geniale Ausstattung, alles wirkt authentisch und die von Altman gewollten Kamerafahrten von unten nach oben durch die Korridore und Zimmer, die ständigen Szenenwechsel haben den Effekt, dass man mittendrin im Geschehen ist. Ein Lob für den britischen Kameramann Andrew Dunn, der auch eine Oscarnominierungen verdient gehabt hätte.
Es soll ein Mord passieren....aber fast 90 Minuten tut sich nichts - ausser Konversationen, Streit, Dekadenz, Fasanenjagd, Dienstbotenregeln. Dann wird der Hausherr Sir William McCordle (Michael Gambon) doch noch ermordet, sogar zweimal. Der zweite Täter rammt ihm das vorher schon von der aufmerksamen dafür zuständigen Bediensteten vermisste Küchenmesser in die Brust. Da war der Despot aber schon tot, ein Giftmischer war schneller.
Scotland Yard unter der Leitung von Inspector Thompson (Stephen Fry) hat dann noch ne halbe Stunde Zeit (so lange dauert der Film noch) das Verbrechen aufzuklären....auch hier fehlt dann der Scharfsinn eines Hercule Poirots, denn den Inspektor interessiert es gar nicht so sonderlich, das Verbrechen aufzuklären. Wird es überhaupt aufgeklärt ?
Wenn man den Plot kennt, dann hofft man natürlich, dass der Fall unaufgeklärt bleibt.
Tatsächlich ist der Plot das Salz in der Suppe dieses hervorragend komponierten Films.
Ganz großen Wert legte Altman, der Meister des Ensemblerfilms,
einmal mehr auf die feine Charakterzeichnungen seiner Figuren. Da wäre
die nur schwer ertragbare Gräfin Constanze von Trentham (Maggie Smith),
die mit ihrer neuen Zofe Mary Macreachan (Kelly McDonald) vorfährt. Die
Vorbereitungen zum Fest sind schon im vollen Gange. Highlight auf der
Gästeliste des britischen Adels sind die Filmleute Morris Weismann (Bob
Balaban), der in Hollywood Charlie Chan Filme dreht und der Filmstar
Ivor Novello (Jeremy Northam), verwandt mit dem Gastgeber. Er hat in
Hollywood Karriere gemacht. Auch Weissmann bringt seinen Butler Henry
Denton (Ryan Philippe) mit. Wobei - Butler ist eigentlich zuviel gesagt,
er ist die Muse des Regisseurs, was keiner weiß und Dienstbote ist er
auch nicht. Eher Schauspieler und ein Aufreisser vor dem Herrn. Sofort
baggert er Lady Sylvia (Kristin Scott Thomas), die junge gelangweilte
Ehefrau des Gastgebers an.
Daneben viele Verwandte von dem wenig beliebten McCordle wie
Freddie und Mabel Nesbitt (James Wilby/Claudie Blakely), Lady Isobel
(Camilla Rutherford), Lord und Lady Stockbridge (Charles Dance,
Geraldine Sommerville), Commander Meredith und Frau (Tom Hollander,
Natasha Wrightman) sowie die begehrten Junggesellen Lord Rupert Standish
(Laurence Fox) und Jeremy Blond (Trent Ford).
Genauso interessant sind auch die Bediensteten, die hier ihre
Arbeit verrichten. Viele der Gäste kommen mit eigenem Dienstpersonal.
Mrs. Wilson (Helen Mirren), die oberste Haushälterin, lernt in diesem
Zusammenhang auch den Kammerdiener Robert Parks (Clive Owen) kennen.
Sehr bald findet sie Wichtiges über ihn heraus. Mit ihrer Schwester Mrs.
Croft (Eileen Atkins), die als Köchin beschäftigt ist, befindet sie
sich ebenfalls immer in einer angespannten Konkurrenz.
Elsie (Emily Watson), das erste Hausmädchen, hat heimlich ein
Verhältnis mir dem Hausherrn und Bulter Jennings (Alan Bates) versucht
alles zusammenzuhalten.
Der zweite Tag beginnt mit einer Fasanenjagd. Und dann ein Mord....
Es ist einer dieser Filme, die eben durch die Gesamtheit und noch
zusätzlich durch die Schlußsequenz eine großartige Einschätzung
erhalten.
100 Minuten geschwätziger britischer Lifestyle der damaligen Zeit (die Geschichte spielt im Jahr 1932) wird belohnt.
Wenn man den Plot kennt, dann erfahren viele vorher gezeigte Szenen (mit denen man vielleicht sogar Mühe hatte sie einzuordnen) eine ganz andere vielschichtigere Bedeutung.
Helen Mirren hat da eine geniale Rolle erwischt, sie spielt mit Bravour in oscarverdächtigen Regionen des Anthony Hopkins als perfekter Diener im Film "Was vom Tage übrigblieb" - auch wenn es hier nur eine Nebenrolle ist.
Man muss aber auch Maggie Smith hervorheben, die wie keine zweite diesen Typus der unselbständigen Dame spielt, die immer nach ihrer Zofe schreit und den lieben langen Tag nichts anderes macht, als mit gewählter und angemessener Rhetorik und Etikette ihre Mitmenschen bis aufs Äusserste zu verletzen.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
100 Minuten geschwätziger britischer Lifestyle der damaligen Zeit (die Geschichte spielt im Jahr 1932) wird belohnt.
Wenn man den Plot kennt, dann erfahren viele vorher gezeigte Szenen (mit denen man vielleicht sogar Mühe hatte sie einzuordnen) eine ganz andere vielschichtigere Bedeutung.
Helen Mirren hat da eine geniale Rolle erwischt, sie spielt mit Bravour in oscarverdächtigen Regionen des Anthony Hopkins als perfekter Diener im Film "Was vom Tage übrigblieb" - auch wenn es hier nur eine Nebenrolle ist.
Man muss aber auch Maggie Smith hervorheben, die wie keine zweite diesen Typus der unselbständigen Dame spielt, die immer nach ihrer Zofe schreit und den lieben langen Tag nichts anderes macht, als mit gewählter und angemessener Rhetorik und Etikette ihre Mitmenschen bis aufs Äusserste zu verletzen.
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