1572....
Patrice Chereaus Historienepos "Die Bartholomäusnacht"
(Originaltitel: La Reine Margot) entstand 1994 und wurde für die
Cesar-Verleihung 1995 mit insgesamt 12 Nominierungen bedacht. Am Ende
der Veranstaltungen hatte der Film fünf Preise gewonnen. Drei davon
gingen an die Schauspieler Isabelle Adjani, Virna Lisi und Jean-Hugues
Anglade, der tatsächlich die besten Momente des Films hat.
Leer ging leider der großartige Soundtrack von Goran Bregovich aus,
der auch den Song "Elohi" gesungen von Ofra Haza beisteuerte. Der
Regisseur orientierte sich dabei nicht ganz an den realen Tatsachen
dieser Pariser Blutnacht, sondern Alexandre Dumas´Roman stand Pate für
das opulente Epos. Der Roman beschäftigt sich natürlich nicht nur mit
dem Ereignis selbst, sondern er konzentriert sich auf die Personen. Die
grandiose Kameraarbeit von Philippe Rousselot (Oscar für "Aus der Mitte
entspringt ein Fluß), die ebenfalls mit dem Cesar ausgezeichnet wurde,
ist dabei überaus dynamisch - er übernimmt sozusagen die Rolle des
Beobachters. Und dieser Beobachter wird Zeuge von Verschwörungen und
finsteren Mordplänen der machtbesessenen Königinmutter Katharina von
Medici und ihren Kindern.
"Die Bartholomäusnacht" war eine Pogromnacht an den Hugenotten, wie
sich die französischen Protestanten nannten, die vom 23. zum 24. August
1572 Paris erschütterte. Dabei zeigten sich die katholischen Täter
äusserst brutal und blutrünstig. Ein Zeuge berichtete damals "da setzte
überall in Paris ein Gemetzel ein, dass es bald keine Gasse mehr gab,
auch die allerkleinste nicht, wo nicht einer den Tod fand und das Blut
floss über die Straßen, als habe es stark geregnet". Der Fluß war mit
Leichen bedeckt und hatte sich vom Blut schon rot gefärbt.
Dabei fing dieser Tag eigentlich mit einer Versöhnungsgeste an,
denn es fand die Hochzeit des Protestanten Heinrich von Navarra (Daniel
Auteuil) mit Margaret von Valois (Isabelle Adjani), der Tochter von
Catherine de Medici (Virna Lisi) statt. Diese politische Ehe soll den
Frieden und die Versöhnung bringen. Aber in der Stadt brodelt es. Die
junge Frau wurde zu dieser Vermählung gezwungen, sie liebt ihn nicht und
sie hat sowieso unzählige Affären mit anderen Männern. Einer ihrer
Liebhaber ist der Herzog von Guise (Miguel Bose). Man sagt ihr aber auch
nach, dass sie auch mit ihren Brüdern König Karl IX (Jean Hugues
Anglade), Henri von Valois, Herzog von Anjou (Pascal Greggory) und
Alencon (Julien Rassam) intime Kontakte pflegt.
Gelegentlich streift sie am späten Abend gemeinsam mit Freundin
Henriette von Nevers (Dominique Blanc) maskiert durch die Gassen der
Stadt und sucht schnelle Männerbekanntschaften. So lernt die sündige
Katholikin auch den attraktiven protestantischen Adligen Joseph Boniface
de la Mole (Vincent Perez) kennen, der in nach Paris gekommen ist und
Gaspard de Coligny (Jean-Claude Brialy), den Anführer der Hugenotten
besuchen will. Doch auf den wurde kurz zuvor ein Mordanschlag verübt,
den er aber verletzt überlebte. Um einen Aufstand der evangelischen
Freunde zuvorzukommen, veranlasst Katharina eine kaltblütige Aktion und
befielt den schnellen Angriff auf die Feinde. Die heimliche Herrscherin
kann ihren willensschwachen Sohn Karl davon überzeugen, dass die
Protestantenführer sofort sterben müssen - auch der neue Schwiegersohn
Heinrich. Und so wird in dieser Nacht viel Blut fließen...
Der üppige und sehr lange Film (Kinoversion ca. 135 Minuten,
Directors Cut 164 Minuten) bietet mörderische Intrigen und eine
Überdosis Inzest. Darüberhinaus viel Blut und auch der Giftmischer
(Ulrich Wildgruber) hat viel zu tun, denn ein Aphrodisiakum wird mit
Gift angereichert. Hier wird die hübsche Asia Argento, Tochter des
bekannten italienischen Regisseurs Dario Argento, getötet und auch
Bücher werden mit Gift drapiert - wer "Der Name der Rose" kennt, der
kennt diesen perfiden Mordplan, der durch das Befeuchten der Blätter des
Buches durch den ahnungslosen Leser, der Opfer sein soll, vollzogen
wird. In "Die Bartholomäusnacht" handelt es sich dabei um ein wertvolles
Buch zur Jagd. Und da dieses Buch mit "La Mole" gezeichnet ist, hat der
wahre Meuchelmörder auch schon einen Schuldigen gefunden, der am Ende
durch das Beil des Henkers stirbt. Leider stirbt durch den Giftanschlag
der Falsche - und so folgt dem König der ehrgeizige Bruder auf dem
Thron. So nimmt die Historie wieder ihren Lauf. Der regiert dann bis
1589 das Land und sein Nachfolger wird dann der verhasste Schwager
Heinrich von Navarra, der ab 1589 bis 1610 König von Frankreich wird.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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