Regie: Frantisek Vlacil
Tiefstes Mittelalter....
"Marketa Lazarova" ist ein Film aus dem Jahre 1967, der von Frantisek
Vlacil inszeniert wurde und 1998 von Prager Filmkritikern zum besten
tschechischen Film aller Zeiten gekürt wurde. Nur weniger Monate nach
dieser hohen Ehrung verstarb der Regisseur. "Marketa Lazarova" ist die
ausufernde Verfilmung des Mittelalter-Romans aus dem Jahr 1931 von
Vladislav Vancura. Von Vancura übernahm Frantisec Vlacil die Teilung der
Gesichte in zwei gleichberechtigte Hälften. Teil Eins heißt "Straba"
(Straba, der Werwolf) und Teil zwei "Beranek Bozi" (Das Lamm Gottes). In
diesem zweiten Teil nimmt dann auch der naive, aber lebenslustige Mönch
Bernad (Vladimir Mensik) eine wichtige Funktion, er ist etwas
minderbemittelt, aber herzensgut. Seine reist mit einem Schaf durch das
Land, später findet er in einer Ziege einen etwas störrischen
Reisebegleiter.
Die Geschichte ist 13. Jahrhundert angesiedelt, es ist eine Zeit, in
der das Heidentum noch weit verbreitet ist - aber das Christentum sich
mehr und mehr etablieren kann. Es ist ein rohes und düsteres Zeitalter
und der Regisseur hat sein Mittelalter auch mit ebensolchen wuchtigen
Bilder versehen. Traumhaft und visionär zugleich wirkt diese Geschichte
aus den böhmischen Wäldern. In weiten Winterlandschaften, in
gefährlichen Wäldern und in kargen schmutzigen Bauernhöfen und deren
dunklen Kamemrn spielt diese Geschichte um eine Feindschaft von zwei
Räuberclans. Dabei steht die junge schöne Marketa Lazarava (Magda
Vasaryova) für die Verkörperung der Unschuld inmitten dieser
kriegerischen Landschaft. Sie ist Lazars (Michael Kozuch) gottesgläubige
Tochter und soll demnächst in ein Kloster gehen. Doch zu diesem Schritt
wird es nicht kommen. Der junge deutsche Adlige Kristian (Vlastimil
Harapes) wird von Kozliks (Josef Kemr) beiden Söhnen Miklas (Frantisek
Velecky) und Adam (Ivan Paluch) gefangengenommen. Kozlik ist der
Konkurrent von Lazar und berüchtigt für seine Überfälle im Grenzgebiet
zwischen Böhmen und Sachsen. Kozlik führt seit einiger Zeit eine Fehde
mit den Herren von Bunzlau. Inzwischen hat sich dies nun auf die
Verschleppung des jungen Adligen zu einem echten Konflikt ausgeweitet.
Zunächst versucht Kozlik seinen ungeliebten Nachbarn für einen
gemeinsamem Kampf gegen die Soldaten zu gewinnen, doch der hilft
schließlich der königlichen Armee. Diese Armee unter dem Befehlshaber
Pivo (Zdeněk Kryzánek)
und Kristians Vater (Harry Studt) will die Geisel aus den Händen der
Barbaren befreien. Inzwischen hat sich dieser aber in Kozliks Tochter
Alexandra (Pavla Polaskova) verliebt....
"Marketa Lazarova" braucht mit einer Laufzeit von gut 2 1/2 Stunden
etwas Geduld, bis sich die ganze Faszination entfalten kann. Es ist ein
Film, der viel Aufmerksam braucht. Doch diese Räuber-Rhapsodie hat große
Bilder und große Momente. Die einzelnen Kapitel der Geschichte werden
mit Texttafeln eingeleitet und die Handlung wird oft durch Zeitsprünge
und Visionen etwas abstrakt. Kameramann war Beda Batka, dessen Bilder
ungemein magisch sind. Filmkritiker haben den Film sehr oft mit "Andrej
Rubljow" von Tarkowski verglichen. Man wird sogar an Akira Kurosawas
Meisterwerk "Die sieben Samurai" erinnert, vor allem was Form und
Anspruch angeht. "Marketa Lazarova" versetzt den Zuschauer in eine Zeit,
in der der Mensch noch von seiner wölfischen Natur geprägt ist. Kein
Wunder, denn die Umgebung ist noch sehr feindlich dem Menschen
gegenüber. Der Wald voller Wölfe, die auf Beute lauern in dieser
arachaischen Zeit. Auch die Musik verstärkt die latente Bedrohung und
ist beinahe schon so ausufernd gestaltet wie ein Oper. Seinen
meditativen Charakter hält dieser besondere Film bis zum Schluß
aufrecht.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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