Sonntag, 25. März 2018
Der Panther wird gehetzt
Regie: Claude Sautet
Am Abgrund....
1958 erschien Jose Giovannis Kriminalroman "Classe tous risques", der einige Jahre auch in Deutschland unter dem Titel "Das Ende vor Augen" veröffentlicht wurde. Dieser Roman wurde 1960 von Claude Sautet verfilmt und erinnert stark an die unterkühlten Gangsterkrimis von Jean Pierre Melville. Ausgangspunkt ist der derzeitige Aufenthaltsort des Gangsters Abel Davon (Lino Ventura), der aus Paris stammt und ins Nachbarland Italien flüchten musste. Von seinem Kumpanen wird er "Der Panther" genannt und war mal eine große Nummer in der Unterwelt. Vor zwei Jahren wurde er von einem französischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Er konnte aber noch rechtzeitig in Italien untertauchen und dort mit seiner Frau Therese (Simone France) und den beiden kleinen Söhnen Pierrot (Robert Desnoux) und Daniel (Thierry Lavoye) für einige Zeit ein unauffälliges Leben genießen. Doch nun wird die Luft auch hier in Turin zu heiß, nachdem das Geld aufgebraucht war und Abel mit seinem besten Freund Raymond (Stan Krol) zwei Geldboten auf offener Straßen überfallen haben. Es kommt dabei zum Schußwechsel und zu einer waghalsigen Flucht mit dem Auto und einem von Raymond geführten Motorrad, der voraus fährt - falls irgendwelche unliebsamen Straßensperren die Weiterfahrt behindern sollten. Was auch passiert. Doch mit viel Glück entkommen die beiden Gangster und treffen pünktlich beim vereinbarten Treffpunkt San Remo ein, wo die Ehefrau und die Kinder warten. Mit einem Motorboot geht es weiter, kurzerhand wird der Bootsbesitzer von den beiden Gangstern über Bord ins Meer geworfen (ein Schwimmring dazu) und so treiben die Fünf in die Bucht von Menton. Leider sind gerade franzsösiche Zollbeamte dort auf Patrouille und es kommt zum katastrophalen Schußwechsel mit vier Toten. Die beiden Zöllner werden getötet, aber auch Raymond und Therese gehören zu den Opfern. Alleine schlägt sich Abel mit den beiden traumatisierten Kindern durch - und er versucht Hilfe zu erhalten aus Paris. Er nimt Kontakt mit seinen ehemaligen Kumpanen Riton Vintran (Michel Ardan), Raoul Fargier (Claude Cerval) und Petit Jeannot (Philippe March) auf. Lezterer will helfen, dem sind aber die Hände gebunden, weil er auf Bewährung draussen ist und Paris nicht verlassen darf. Seine beiden anderen Freunde engagieren den loyalen Eric Stark (Jean Paul Belmondo), der Abel mit einem Krankenwagen nach Paris bringen soll. Sie hoffen eigentlich darauf, dass der Wagen unterwegs von der Polizei abgefangen wird. Auf dieser Fahrt lernt Erich die hübsche Anhalterin Liliane (Sandra Milo) kennen, die bis nach Paris mitfährt und auch bemerkt, dass die Geschichte, die ihr Eric erzählt gar nicht stimmen kann. Dennoch gibt sie keinen Tipp der Polizei und will Eric auf jeden Fall wieder sehen. In Paris bemerkt Abel schnell, dass die früheren Freunde ihn am liebsten fallenlassen würden. Er kann aber bei Eric untertauchen. Um die Kinder finanziell zu versorgen, die er bei einem ehemaligen Freund seines Vaters unterbringen konnte, braucht er aber Geld. Da der Hehler Arthur Gibelin (Marcel Dalio) ihm noch Geld schuldet besucht er diesen und zwingt ihm mit vorgehaltener Pistole alles Bargeld herauszugeben...
Nachdem Jacques Becker mit seinem 1954 gedrehten Film Noir "Wenn es Nacht wird in Paris" das Genre national wieder beleben konnte, entstanden in der Folgezeit einige französische Noir Werke, die in Thema und Stil sehr ähnlich waren. Es sind tragische Geschichten über in die Jahre gekommene Einzelgänger aus dem Gangstermilieu. Sie wollen unter die eigene Vergangenheit einen Schlußstrich ziehen, träumen für einen kurzen Moment den bürgerlichen Traum der familären Idylle - aber es bleibt ein Traum, da diese Männer immer zwischen die Fronten geraten. Atmosphärisch dichte Schwarzweißbilder im Zusammenspiel mit einer sehr sachlichen, nüchternen und stellenweise sehr kühlen Inszenierung. Dabei zeigt Sautet seine Hauptfigur auch ausgestattet mit allen menschlich sympathischen Zügen - ein guter Vater, ein guter Ehemann. Aber dies ist eben nur eine Seite dieses brutalen Gangsters Abel, der keine sekunde zögert, wenn er seine Waffe benutzen muss. Im Grunde eine hoffnungslose Geschichte ohne gutes Ende, das merkt man spätestens als der flüchtige Abel vorübergehend in einem billigen Hotel untertauchen kann. Während seine beiden Söhne im Bett schlafen, sitzt er auf dem Stuhl und denkt über diese Situation ohne Ausweg nach. Lino Ventura in einer sehr starken Rolle als Gangster, der alles auf eine Karte setzen muss. Hilfe bekommt er vom jungen Belmondo, aber dieser hat vielleicht noch die Möglichkeit, dass er das Metier wechseln kann. Denn das Mädchen, dass ihn liebt, will auf ihn warten.
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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