Tod und beerdigt in Newcastle
Schade, dass der Film "Jack rechnet ab" (Im Original: Get Carter)
aus dem Jahr 1971 bislang noch nicht auf einer deutschsprachigen DVD
erschienen ist. Denn der Gangsterstreifen von Mike Hodges ist nicht nur
ein Highlight in der Filmographie von Michael Caine sondern sogar einer
der besten britischen Filme aller Zeiten. Dabei zeigt die Kamera von
Wolfgang Suschitzky extrem stimmungsvolle Bilder von Newcastle, mit
dreckigen Hinterhöfen und als Gegensatz schicke Landsitze, wo die
Schönen und Reichen und vor allem auch die großen Gangster leben. Jack
Carter (Michael Caine) ist ebenfalls durch und durch ein skrupelloser
Gangster, aber er arbeitet in London. Dort ist er die rechte Hand vom
Boss Gerald Fletcher (Terence Rigby), hat aber ein gefährliches
heimliches Verhältnis mit dessen attraktiver Geliebten Anna (Britt
Ekland). Als er die Nachricht vom plötzlichen Tod seines Bruders Frank
erhält, setzt er sich sofort in den Zug und fährt in seine ehemalige
Heimat. Man sagt Frank wäre betrunken gewesen und hätte deshalb diesen
fatalen Autounfall verursacht, doch Jack misstraut dieser Version. Er
mietet sich ein etwas heruntergekommenes Zimmer in einer Pension bei
Edna (Rosemary Dunham) und beginnt mit der Auffrischung früherer
Bekanntschaften. Zu diesen gehört auch Franks Lebensgefährtin Margaret
(Dorothy White) und deren Tochter Doreen (Petra Markham), die
möglicherweise aber auch Jacks Kind sein könnte, da er mit Margaret zu
dieser Zeit eine kurze Affäre hatte. Jack beginnt nachzuforschen und
erste Spuren führen in zu Eric Paice (Ian Hendry), den er natürlich
ebenfalls von früher kennt und der mittlerweile für den zwielichtigen
Geschäftsmann Cyril Kinnear (John Osborne) arbeitet. Bei einem Besuch
auf dessen Landsitz lernt Jack dessen Geliebte Glenda (Geraldine Moffat)
kennen und erfährt, dass Kinnear in einem Gangsterkonkurrenzkampf mit
Cliff Brumby (Bryan Mosley) steckt. Dies wirkt sich auf die
Nachforschungen aus, der Schnüffler aus London gerät irgendwie zwischen
die Fronten. Auch die Nachforschungen werden nicht gerne gesehen.
Schläger lauern ihm auf und versuchen ihn zu zwingen den letzten
Nachtzug nach London zu nehmen...
Natürlich dreht Michael
Caine dann erst richtig auf und er spielt regelrecht enthusiastisch
diesen Gangster, der bei seinem Rachefeldzug bald kein Erbarmen mehr
kennt und am Ende zahlreiche Leichen hinterlässt. Seine Nachforschungen
arten in ein regelrechtes Schlachtfest aus, dazwischen hat er aber immer
mal wieder Zeit für eine kleine Affäre oder eine schnelle Nummer. Jack
Carter ist eine großartige Gangsterfigur und seine besten Szenen sind
unvergessene Kinomomente. Aber auch die Nebenrollen sind sehr gut
gewählt. Der Film ist durchgehend grimmig und düster inszeniert und man
ahnt sehr bald, dass der Rachefeldzug immer mehr ins Destruktive
ausartet, ohne Aussicht auf Gewinner. Nie wieder gelang dem Regisseur
Mike Hodges ein Film dieser klassischen Größe, auch wenn er ein Jahr in
"Pulp" noch einmal mit Michael Caine zusammenarbeitete.
Bei
der zeitgenössischen Kritik kam der dreckige Gangsterstreifen nicht so
gut weg, aber "Get Carter" schaffte es in all den Jahren einen guten
Kultstatus zu erreichen. Dadurch sieht nun auch die Neubewertung des
Films um ein Vielfaches besser aus. Bei der Wahl des BFI der 100 besten
britischen Filme gelangte der Film überraschend auf dem 16. Platz. Eine
Wertschätzung, die dieses staubtrockene Genre Meisterwerk sich auf alle
Fälle verdient hat.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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