Regie: Tim Burton
Das verkannte Genie....
Tim Burtons 1994 realiserter schwarz-weiß Film "Ed Wood" ist
sicherlich einer der besten Bio-Pics aller zeiten. Darin wird die
Geschichte des schlechtesten Regisseurs aller Zeiten erzählt...zumindest
hatte Edward D. Wood (1924 bis 1978) diesen zweifelhaften Ruf. In
Burtons Film wird nicht das ganze Leben des Regisseurs gezeigt, der als
Alkoholiker mit 54 Jahren an einem Herzinfarkt starb, sondern die
Geschichte beschränkt sich auf die aktive Zeit als Regisseur.
Ed
(Johnny Depp) träumte wie viele in dieser Zeit von einer großen
Karriere in Hollywood - doch es fehlte an finanziellen Mitteln und
reichen Gönnern. Vielleicht auch an Talent, aber er kompensierte dies
mit einer großen Menge an Herzblut. Sein Metier war der Trashfilm, für
Doppelvorstellungen gedacht, doch die Hollywoodstudios brauchten keinen
Ed Wood. Er und seine Filmcrew, zu dem auch seine Freundin Dolores
Fuller (Sarah Jessica Parker) gehört, hoffen auf den großen Durchbruch.
Licht ins Dunkel kommt aber erst als Ed den großen, aber inzwischen
beinahe schon vergessenen Bela Lugosi (Martin Landau) kennenlernt. Der
hat auch schon bessere Zeiten erlebt, ist pleite und morphiumsüchtig,
aber gierig auf eine neue Rolle. Durch dessen Zugkraft kann er "Glen or
Glenda" realisieren - ein Film über einen Transvestiten. Dieser Film hat
autobiographische Züge, denn Ed liebt es Frauenkleider zu tragen - er
bevorzugt vor allem Angora-Pullis und Angora Unterwäsche und behauptet
von sich selbst im zweiten Weltkrieg unter seiner Uniform stets BHs und
Spitzenhöschen getragen zu haben. Daher lässt es sich der Filmemacher
auch nicht nehmen in seinem Film die Hauptrolle zu spielen. Ed
vergleicht sich immer wieder mit Orson Welles (Vincent D´Onofrio). Der
Film floppt natürlich und für die nächsten Projekte wie "Bride of the
Monster" oder "Plan 9 from Outer Space" lässt sich noch schwerer Geld
auftreiben. Immerhin gelingt es ihm von einer Baptistengemeinde und von
einem Fleischgroßhändler etwas Geld zu bekommen. Mit Kathy O´Hara
(Patricia Arquette) bekommt Dolores Konkurrenz, es kommt zum Bruch mit
seiner langjährigen Freundin. Aber immerhin kann er die
TV-Horroransagerin Vampira (Maila Nurmi), den TV-Hellseher Criswell
(Jeffrey Jones) und den abgehalfterten Catcher Tor Johnson (George
Steele) einbauen. Beim Dreh seines legendärem "Plan 9", der als
schlechtester Film aller Zeiten gilt, wähnt sich der unabhängige
Filmemacher auf dem Höhepunkt seiner Karriere...
diese
Geschichte über das Filmemachen hat Tim Burton sehr liebevoll
inszeniert, zu keiner Zeit stellt er seine Figur bloß - sondern er zeigt
seine Haupfigur als einen der Verrückten eines vergangenen Hollywoods,
ein Mann, der Filmemachen als große Leidenschaft ansah. Ihm war es auch
schnuppe, ob die Szenen Fehler hatten - er liess sie nur ganz selten
wiederholen. Auch von Schnitten machte er wenig Gebrauch. Deshalb finden
sich in seinen Filmen, die heute Kultstatus besitzen, immer wieder
extrem auffällige Filmfehler wie beispielsweise wackelnde Kulissenwände
oder Jump Cuts. Seine Spezialeffekte waren einfach und billig - so
musste auch der schon von Krankheit schwer gezeichnete Bela Lugosi in
einer Szene mit einer Plastikkrake im Wasser kämpfen. "Ed Wood" ist
witzig und bietet 121 Minuten beste Unterhaltung. Auch wenn er etwas aus
dem Rahmen in Burtons Filmographie fällt, ist er doch ein typischer
"Burton" Film und die individuelle Handschrift des modernen
Hollywood-Märchenerzählers schimmert immer durch. Nach meinem Empfinden
ist diese aberwitzige Tragikomödie sogar Burtons bester Film überhaupt.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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