Regie: Paul Thomas Anderson
Der Mentor und sein Diener...
Paul Thomas Anderson debütierte 1996 mit "Last Exit Reno" als Regisseur,
der gute Kritiken bekam und bereits sein zweiter Film "Boogie Nights"
festigte seinen Ruf einer der interessantesten Filmemacher der USA zu
sein. Es folgten "Magnolia", "Punch Drunk Love" und der Oscar-Erfolg
"There will be blood", der sicherlich zu den größten Filmen des vorigen
Jahrzehnts gezählt werden muss. Mit "The Master" aus dem Jahr 2012 und
"Inherent Vice" zwei Jahre später, realisierte er etwas sperrigere
Filme, die aber beide von der Kritik sehr gelobt wurden. In "The Master"
geht es um einen charismatischen Intellektuellen, der in den 50er
Jahren eine neue Religion gründet. Es war damit offensichtlich, dass die
Geschichte auf "Scientologie" basiert.
Im Film heißt der Mann, der an L. Ron Hubbard erinnern soll Lancaster
Dodd und wird - charismatisch wie immer - von dem leider viel zu früh
verstorbenen Philip Seymour Hoffman gespielt. Für die Rolle des
Lancaster Dodd bekam er natürlich eine Oscar-Nominierung. Allerdings ist
"The Master" auch ein 2-Personen-Stück, denn der Meister braucht auch
einen Diener. Joaquin Phoenix, der den Herumtreiber und Navy Veteran
Freddie Quell spielt, leidet unter einem posttraumatischen
Stress-Syndrom mit den Symptomen Aggression, Gewaltbereitschaft,
Alkohol- und Sexsucht. Die beiden Männer begegnen sich per Zufall, weil
der betrunkene Freddie auf einem Schiff von einschläft und erst
aufwacht, als sich das Schiff schon auf offener See befindet. Der
Besitzer ist ein gewisser Lancaster Dott, der von seinen Anhängern "The
Master" genannt wird und eine neue Religion gegründet hat, die sich "Der
Ursprung" nennt. Lancasters gesamte Familie - seine ehrgeizige Frau
Peggy (Amy Adams), Tochter Elizabeth (Ambyr Childers) und Sohn Val
(Jesse Plemons), beide aus Dodds erster Ehe und auch Clark (Rami Maleck)
sein Schwiegersohn - schwören auf die neuen heilsbringenden Ideen des
Masters. Auch der innerlich zerrissene Freddie ist bald Feuer und Flamme
für die neue Religion, die ihn zu einem glücklicheren Menschen machen
soll. Während im Lauf der Zeit die Anhängerschaft von Dodd stetig
wächst, beschleichen Freddie aber irgendwann Zweifel an seinem Mentor...
"The Master" hat eine Laufzeit von 137 Minuten und war der erste Film
nach 16 Jahren, der mit einer 65-mm-Kamera (Panavision System 65)
gedreht wurde und die Leistung des rumänischen Kameramannes Mihai
Mălaimare Junior ist einfach großartig. Die Bilder erzeugen eine gewisse
Nostalgie Optik, die den Eindruck der Zeitreise in die frühen 50er
Jahre noch verstärkt. Mihai Mălaimare Junior arbeitete vor "The Master"
mit Francis Ford Coppola in dessen Ausflug ins Horrorfach "Twixt"
zusammen. "The Master" selbst ist großes Schauspielkino, denn die beiden
Akteure Philip Seymour Cassell und Joaquin Phoenix sind beide in
Hochform. Das gleiche gilt für Nebendarstellerin Amy Adams - daher
überrascht es auch nicht, dass alle drei für den Oscar nominiert wurden.
Leider gingen sie aber leer aus. An der Kasse war das anspruchsvolle
psychologische Drama weniger erfolgreich - der Film spielte ca. 29
Millionen Dollar ein, kostete allerdings 32 Millionen. In einer weiteren
Nebenrolle ist auch Laura Dern als reiche Anhängerin von Dott zu sehen.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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