Freitag, 27. Dezember 2019

Tabu







































Regie: Miguel Gomez

Paradies...

2012 stellte der portugiesische Filmemacher Miguel Gomez seinen Film "Tabu - Eine Geschichte von Liebe und Schuld" auf der Berlinale vor. Ein ungewöhnlicher Film, der sich langsam aber sicher eine Fangemeinde erworben hat und es daher auch nicht verwunderlich war, dass "Tabu" bei der BBC Umfrage über die besten Filme des neuen Jahrhunderts auf Rang 71 landete. Und dies obwohl er immer noch das Dasein eines Geheimtipps hat. Wie alle anderen Filme des Portugiesen hat auch dieser zwei TEile, einen gegenwartsbezogenen - in "Tabu" heißt dieser Abschnitt "Paraiso Perdido, was soviel wie Verlorenes Paradies bedeutet - und einen der in Afrika spielt. Die Überleitung von der Gegenwart in die Vergangenheit erfolgt durch den Satz "Aurora hatte eine Farm in Afrika, am Fuße des Bergs Tabu". Mit dem Filmtitel wird man auch unweigerlich an den großartigen Klassiker von Friedrich Wilhelm Murnau mit gleichem Namen erinnert. Beide Filme haben die Gemeinsamkeit, dass sie mit erlesenen schwarz weiß Aufnahmen begeistern (für Tabu zeichnete der Kameramann Rui Pocas) verantwortlich und dass sie eine verbotene Liebe zum Thema haben. Die Inszenierung von Gomez ist jedoch viel eigenwiliger - er fungiert nicht nur als Erzähler der Geschichte. Denn der Film verzichtet ab der Mitte völlig auf den Dialog. Hier zählen alleine die Bilder von einer großen Liebe aus vergangenen Tagen.
Teil 1 zeigt "Das verlorene Paradies" und spielt in Lissabon. Drei ungleiche Frauen wohnen dort in einem alten Gebäude. Die katholische Pilar (Teresa Madruga) lernt ihre Nachbarin, die ca. 80jährige Aurora (Laura Soveral) kennen, die mit ihrer Haushälterin Santa (Isabel Cardoso) zusammenlebt. Aurora wirkt sehr egozentrisch und extrem abergläubisch. Sie bezeichnet ihr Hausmädchen als Ausgeburt des Teufels, doch ohne sie kann sie auch nicht. Pilars soziale Ader ist gefragt, denn sie ist eine Frau, die anderen helfen möchte. So leidet sie mit der offensichtlichen Einsamkeit ihrer alten Nachbarin, die bald darauf ins Krankenhaus eingeliefert wird. Möglicherweise wird sie sterben und sie bittet Pilar dafür zu sorgen einem alten Bekannten Bescheid zu geben. Sie würde ihn gerne noch einmal sehen. Dieser Mann heißt Gian-Luca Ventura (Henrique Espirito Santo). Gerade in dem Moment als Pilar den alten Mann gefunden hat und mit ihm ins Krankenhaus fährt, bekommt sie die Nachricht, dass Aurora verstorben ist...




Es folgt "Das Paradies" und führt den Zuschauer nach Afrika - zu einer Zeit als Aurora jung war (Ana Moreira), verheiratet mit einem guten Mann (Manuel Mesquita) und dann doch der Anziehung von Ventura (Carloto Cotta), ihrem Nachbar verfällt. Die beiden gehen eine gefährliche Liebschaft ein, die auch durch das Haustier von Aurora - einem kleinen Krokodil - noch beschleunigt wird. Interessanterweise wirkt die Zweiteilung des Films nicht nur wie ein Sammelsurium an originellen Ideen, sondern der Regisseur schuf damit eine perfekt gefügte Einheit. Ein bisschen traurig entlässt der Film seinen Zuschauer, denn zu sehr ist das Thema der Vergänglichkeit präsent, der Film erzählt von Dingen, die verschwinden und die irgendwann nur noch als Erinnerung existieren.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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