Regie: Miguel Gomez
Paradies...
2012 stellte der portugiesische Filmemacher Miguel Gomez seinen
Film "Tabu - Eine Geschichte von Liebe und Schuld" auf der Berlinale
vor. Ein ungewöhnlicher Film, der sich langsam aber sicher eine
Fangemeinde erworben hat und es daher auch nicht verwunderlich war, dass
"Tabu" bei der BBC Umfrage über die besten Filme des neuen Jahrhunderts
auf Rang 71 landete. Und dies obwohl er immer noch das Dasein eines
Geheimtipps hat. Wie alle anderen Filme des Portugiesen hat auch dieser
zwei TEile, einen gegenwartsbezogenen - in "Tabu" heißt dieser Abschnitt
"Paraiso Perdido, was soviel wie Verlorenes Paradies bedeutet - und
einen der in Afrika spielt. Die Überleitung von der Gegenwart in die
Vergangenheit erfolgt durch den Satz "Aurora hatte eine Farm in Afrika,
am Fuße des Bergs Tabu". Mit dem Filmtitel wird man auch unweigerlich an
den großartigen Klassiker von Friedrich Wilhelm Murnau mit gleichem
Namen erinnert. Beide Filme haben die Gemeinsamkeit, dass sie mit
erlesenen schwarz weiß Aufnahmen begeistern (für Tabu zeichnete der
Kameramann Rui Pocas) verantwortlich und dass sie eine verbotene Liebe
zum Thema haben. Die Inszenierung von Gomez ist jedoch viel eigenwiliger
- er fungiert nicht nur als Erzähler der Geschichte. Denn der Film
verzichtet ab der Mitte völlig auf den Dialog. Hier zählen alleine die
Bilder von einer großen Liebe aus vergangenen Tagen.
Teil 1 zeigt "Das verlorene Paradies" und spielt in Lissabon. Drei
ungleiche Frauen wohnen dort in einem alten Gebäude. Die katholische
Pilar (Teresa Madruga) lernt ihre Nachbarin, die ca. 80jährige Aurora
(Laura Soveral) kennen, die mit ihrer Haushälterin Santa (Isabel
Cardoso) zusammenlebt. Aurora wirkt sehr egozentrisch und extrem
abergläubisch. Sie bezeichnet ihr Hausmädchen als Ausgeburt des Teufels,
doch ohne sie kann sie auch nicht. Pilars soziale Ader ist gefragt,
denn sie ist eine Frau, die anderen helfen möchte. So leidet sie mit der
offensichtlichen Einsamkeit ihrer alten Nachbarin, die bald darauf ins
Krankenhaus eingeliefert wird. Möglicherweise wird sie sterben und sie
bittet Pilar dafür zu sorgen einem alten Bekannten Bescheid zu geben.
Sie würde ihn gerne noch einmal sehen. Dieser Mann heißt Gian-Luca
Ventura (Henrique Espirito Santo). Gerade in dem Moment als Pilar den
alten Mann gefunden hat und mit ihm ins Krankenhaus fährt, bekommt sie
die Nachricht, dass Aurora verstorben ist...
Es folgt "Das Paradies" und führt den Zuschauer nach Afrika - zu
einer Zeit als Aurora jung war (Ana Moreira), verheiratet mit einem
guten Mann (Manuel Mesquita) und dann doch der Anziehung von Ventura
(Carloto Cotta), ihrem Nachbar verfällt. Die beiden gehen eine
gefährliche Liebschaft ein, die auch durch das Haustier von Aurora -
einem kleinen Krokodil - noch beschleunigt wird. Interessanterweise
wirkt die Zweiteilung des Films nicht nur wie ein Sammelsurium an
originellen Ideen, sondern der Regisseur schuf damit eine perfekt
gefügte Einheit. Ein bisschen traurig entlässt der Film seinen
Zuschauer, denn zu sehr ist das Thema der Vergänglichkeit präsent, der
Film erzählt von Dingen, die verschwinden und die irgendwann nur noch
als Erinnerung existieren.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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