Regie: Hirokazu Koreeda
Ein aussergewöhnliches Familiengeheimnis...
"Shoplifters" ist ein japanischer Spielfilm von Hirokazu Koreeda
und erhielt für den deutschen Kinoeinsatz den Zusatztitel
"Familienbande". Dem Film gelang es eine Oscarnominierung für den besten
ausländischen Film 2019 zu bekommen und musste sich am Ende mit
weiteren starken Konkurrenten wie "Werk ohne Autor", "Cold War" und
"Capernaum" wegen des mexikanischen Siegers "Roma" (leider immer noch
nicht auf DVD erschienen) von Alfonso Cuaron geschlagen geben.
Dabei beginnt "Shoplifters" eher etwas harmlos, aber die Geschichte
steigert sich enorm und am Ende des Films hat man als Zuschauer einen
bleibenden Eindruck und ist restlos begeistert von dieser ganz einfachen
Geschichte über Menschen und deren Bedürfnisse. "Shoplifters" handelt
von dem Wesen einer Familie und der Regisseur ließ sich von der Armut in
seinem Heimatland inspirieren. Viele Menschen müssen sich mit
Ladendiebstählen über Wasser halten.
Am Anfang sieht man einen erwachsenen Mann (Lily Franky) und einen
kleinen Jungen (Kairi Jō) beim erfolgreichen Ladendiebstahl. Die beiden
gehen dabei sehr professionell vor und erweisen sich als gut
eingespieltes Team. Es wirkt als wären die beiden Vater und Sohn. Doch
dies ist nicht die Wahrheit, wie sich später herausstellt. Der Mann
heißt Osamu Shibata und lebt mit seiner Frau Nobuyo (Sakura Ando), der
Großmutter (Kirin Kiki) und Tochter Aki (Mayu Matsuoka) in einer kleinen
Wohnung auf engstem Raum in der Millionenmetropole Tokio. Der Junge
heißt Shota und entdeckt in der Nachbarschaft ein kleines Mädchen, die
von ihrer Mutter ständig vernachlässigt wird. Es ist Winter und das
kleine Mädchen, das Yuri (Miyu Sasaki) heißt friert auf dem Balkon, wo
sie von ihren Eltern ausgespert wurde. Kurzerhand nimmt die Familie Yuri
bei sich auf, sie bekommt zu Essen und darf auch übernachten. Sie
wollen die Kleine am nächsten Tag wieder zurückbringen, doch ein Krach
der Eltern hält sie davon ab und so bleibt das Kind bei der neuen
Familie, ohne dass die den Eltern Bescheid geben. Osamu würde es sich
wünschen, wenn der kleine Shota ihn endlich "Vater" nennen würde, doch
der Junge zögert. Damit wird auch immer mehr das Geheimnis der Familie
preisgegeben. Diese Menschen sind nicht miteinander verwandt, sie haben
sich im Laufe der Zeit zusammengefunden und leben zusammen. Sie
bestreiten ihr Leben mit Gelegenheitsjobs und mit kleineren Diebstählen,
vor allem Lebensmittel sind dabei immer sehr begehrt. Doch dann
geschieht etwas, bei dem sich dieser zusammengewürfelte Haufen von
Menschen als Familie erst einmal beweisen muss...
Koreeda erzählt seine Geschichte fast beiläufig und er vermeidet
auch die Gefahr von gewissen Sentimentalitäten. Dieser nüchterne
Erzählstil ist aber der Schlüssel dafür, dass sich die Geschichte immer
mehr zu einem gewissen Sog in Richtung Tiefe entwickelt und am Ende ganz
viel schöne Melancholie und Poesie entfalten konnte. Dabei agieren auch
die Darsteller sehr unaufgeregt, aber umso eindringlicher. Die
Ensembleleistung ist großartig. Besonders hervorzuheben sind aber Kirin
Kiki als Oma Hatsue, Sakuro Ando als "Mutter" Nobuyo, die am Ende ein
riesiges Opfer vollbringt und der 12jährige Kairi Jō, der den kleinen
Shoba spielt und am Ende eine total schöne und dennoch traurige Szene
hat. Für mich ist "Shoplifters" ein echtes Meisterwerk.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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