Montag, 23. Dezember 2019

Shoplifters


Regie: Hirokazu Koreeda

Ein aussergewöhnliches Familiengeheimnis...

"Shoplifters" ist ein japanischer Spielfilm von Hirokazu Koreeda und erhielt für den deutschen Kinoeinsatz den Zusatztitel "Familienbande". Dem Film gelang es eine Oscarnominierung für den besten ausländischen Film 2019 zu bekommen und musste sich am Ende mit weiteren starken Konkurrenten wie "Werk ohne Autor", "Cold War" und "Capernaum" wegen des mexikanischen Siegers "Roma" (leider immer noch nicht auf DVD erschienen) von Alfonso Cuaron geschlagen geben.
Dabei beginnt "Shoplifters" eher etwas harmlos, aber die Geschichte steigert sich enorm und am Ende des Films hat man als Zuschauer einen bleibenden Eindruck und ist restlos begeistert von dieser ganz einfachen Geschichte über Menschen und deren Bedürfnisse. "Shoplifters" handelt von dem Wesen einer Familie und der Regisseur ließ sich von der Armut in seinem Heimatland inspirieren. Viele Menschen müssen sich mit Ladendiebstählen über Wasser halten.
Am Anfang sieht man einen erwachsenen Mann (Lily Franky) und einen kleinen Jungen (Kairi Jō) beim erfolgreichen Ladendiebstahl. Die beiden gehen dabei sehr professionell vor und erweisen sich als gut eingespieltes Team. Es wirkt als wären die beiden Vater und Sohn. Doch dies ist nicht die Wahrheit, wie sich später herausstellt. Der Mann heißt Osamu Shibata und lebt mit seiner Frau Nobuyo (Sakura Ando), der Großmutter (Kirin Kiki) und Tochter Aki (Mayu Matsuoka) in einer kleinen Wohnung auf engstem Raum in der Millionenmetropole Tokio. Der Junge heißt Shota und entdeckt in der Nachbarschaft ein kleines Mädchen, die von ihrer Mutter ständig vernachlässigt wird. Es ist Winter und das kleine Mädchen, das Yuri (Miyu Sasaki) heißt friert auf dem Balkon, wo sie von ihren Eltern ausgespert wurde. Kurzerhand nimmt die Familie Yuri bei sich auf, sie bekommt zu Essen und darf auch übernachten. Sie wollen die Kleine am nächsten Tag wieder zurückbringen, doch ein Krach der Eltern hält sie davon ab und so bleibt das Kind bei der neuen Familie, ohne dass die den Eltern Bescheid geben. Osamu würde es sich wünschen, wenn der kleine Shota ihn endlich "Vater" nennen würde, doch der Junge zögert. Damit wird auch immer mehr das Geheimnis der Familie preisgegeben. Diese Menschen sind nicht miteinander verwandt, sie haben sich im Laufe der Zeit zusammengefunden und leben zusammen. Sie bestreiten ihr Leben mit Gelegenheitsjobs und mit kleineren Diebstählen, vor allem Lebensmittel sind dabei immer sehr begehrt. Doch dann geschieht etwas, bei dem sich dieser zusammengewürfelte Haufen von Menschen als Familie erst einmal beweisen muss...




Koreeda erzählt seine Geschichte fast beiläufig und er vermeidet auch die Gefahr von gewissen Sentimentalitäten. Dieser nüchterne Erzählstil ist aber der Schlüssel dafür, dass sich die Geschichte immer mehr zu einem gewissen Sog in Richtung Tiefe entwickelt und am Ende ganz viel schöne Melancholie und Poesie entfalten konnte. Dabei agieren auch die Darsteller sehr unaufgeregt, aber umso eindringlicher. Die Ensembleleistung ist großartig. Besonders hervorzuheben sind aber Kirin Kiki als Oma Hatsue, Sakuro Ando als "Mutter" Nobuyo, die am Ende ein riesiges Opfer vollbringt und der 12jährige Kairi Jō, der den kleinen Shoba spielt und am Ende eine total schöne und dennoch traurige Szene hat. Für mich ist "Shoplifters" ein echtes Meisterwerk.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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