Sonntag, 1. Dezember 2019

4 Monate, 3 Wochen, 2 Tage







































Regie: Cristian Mungiu

Schwangerschaftsabbruch...

Als bester europäischer Film des Jahres 2007 wurde das rumänische Drama "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage" ausgezeichnet und warf damals die Konkurrenz "Auf der anderen Seite" (Fatih Akin), Die Queen (Stephen Frears), "Der letzte König von Schottland" (Kevin MacDonald), "Persepolis" (Vincent Paronnaud & Marjana Satrapi) und "La vie en Rose" (Olivier Dahan) überraschend aus dem Rennen. Auch Regisseur Cristian Mungu wurde mit dem Regiepreis ausgezeichnet.
Die beklemmende Geschichte, die Mungu erzählt, spielt im Jahr 1987. Seit mehr als 20 Jahren wird das kommunistische Land von Nicolae Ceausescu regiert, der sich zwar Moskau unterordnete, aber sein Land auf einen nationalen Sonderweg führte. Der Diktator betrieb einen extremen Führerkult und um das Volk klein zu halten war der Geheimdienst sehr groß. Diese Securitate hatte eine riesige Macht und wer nicht mitzog, der durfte auch Bekanntschaft mit deren großer Brutalität machen. Die Wirtschaftslage damals war mehr als schlecht und im Gegensatz zu anderen osteuropäischen Republiken war die Sexualmoral in Rumänien sehr erdrückend und so gab es auch keine Verhütungsmittel. Die vielen Schwangerschaftsabbrüche waren immer illegal und auf dieses Verbrechen standen mehrere Jahre Gefängnis. Durch diesen verbotenen Eingriff, der sehr oft von Laien im Verborgenen durchgeführt wurde, kamen auch viele Frauen ums Leben. Man schätzt 10.000 Schwangere, die den Abbruch unter diesen erschwerten, teilweise dilettantischen Bedingungen, nicht überlebten.
In dieser düsteren Zeit leben auch die zwei Studentinnen Otilia (Annamaria Marinca) und Gabita (Laura Vasiliu). Die beiden sind eng miteinander befreundet und leben zusammen im Studentenwohnheim. Gabita ist schwanger und hat sich entschlossen das Kind abtreiben zu lassen. Ein gefährliches Unterfangen, von dem am besten keiner etwas wissen sollte. Lediglich die beste Freundin ist eingeweiht und so wird Otilia zur aktiven Figur für dieses äusserst gefährliche Unternehmen. Noch nicht mal ihr Freund Adi (Alexandru Potocean) darf davon wissen. Der ist auch verwundert, weil sein Mädchen an diesem besagten Tag so abweisend wirkt und nun auch nicht lange bei der Geburtstagsfeier von Adis Mutter (Luminita Gheorghiu) bleiben will und ständig irgendwohin telefonieren will. Sie ruft im Hotelzimmer an, wo ihre Freundin nach dem Eingriff im Bett liegt.... Einige Stunden vorher hat Otilia dieses Zimmer für sich und ihre Freundin gemietet und sich dann mit einem gewissen Herrn Bebe (Vlad Ivanov) getroffen, der die Abtreibung am kostengünstigsten anbot. Diesen Tipp haben die beiden von einer Bekannten bekommen. Dieser Herr Bebe erkennt gleich, dass Gabita nicht im 2. Monat schwanger ist, wie sie behauptet hat, sondern schon viel weiter. "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage" und damit ist dies keine Tötung mehr, sondern Mord. Somit noch gravierender, wenn man erwischt wird. Die beiden jungen Frauen haben weniger Geld dabei, als der Mann verlangt. Und so verlangt er zusätzlich Sex....



Eine alltägliche Geschichte einfacher Menschen, die in einem Regime leben. Mungu hat diese Geschichte sehr intensiv auf die Leinwand gebracht und trotz dem strengen Minimalismus, der seinen preisgekrönten Film kennzeichnet, ist die Spannung enorm. Die Paranoia, die so ein unerbittliches Regime kennzeichnet, ist allgegenwärtig - selbst bei scheinbar ganz unwichtigen und banalen Handlungen wie dem Buchen eines Zimmers im Hotel. Ständig herrscht eine graue, freudlose Stimmung vor und zeigt so auch das chronische Unbehagen der Menschen, die dieser Diktatur unterworfen sind. Egal ob sie sich in diesem ominösen Hotelzimmer, im Studentenwohnheim oder auf einer Geburtstagsfeier befinden. Mungus Film verfügt phasenweise über eine starke existentielle Wucht. Nüchtern, manchmal richtig dokumentarisch, die Kameraarbeit von Oleg Mutu bleibt immer sehr distanziert und verstärkt den Eindruck der ständigen Überwachung durch ein diktatorisches System.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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