Regie: William Friedkin
Das Himmelfahrtskommando...
William Friedkin ist ein US-Regisseur, der in einigen seiner Filme
einen sehr eigenständigen, beinahe schon dokumentarischen Stil
verwendete. So auch in seinem oscarprämierten Thriller "French
Connection", der an Originalschauplätzen in Brooklyn gedreht wurde und
auch einige Szenen mit Handkamera gedreht wurden. Einen ähnlichen Stil
verwendete er in seinem 1977 entstandenen Abenteuerthriller "Sorcerer",
der in Deutschland unter dem Titel "Atemlos vor Angst" zu sehen war. Es
war ein Remake des Henri Clouzot Klassikers "Lohn der Angst" aus dem
Jahr 1953 und basiert auf dem Roman "Le Salaire de la peur"von Henri
Georges Girard.
Leider floppte der Film an der Kinokasse - er spielte in den USA
nur 6 Millionen Dollar ein, weltweit wurde ein Umsatz von ca. 9
Millionen Dollar erreicht. Zu wenig, um an der Kasse zu zünden, denn das
Budget des Films war höher als die Einnahmen.
Bei der 50sten Verleihung des Academy Award bekam Friedkins Film
auch nur eine Nominierung für den besten Ton. In allen anderen
Kategorien wurde der spannende Reißer komplett ignoriert. Er konnte aber
in einer retrospektiven Sicht viel Boden gut machen, genauso wie
Friedkins Schwulen-Skandal Thriller "Cruising" mit Al Pacino, der nur 3
Jahre später die Gemüter erhitzte.
Schade eigentlich - Friedkin galt durch seine Tophits "French
Connection" und "Der Exorzist" als einer der ganz erfolgreichen
Filmemacher des New Hollywood. Seine späteren Filme hatten da leider
nicht mehr diese Zugkraft, obwohl sie heute eigentlich als Klassiker
oder gar Meisterwerke angesehen werden. Neben den beiden bereits
erwähnten "Flops" gilt das auch für den äusserst gelungenen 80s Neo Noir
"Leben und Sterben in L.A.".
Die Geschichte spielt in einem namenlosen Dorf in Nicaragua. Dort,
fernab von der Zivilisation, hat es einige gestrandete Existenzen
hingeschlagen: Der US-Gangster Jackie Scanlon (Roy Scheider), der sich
jetzt lt. falschen Pass Juan Dominguez nennt und vor Auftragskillern auf
der Flucht war. Auch der ehemalige Investmentbanker Victor Manson
(Bruno Cremer) ist dort gestrandet, nachdem er aus Paris wegen
Betrugsvorwürfen geflohen ist. Ersatzmann für den deutschen Nazi
"Marquez" (Karl John) wird der mexikanische Killer Nilo (Francisco
Rabal). Auch der gesuchte arabische Terrorist Kassem Martinez (Amidou)
ist in diesem Dorf untergetaucht. Und diese fünf genannten sind nur ein
Bruchteil der Gestalten, die an diesem Ende der Welt, an der Endstation
angekommen sind, aber keine Chance mehr haben diese Einöde hinter sich
zu lassen. Denn dazu braucht man Geld und das hat keiner dieser Männer.
Doch eines Tages ergibt sich eine Chance Geld zu verdienen und
vielleicht wieder in die frühere Heimat zurückzukehren, zumindest aber
ins zivilisierte Managua. Denn auf einem entfernt gelegenen Erdölfeld
ist eine Bohrstation erxplodiert, bei diesem Ereignis gab es viele Tote.
Der verantwortliche Leiter hat nur die einzige Möglichkeit aus einem
alten Dynamit Lager Sprengmaterial zur Unfallstelle bringen zu lassen.
Doch dieses dort gelagerte Nitroglyzerin ist so falsch gelagert worden,
dass der Transport im Hubschrauber den sicheren Tod für den Piloten
bringen wird. Kleinste Erschütterungen, die eine Explosion verursachen
könnte, wären zwar auch in den beiden zur Verfügung stehenden Lastwagen
möglich, aber die Chance durchzukommen ist etwas besser. Fahrer werden
gesucht, geprüft und die vier besten dieser Männer bekommen den
Zuschlag: Der Amerikaner, der Franzose, der Deutsche und der Araber.
Natürlich ist die Fahrt zum Erdölfeld das reinste Himmelfahrtskommando
und das wissen auch die Männer....
Der Originalfilm von Henri Clouzot ist ein zeitloser großer
Klassiker, einer der besten Filme, die je gemacht wurden. Und
überraschenderweise ist Friedkins Version beinahe ebenbürtig. Die
Szenen, in denen die Lastwagen über eine modrige Hanfseilbrücke gelotst
werden müssen - und das bei strömendem Dauerregen - kann man eigentlich
nicht spanneder und besser inszenieren. Die Musik stammt übrigens von
der deutschen Kultband Tangerine Dream und es ist bitter, dass es bisher
keine deutschsprachige DVD-Fassung dieser meisterhaften Neuverfilmung
gibt. Friedkin hat den Originalfilm nicht kopiert, sondern er liefert
ganz viele eigenständige Ideen mit ins filmische Geschehen.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen