Regie: Ang Lee
Der Kollaborateur und der Lockvogel...
"Lust, Caution" (deutscher Titel: Gefahr und Begierde) von Ang Lee
wurde 2007 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem
Goldenen Löwen geehrt. Bereits 2 Jahre zuvor erhielt der Regisseur für
"Brokeback Mountain" ebenfalls den Hauptpreis. "Gefahr und Begierde"
wurde von Taiwan für die Oscar Verleihung in der Kategorie "Bester
fremdsprachiger Film" ausgewählt, er wurde aber von der Academy nicht
angenommen.
Der erotische Spionagethriller lebt natürlich von der
Anziehungskraft zwischen dem Kollaborateur Herr Yee, gespielt von Tony
Leung Chiu Wai und dem schönen Lockvogel, die sich als Frau Mak ausgibt
und sich unter dem Namen mit Herr und Frau Yee anfreundet - mit dieser
Rolle wurde die chinesische Schauspielerin Tang Wei einem
internationalen Publikum bekannt.
Obwohl Ang Lee den Film vor dem Kinostart in China um sieben
Minuten gekürzt hatte, wurde Anfang März 2008 durch Medienberichte
bekannt, dass die Karriere der Schauspielerin dort der staatlichen
Zensur zum Opfer fallen würde. So sendete die staatliche chinesische
Kommission für Fernsehen, Film und Radio ein Memo an Fernsehstationen
und Printmedien mit der Anweisung, nicht mehr über die Schauspielerin zu
berichten. Ferner wurde Tang von allen Preisverleihungen in China
ausgeschlossen. Berichte über den Film und sie selbst wurden in
Online-Foren entfernt. Der inoffizielle Medienboykott soll den
tatsächlich äusserst freizügigen Aktszenen geschuldet gewesen sein, der
wahre Grund wurde jedoch in dem Charakter ihrer Rolle in dem
unpatriotischem Film vermutet.
Hongkong 1938 Während
des Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges reist eine schüchterne,
unerfahrene Universitätsstudentin, Wong Chia Chi (Tang Wei) von Shanghai
nach Hongkong und besucht ihr erstes Jahr an der Lingnan-Universität. Der
Student Kuang Yu min (Lee Hom Wang) lädt sie ein, seinem patriotischen
Theaterclub beizutreten, und schon bald wird sie zur Hauptdarstellerin
und inspiriert sowohl ihr Publikum als auch ihre Kollegen. Inspiriert
von den patriotischen Spielen des Clubs überredet Kuang die Gruppe,
einen konkreteren Beitrag zum Krieg gegen Japan zu leisten. Er
schmiedet einen Plan zur Ermordung von Herrn Yee (Tony Leung), einem
Spezialagenten und Rekrutierer der Marionettenregierung von Wang
Jingwei, die von der japanischen Besatzung in China eingesetzt wurde. Die
schöne junge Frau wird ausgewählt, um die Undercover-Rolle von "Mrs.
Mak“ zu übernehmen, der eleganten Frau eines Handelsfirmenbesitzers. Sie fügt sich in den sozialen Kreis von Frau Yee (Joan Chen) ein. Chia Chi erregt bald die Aufmerksamkeit von Mr. Yee und versucht, ihn an einen Ort zu locken, an dem er ermordet werden kann. Chia
Chi ist noch Jungfrau und willigt widerstrebend ein, Sex mit einem
anderen Studenten zu haben, die in die Verschwörung verwickelt ist, um
ihre Rolle als verheiratete Frau glaubwürdig zu spielen. Yee fühlt sich zu Chia Chi hingezogen und tappt beinahe in die Falle, zieht sich aber im letzten Moment zurück. Kurz darauf ziehen Herr und Frau Yee zurück nach Shanghai und lassen den Schülern keine Chance mehr, ihre Mission zu erfüllen. Drei
Jahre später trifft Chia Chi im japanisch besetzten Shanghai erneut auf
Kuang, der inzwischen ein Undercover-Agent des Juntong-Geheimdienstes
ist, der die japanischen Besatzungstruppen und die Marionettenregierung
stürzen will. Durch diese Begegnung wird der Plan Herr Yee erneut zu
ermorden wieder aufgenommen. Chia Chi wird nun seine Geliebte. Doch
durch die Affäre entwickeln sich auch bei Chia Chi Gefühle zu dem Mann,
den sie in eine tödliche Falle locken soll...
Die Kameraarbeit ist dank Rodrige Prieto (Brokeback Mountain,
Silence, Babel, Irishman, Argo, Homesman, Alexander, Frida, Amores
Perros) hervorragend gelungen. Dazu kommen die exzellenten
Darstellerleistungen, die der Geschichte um Begehren, Moral und Verrat
die nötige Glaubwürdigkeit geben. Ang Lee lässt sich Zeit, dass sich die
Geschichte gut entwickeln kann. So sind gerade die Nebenschauplätze -
wenn etwas Frau Yee ihre Freundinnen zum Mahjong Spiel einlädt und sich
die vier Frauen unterhalten - ausserordentlich gut gewählt. An der Kasse
spielte "Gefahr und Begierde" etwas mehr als 67 Millionen dollar ein.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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