Regie: King Hu / Ching Siu Tung
Meister des Schwerts...
"Swordsman" aus dem Jahr 1990 war eigentlich als Comeback für
Regisseur King Hu (Hauch von Zen, Die Herberge zum Drachentor, Das
Schwert der gelben Tigerin, Regen in den Bergen) gedacht. Doch nach
einem Zerwürfnis mit dem Produzenten Tsui Hark verließ er die
Produktion, die dann mit mehreren Regisseuren wie Ching Siu-Tung (A
Chinese Ghost Story), Ann Hui, Andrew Kam und Tsui Hark selbst
fertiggestellt wurde. Interessanterweise sieht man dem fertigen Wuxia
Film diese künstlerischen Querelen nicht an. Er wirkt wie aus einem Guß
und trägt trotzdem die Handschrift des in Peking geborenen Filmemacher,
der in den Credits auch als Regisseur genannt wird. der für seine
Choreographien des schwerelosen Klingenkreuzens mit dem Hongkong Film
Award ausgezeichnet wurde. Die Story spielt zur Zeit der Ming Dynastie,
während Kaiser Wanli (1572 bis 1620) an der Macht war. In der
kaiserlichen Bibliothek wird eine geheime Schriftrolle gestohlen. Diese
Sonnenblumenschrift gibt ihrem Besitzer Anleitungen über eine
übermenschliche Schwertkampftechnik, die ihn praktisch unbesiegbar
machen könnte. Alle Clans Chinas sind nun verdächtig und alle sind
hinter dieser brisanten Schriftrolle her. Der kaiserliche Eunuch (Shun
Lau) muss das wertvolle Dokument unbedingt zurückholen, ansonsten fällt
er beim Kaiser in Ungnade. Gemeinsam mit seinem untergebenenen, aber
sehr ehrgeizigen Helfer Yeung Au (Jacky Cheung) wird der mitwissende
Bibliothekar geköpft und fortan das Haus eines Offiziers in der Fajiau
Provinz belagert, der am ehesten als Dieb in Frage komt. Gerade als die
Sache dort immer brenzliger zu werden scheint, tauchen wie von
Geisterhaus mit Wu-Chung Ling (Sam Hui) und Yue Lingshan(Cecilia Yip)
zwei Huan Chan Schüler auf, die dem Offizier eine Botschaft ihres
Meisters Ngok (Sui-ming Lai) überbringen sollen. Yue Lingsham ist
natürlich ein Mädchen, verkleidet als kleiner Bruder, die ihrem großen
Bruder folgt und so ungefähr so männlich aussieht wie Barbie. Dennoch,
das Verkleidungsspiel ist fester Bestandteil dieser Wuxia Filme und die
beiden Youngster geraten natürlich zwischen die Fronten. Und Wu Chung
Ling erfährt natürlich vom Offizier, der gemeuchelt wird, wo er die
Schrift versteckt hat. Er solle dies aber nur seinem Sohn Lin verraten.
Es bleibt den beiden Schülern nur noch die Flucht. Auf einem Boot lernen
sie den Meister Qu Yang (Ching Siu Tung) vom Sonnemond-Orden kennen.
Sie werden Freunde und singen gemeinsam während der Bootsüberfahrt den
Ohrwurm "Wir trotzen der Verdammis". Die Reisegesellschaft wird aber von
den Feinden eingeholt, das Boot gerammt und Qu Yang schenkt vor seinem
Ableben den Schülern eine Schriftrolle mit dem Text des Songs. Dies
führt natürlich im weiteren Verlauf des Films für die daraus
resultierenden Verwechslungen. Jedenfalls weckt Wu-Chung auch das
Interesse von Ying (Sharla Cheung), einer Anführerin des
Sonnenmond-Ordens und deren rechter Hand Blue Phoenix (Kit Ying Yuen),
die dafür sorgt, dass der vergiftete Wu-Chung gerettet wird...
Der Film orientiert sehr stark an den Klassikern des Genres und kokettiert auch immer wieder mit diesen beliebten Veratzstücken. Dabei wirkt Hauptdarsteller Sam Hui nicht ganz so perfekt wie sein Nachfolger Jet Li, der in der Fortsetzung seinen Part übernahm. Sam Hui setzt vor allem auf Humor und auf gelungene Slapstick Einlagen. Die märchenhaft bunten Bilder, die perfekte Choreografie und die schillernden Gestalten des Films machten "Swordsman" zu einem modernen Klassiker seiner Sparte. Der Film wurde auch dank der Ausstrahlung im ZDF in den 90ern auch dem deutschen Publikum als "Meister des Schwerts" bekannt. Es ist vielleicht diese auf den ersten Blick seltsam anmutende Mischung aus Tsui Hark, King Hu und Ching Siu Tung Motiven, denen der Film seine enorme Dynamik verdankt. Der Zuschauer wird mit einer Überdosis fernöstlichem Kung Fu belohnt, tolle Bilder runden das actionhaltige Historienspektakel ab. Die Kämpfe sind toll choreografiert und auch King Hus Nachfolger auf dem Regiestuhl waren ernsthaft bemüht im Geist des großen Meisters das Werk zu vollenden. "Swordsman" wirkt ähnlich wie "Chinese Ghost Story" - nur eben ohne Dämone. Jacky Cheung, damals noch am Anfang seiner Karriere, wurde mit dem Golden Horse für seine Rolle als listenreicher und raffinierter Handlanger des mächtigen Eunuchen ausgezeichnet.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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