Regie: Tim Hunter
Eine Kleinstadt, wie viele andere...
Irgendwie hinterlässt Tim Hunters Film "Rivers Edge" (Das Messer am
Ufer) einen sehr zwiespältigen Eindruck. Man hat Mühe die Geschichte
treffend einzuordnen. Was aber auch vielleicht gerade die große Stärke
des 1986 gedrehten Krimidrama sein könnte. Eine fast alltägliche
Geschichte einer Gruppe von Teenagern, die in den Tag hinein leben und
in einer Nordkalifornischen Kleinstadt leben.
Zu spüren ist die Entfremdung und die moralische Leere unter den
Kids, die in einer drogenorientierten und wenig wertvollen Umgebung mit
nur wenig oder Null Kultur aufwachsen. Er vermittelt permanent eine
beunruhigende Qualität einer kollektiven Angst. Alles wirkt düster,
langweilig und stumpfsinnig.
Als der 11jährige Tim (Joshua John Miller) die Puppe seiner
Schwester in einen Fluss wirft, sieht er am anderen Ufer den Teenager
Samson Tollet (Daniel Roebuck) rauchen, der neben der nackten Leiche
seiner Freundin Jamie liegt und befreit vor sich hinschreit. Kurz darauf
spielt Tim ein Arcade-Spiel in einem Supermarkt, wo er sieht, wie Sam
der Verkauf von Bier verweigert wird. Während Sam sich mit dem strengen
Kassierer streitet, stiehlt Tim zwei Dosen Bier. Sam verlässt den Laden,
und als er sein Auto starten will, bemerkt er, dass Tim die Bierdosen
auf seinen Vordersitz gelegt hat. Tim begleitet Sam auf einem Ausflug zu
einem Treffen mit Drogendealer Feck (Dennis Hopper), um Cannabis zu
kaufen. Tim kehrt nach Hause zurück, wo sein älterer Bruder Matt (Keanu
Reeves) und seine Mutter nach der Puppe suchen. Matts ständig aktiver
und hippeliger Freund Layne (Crsipin Clover) trifft ein, und die beiden
fahren zu Feck um Marihuana zu kaufen. Auf dem Weg dorthin erzählt
Layne von einer Party am Vorabend, auf der sich Sam mit seiner Freundin
Jamie (die Tote) gestritten haben.
In der Schule rauchen Layne und Matt mit ihren Freunden Clarissa
(Ione Skye), Maggie (Roxana Zal) und Tony (Josh Richman). Matt spricht
davon, dass er nach Portland abhauen will, was Clarissa abtut. Sam kommt
an und sagt ganz lapidar, er habe Jamie getötet. Clarissa und Maggie
gehen zum Unterricht, weil sie denken, dass er einen Scherz macht. Aber
immerhin bringt Sam seine Kumpel Layne und Matt dazu, Jamies Leiche zu
sehen; Matt ist verstört, während Layne sich sofort darauf konzentriert,
das Verbrechen zu vertuschen. Schließlich ist man solidarisch mit
seinen Freunden...
Irgendwann bekommt einer der Teenager Gewissensbisse - dieser Junge
wird von Keanu Reeves gespielt, der ein beeindruckendes Debüt als Matt
spielt. Die Darstellung von Crispin Glover ist mir an einigen Stellen zu
übertrieben, ich finde sein Spiel sogar ein bisschen die Schwachstelle
in dem Film, der fast in perfekter Weise ganz analytisch ein Verbrechen
skizziert. Dabei erinnert "Das Messer am Ufer" zimindest in seiner
Bitterkeit und seiner verstörenden Machart interessanterweise an das 60s
Meisterwerk "In cold Blood" von Richard Brooks - ein Film, der genauso
hoffnungslos über ein völlig unnötiges Verbrechen berichtet. Man könnte
"Rivers Edge" beinahe schon ins Horror-Genre einordnen, obwohl keine
einzige blutige Szene zu sehen ist. Eine gruselige Vision über
hoffnungslose Jugendliche. Das Bild, bei dem der kleine Tim die Knarre
auf seinen älteren Bruder richtet, brennt sich bleibend im Gedächtnis
ein.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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